2024-04-23T13:35:06.289Z

Vereinsnachrichten
Steht zur neuen Saison nicht mehr an der Seitenlinie des Fußball-Oberligisten FV Ravensburg: Gerhard Rill. (Foto: Derek Schuh)
Steht zur neuen Saison nicht mehr an der Seitenlinie des Fußball-Oberligisten FV Ravensburg: Gerhard Rill. (Foto: Derek Schuh)
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Paukenschlag: Gerhard Rill hört auf

Trainer verlässt Fußball-Oberligisten am Saisonende - Private Gründe geben Ausschlag

RAVENSBURG / tk - Am Samstag hat der FV Ravensburg in der Fußball-Oberliga mit 2:0 gegen den SGV Freiberg gewonnen und für positive Schlagzeilen gesorgt. Am Montag sorgte Gerhard Rill jedoch für einen Paukenschlag der ganz anderen Art. Rill gab bekannt, am Ende der laufenden Saison auszusteigen. Das bestätigte er auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung. Am Abend wurde die Mannschaft über die Entscheidung informiert. Bereits vor der Winterpause hatte Rill den Sportlichen Leiter Peter Mörth informiert.

„Es hat alleine persönliche Gründe außerhalb des Platzes“, sagt Rill. Mit allen im Verein, ob im Vorstand, im Trainerteam oder in der Mannschaft, würde er sich nach wie vor gut verstehen. „Aber die Doppelbelastung, die ich jetzt seit fünf Jahren habe, ist zu groß geworden.“ Seit Weihnachten habe sich herauskristallisiert, dass „ich so nicht weitermachen möchte“. Mörth versuchte zwar, seinen Trainer umzustimmen, und hielt die eigentlich bereits gefallene Entscheidung geheim. Letztlich konnte aber auch der Sportliche Leiter nichts mehr ändern. „Wir bedauern das sehr“, sagt Mörth und lobt Rill als „ehrlich, authentisch, fleißig, zuverlässig und ehrgeizig“.

Angst, dass seine frühe Bekanntgabe der Entscheidung negative Auswirkungen auf den weiteren Saisonverlauf hat, hat Rill nicht. „Ich brenne auf die letzten Spiele, zudem bin ich ja auch in die Planungen für die neue Saison involviert.“ Heißt: Die Spieler können sich nicht erlauben, nachzulassen, wenn sie auch in der Saison 2014/15 beim FV Ravensburg spielen wollen. „Keiner, mich eingeschlossen, kann und wird sich hängen lassen“, versichert Rill. Das sieht auch Mörth so: „Wir sind überzeugt, dass sich die Jungs voll reinhängen und ihrem scheidenden Trainer einen guten Abgang bescheren.“ Neun Partien bestreitet der Aufsteiger aus Ravensburg noch in der Oberliga, der Klassenerhalt rückt immer näher. „Noch haben wir unser Ziel aber nicht erreicht“, sagt der Trainer. „Ich gebe weiter volle Kraft, ich bin viel zu ehrgeizig, um nachzulassen.“

Zwei Monate noch, dann hat Rill Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern. Zeit, die er lange nicht hatte. „Es hieß immer Arbeit/Fußballplatz/Arbeit/Fußballplatz. Ich freue mich auf ein Jahr Pause.“ Mehrfach betont Rill, dass es eine schwere Entscheidung gewesen sei. Viel Lob hat er für den FV Ravensburg und die Verantwortlichen übrig. „Das Vertrauen von Peter Mörth kann man nicht hoch genug einschätzen“, sagt Rill. „Er hat mir als junger Trainer die Verantwortung gegeben.“

Als Spieler kam Rill vor fünf Jahren nach Ravensburg. Nach einer schweren Verletzung übernahm er die U 19, ein Jahr später die U 23 in der Landesliga. Im vergangenen Jahr war Rill zunächst Co-Trainer von Marco Konrad. Als der Ex-Profi lange ausfiel, übernahm der Lehrer Rill das Kommando an der Seitenlinie. Mit ihm blieb der FV dran an der Tabellenspitze. Ende April kam Konrad wieder zurück, gemeinsam erreichten die beiden Trainer die Relegation und dort gegen Schwetzingen den Aufstieg in die Oberliga. Mit diesem Erfolg beendete Konrad seine Arbeit beim FV, Rill wurde vom Co- zum Cheftrainer befördert.

In der Anfangsphase der Oberligasaison taten sich die Ravensburger schwer, mittlerweile hat sich der Aufsteiger aber in der neuen Liga etabliert und rangiert nach 25 Spieltagen (10 Siege, 6 Unentschieden, 9 Niederlagen) mit 36 Punkten auf Tabellenplatz acht. Zur Abstiegszone haben die Ravensburger bereits zehn Punkte Vorsprung. „Es sieht gut aus“, sagt Rill. „Aber noch haben wir unser Saisonziel nicht erreicht.“

Wer Rill hört, weiß, dass er keiner ist, der jetzt auf halbe Kraft zurückschaltet. Er ist einer, dem der Erfolg der Mannschaft am Wichtigsten ist. Offenbar so wichtig, dass private Dinge darunter zu leiden hatten. Wohl auch deshalb hat der Trainer so frühzeitig klargemacht, am Ende der Saison auf dem Fußballplatz kürzerzutreten.

Aufrufe: 01.4.2014, 17:15 Uhr
Schwäbische Zeitung / Thorsten KernAutor