Mainz. Fanartikel in Oranje und Schwarz-Rot-Gold halten sich im Hause Balte die Waage. Der in Amsterdam geborene Bert Balte drückt beiden Nationalteams gleichermaßen die Daumen. Doch weder Deutschland noch die Niederlande sind für den Trainer des SVW Mainz, der zuvor unter anderem beim SV Gonsenheim und dem TSV Schott Mainz sehr erfolgreich gearbeitet hat, die WM-Favoriten.
Als Achtjähriger kam Balte 1971 nach Deutschland. Seine Eltern waren regelmäßige Deutschland-Urlauber und hatten die Gelegenheit, in Annweiler am Trifels ein Restaurant zu übernehmen. Der kleine Bert, der die ersten drei Schuljahre in den Niederlanden verbracht hatte und dort bereits in der Jugend bei Willem II Tilburg spielte – Vater Balte war dort Jugendleiter – hatte zwar anfangs Probleme, sich an die neue Sprache zu gewöhnen, fand sich aber bald sowohl schulisch als auch sportlich bestens zurecht. Über die B- und A-Jugend beim ASV Landau kam er auf Geheiß von Robert Jung zum FK Pirmasens und später zum FSV Mainz 05, wo er zwei Jahre Oberliga und ein Jahr Zweite Liga spielte.
Ein Schlüsselerlebnis war für Balte in seiner Zeit, als er zugleich Amateurspieler bei den 05ern, A-Jugend-Trainer und Jugendleiter war, der Besuch bei Ajax Amsterdam. „Damals habe ich mit Volker Kersting zusammen das Jugendzentrum besichtigt“, erinnert sich Balte. Den aktuellen Chef des Mainzer Nachwuchsleistungszentrums holte Balte damals als Betreuer in seinen Trainerstab. Noch immer schlägt das Herz des gebürtigen Amsterdamers für den AFC Ajax. 1992 war er beim Uefa-Cup-Sieg der blutjungen Amsterdamer Mannschaft, die damals von Louis van Gaal an die europäische Spitze geführt worden war, live vor Ort. In Deutschland hält Balte den Bayern die Daumen. Ob van Gaal ein Vorbild gewesen sei? „Eine Zeit lang“, sagt Balte, „er hatte auch in München ja seine Erfolge – als Feierbiest sowieso.“
Doch von der neuen Taktik mit Dreierkette, die der amtierende niederländische Nationaltrainer der Elftal verpasst hat, hält Balte nicht viel. „Profis müssen alles spielen können, aber in Holland haben alle das 4-3-3 verinnerlicht“, sagt der 51-Jährige, „ich würde das System lieber bei der WM sehen.“ Große Hoffnungen auf einen niederländischen WM-Titel hat Balte nicht. „Sie haben eine sehr gute Quali gespielt, aber das haben sie ja schon öfters“, sagt er, „als ganz großen Favorit sehe ich sie nicht. Sie haben, denke ich, gute Chancen auf's Viertelfinale.“ Inzwischen sind die Loyalitäten des Niederländers gleichmäßig verteilt. „Früher habe ich gnadenlos zu Holland gehalten“, erzählt er, „inzwischen soll aus meiner Sicht der Bessere gewinnen.“ Über die Finalniederlage 1974 gegen die DFB-Elf habe er sich tagelang geärgert, und die typischen Sprüche im Freundes- und Mannschaftskreis taten ihr Übriges.
„Die Rivalität war damals viel intensiver“, erinnert sich Balte, der bei seinen regelmäßigen Urlaubsreisen in die alte Heimat häufig als „Deutscher“ angesprochen wird. Einige Kilometer nördlich der Geburtsstadt, an der Nordsee, hält sich die Familie Balte am liebsten auf. Früher, in der Südpfalz, war er als Ausländer ein Exot. „Heute macht das ja gar keinen Unterschied mehr“, sagt der Verwaltungsfachangestellte, der im Mainzer Sportamt arbeitet. Dagegen, einmal einen deutschen Pass zu beantragen, „spricht eigentlich nichts“, sagt er, „ich kam einfach noch nicht dazu“. Dem deutschen Team drückt er genauso fest die Daumen wie dem niederländischen. „Ich würde mich riesig freuen, wenn Deutschland Weltmeister wird“, sagt er, „aber das wird auch schwierig.“ Baltes Favoriten sind Brasilien und Spanien.