Offene Arme in der neuen Heimat

,,Ich hatte den Aufruf ,Neumünster hilft' gelesen und mich sofort entschlossen, etwas zu tun. Fußball bot sich für mich am ehesten an, hat er letztlich doch nur eine Sprache", erklärt Lage die Entstehung der Mannschaft. Deshalb hatte er sich im Herbst vergangenen Jahres bereit erklärt, ein bis zwei Mal in der Woche ein Fußballtraining für Flüchtlinge anzubieten. Das Angebot fand so positive Resonanz, dass schon nach kurzer Zeit zu den Übungsstunden über 30 Fußballbegeisterte kamen, darunter auch etliche Erwachsene.

,,Die Jüngeren konnten leistungsmäßig nicht mithalten, da sie körperlich zu unterlegen waren. Deshalb haben wir uns entschlossen, uns auf die Jugendlichen zu konzentrieren", verrät der 34-jährige Speditionskaufmann. Im Laufe der Zeit hat sich eine Gruppe von 17 Spielern herausgebildet, die sich zwei Mal in der Woche zum Training auf dem Gelände des MTSV Olympia trifft.

,,Wir hatten anfangs große Schwierigkeiten, einen Trainingsplatz zu finden. Vor allem bei Olympia wurden wir aber mit offenen Armen empfangen, sodass dieser Verein letztlich unsere Heimat wurde", berichtet Lage. Großzügige Förderung habe man auch vom VfR erhalten, der umfangreich mit Trainingskleidung aushalf.

,,Die Jungs hatten ja nichts, sie spielten teilweise in Jeans und barfuß", beschreibt Lage die Situation zu Beginn seines Projekts. ,,Ein Problem war auch, sie an den geordneten Fußballbetrieb zu gewöhnen. Fußballregeln und Spielablauf waren weitgehend unbekannt, auch Teamdisziplin und Pünktlichkeit mussten geübt werden", schmunzelt der Coach und betont: ,,Vor allem sollen die Jugendlichen auf dem gesamten Sportgelände ausschließlich Deutsch sprechen, auch untereinander."

Heute präsentiert sich die Truppe als hochmotivierte Einheit, die mit viel Spaß und Einsatzbereitschaft trainiert und auch schon einige Freundschaftsspiele gegen andere Mannschaften bestritten hat. Gegen die U 19 der SG Einfeld/Tungendorf gab es Anfang April mit einem 5:0 sogar den ersten Sieg. Und auch um die Mannschaft herum ist Stabilität eingekehrt. Als Co-Trainer konnte Lage Tobias Gosch gewinnen, als Betreuer die lebende Legende Karl-Heinz Rodewald. Katrin Behmerburg wirkt als Managerin, ihr Bruder Stefan springt bei Bedarf als Übungsleiter ein. Sponsoren, unter ihnen auch zwei Unternehmen aus der Neumünsteraner Wirtschaft, konnten ebenfalls geworben werden.

,,Wir wollen in der neuen Saison am Punktspielbetrieb teilnehmen. Dort kommen erhebliche Kosten auf uns zu. Wir benötigen eine Tracht und müssen Gebühren für die Spielerpässe entrichten. Vor allem werden wir hohe Fahrtkosten aufbringen müssen. Wir haben ja keine Eltern, die uns zu den Auswärtsspielen bringen können, wie das in anderen Vereinen üblich ist", stellt Lage fest.

Jetzt konnten er und sein Betreuerteam sich über den Elan freuen, mit dem die Jugendlichen am vormittäglichen Training mit Zazai teilnahmen. Der 22-jährige afghanische Nationalspieler, der in Hamburg lebt, zuletzt in der Reserve des FC St. Pauli spielte, derzeit aber vereinslos ist, begeisterte die Neumünsteraner Kicker mit einem abwechslungsreichen und intensiven Programm. Die Schwerpunkte lagen auf Koordination und Technikschulung. Abschließend gab es ein Spiel und Elfmeterschießen. In der Kabine beantwortete Zazai den jungen Olympia-Spielern dann noch etliche Fragen zu Karriere und Training.

Im Rahmen des Trainingslagers fanden auch zwei Testspiele statt. Erst wurde gegen eine andere Neumünsteraner Flüchtlingsmannschaft mit 2:1 gewonnen, gegen die A-Junioren der SG Wasbek/PSV/Aukrug unterlag Olympia mit 1:2.

,,Im Großen und Ganzen sind wir als Trainerteam sehr zufrieden. Ziel war neben der Verbesserung der Fitness auch die Teambildung. So haben nun auch einmal die Jungs Zeit miteinander verbracht und Gespräche geführt, die sonst weniger Kontakt miteinander haben", resümiert Lage, der hofft, zu Saisonbeginn noch einige deutsche Spieler hinzugewinnen zu können, damit der integrative Charakter seines interessanten Projekts noch mehr zum Tragen kommt. Trainingszeiten der U 19 von Olympia sind dienstags von 18.30 bis 20 Uhr und freitags von 18 bis 19.30 Uhr auf dem Gelände am Forstweg 5.