2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
F: Hoops
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Oste/Oldendorf stürmt zum 6:0-Auswärtssieg

Schlie: „Das hat mit Bezirksligafußball nichts zu tun.“

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„Warum geht denn da niemand zum Ball?“, rief Fernando Schelenz, Co-Trainer des TSV Altenwalde, kurz hinein, ansonsten war es still in der 3-Tannen-Arena. Gerade war das fünfte Gegentor gefallen. Ein Freistoß aus linker Position, flach von Mats Schilling geschossen, ließ den Ball unbeirrt ins lange Eck kullern. Torwart Niklas Stanze griff erneut hinter sich, während sein Pendant auf der gegenüberliegenden Seite einsam und verlassen dastand und herüberrief: „Und wir machen weiter, Leute!“. Fassungslosigkeit auf der einen – Durchhalteparolen auf der anderen Seite. Am Ende hieß es 6:0 für den FC Oste/Oldendorf, und trotzdem will Gästetrainer Matthias Quadt ein niveauvolles Spiel gesehen haben, „von beiden Mannschaften“. Der Trainer des Verliererteams, Stefan Schlie, sieht das vollkommen anders. „Das“, so sagt er, „war die Vorstellung eines Absteigers“.

Schlie verfolgte das Spiel mit stoischer Ruhe, unweit der Trainerbank hatte er auf einem Gartenstuhl Platz genommen, den Kopf auf der Hand gestützt. Ungerührt beobachtete er, wie seine Mannschaft in den ersten zwanzig Minuten völlig zusammenbrach.

Dritte Minute, Oste/Oldendorf eroberte den Ball tief in der Hälfte der Gastgeber, Harsefeld-Zugang Nico Eshold kam zum Schuss, der zuerst abgeblockt wurde. Danach brauchte Yannic Dahling nur noch den Fuß hinhalten, um das 1:0 zu markieren, weil er äußerst frei zum Schuss kam.

„Das ist kein Zweikampfverhalten“, sagt Schlie nach der Partie. „Die Defensive insgesamt war eine Katastrophe.“

Zehnte Minute. Ruben Bastein spielte einen Diagonalball auf Helkme, der sich stark gegen seinen Gegenspieler auf der rechten Seite durchsetzte und in die Mitte ablegte. Wieder war es Dahling, der das 2:0 markierte. „Yannic hat das heute sehr gut gemacht“, sagt Quadt. „Sowie die gesamte Mannschaft.“


Fast gelang Dahling noch das 3:0, der immer wieder vorne gesucht wurde und es schaffte, seine Manndecker abzuschütteln. Doch sein Heber ging knapp übers lange Eck (17.). Jan Berner, TSV-Innenverteidiger, sah in der Szene schon nicht gut aus, und eine Minute später war er es, der Nico Eshold im Strafraum von den Beinen holte. Der Schiedsrichter zeigte sofort auf den Punkt. Der Gefoulte verwandelte selbst (19.).

Mit einem 0:3 in die Pause

„Ein bisschen gewundert habe ich mich über das Spiel“, sagt Schlie. „Das hat mit Bezirksligafußball nichts zu tun.“ Ein strenges, aber ein wahres Fazit zum Auftritt des Vizemeisters. „Offenkundig hat es uns nicht gutgetan, letztes Jahr eine so gute Serie zu spielen“, meint Schlie. Diejenigen, die damals noch über sich hinausgewachsen seien, „glauben wohl, dass es jetzt von alleine geht“.

Mit einem 0:3-Rückstand ging es in die Halbzeitpause – eine schwere Hypothek für den TSV Altenwalde. Doch von Resignation keine Spur, immer wieder motivierten sich die Spieler. Das beeindruckt auch den Gästetrainer: „Es war ein sehr intensives Spiel von beiden Teams“, sagt Quadt. „Altenwalde hat ja nie wirklich aufgesteckt.“

Genug Gründe dafür lieferte aber allein die 60. Minute. Zunächst sah TSVs Niko Grabowski die gelb-rote Karte, ehe Yannic Dahling das 4:0 markierte. Es war wieder eine reichlich unkonzentrierte Abwehrleistung von Altenwalde – und das zwölfte Gegentor im dritten Saisonspiel. 13 und 14 sollten folgen.

„Das ist nicht neu, das hatten wir letztes Jahr auch. Wir haben zu viele Gegentore kassiert“, sagt Schlie. „Aber heute haben wir es auch nicht nach vorn gebracht.“

Grycan erwies sich zwar als Aktivposten auf der rechten Seite, doch seine Flankenläufe blieben ohne Wirkung. Kurz vor Ende des Spiels testete er noch die Standfestigkeit des Aluminiums mit einem satten Lattentreffer (87.), doch er allein konnte dem Spiel keine Wendung geben. Stattdessen schossen Schilling und Bastein (81.) noch zwei weitere Tore zum 6:0-Endstand.

"Wir waren bissiger in den Zweikämpfen"

Quadt lobte am Ende die Mannschaftsleistung seines Teams. „ Ich glaub, dass wir heute bissiger in den Zweikämpfen waren und deswegen das Spiel gewonnen haben – und das völlig verdient“, sagte er. „Vielleicht ist es um zwei Tore zu hoch ausgefallen.“

Schlie sieht das anders. „Unsere Defensive hat heute 20 Prozent der Zweikämpfe gewonnen. Da gibt es auch mal sechs Gegentore.“, sagt er. Auch er lobt eine Mannschaftsleistung seines Teams – aber eher die aus der vergangenen Saison. „Wir haben mit einer katastrophalen Mannschaft letztes Jahr die Vizemeisterschaft gewonnen, weil wir zusammengehalten haben und als Team agiert haben“, sagt der Trainer. Was er von der Leistung heute hält, klingt sehr pointiert. „Das ist ein Haufen Individualisten, die kein Bock haben, zusammenzuspielen.“

Während Quadt und sein Team mit sieben Punkten aus drei Spielen durchaus zufrieden sein können, hadert Schlie mit seiner Mannschaft – und muss nun die richtigen Signale setzen. „Jetzt sind wir wieder geerdet“, sagt er. „Und dann muss mal eine Antwort kommen jetzt.“

Aufrufe: 020.8.2016, 19:39 Uhr
FuPa Lüneburg / Joscha HoopsAutor