2024-05-10T08:19:16.237Z

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Am Saisonende ist Schluss beim OFV für Michael Wagner (links) und Marc Lerandy.   | Foto: Alexandra Buss
Am Saisonende ist Schluss beim OFV für Michael Wagner (links) und Marc Lerandy. | Foto: Alexandra Buss

Offenburger FV: Was darf die Oberliga kosten?

Michael Wagner und Marc Lerandy verlassen den OFV, weil sie viel mehr Geld für die erste Mannschaft wollen, aber nicht bekommen

Zum Jahresbeginn rumort es kräftig beim Offenburger FV. Der Traditionsverein kämpft nicht nur gegen den Abstieg aus der Oberliga, er muss sich nun auch wieder auf die Suche nach einer neuen sportlichen Führung machen. Trainer Marc Lerandy und Sport-Vorstand Michael Wagner haben bekanntgegeben, dass sie ihre Arbeit an der Badstraße mit dem Ende dieser Saison beschließen. Sie nennen als Grund unüberbrückbare Differenzen mit der Vereinsführung.
„Es geht in erster Linie um die finanzielle Basis“, sagt Michael Wagner. Er will deutlich mehr Geld für die erste Mannschaft. „Die Konkurrenz in der Region schläft nicht, sie gibt richtig Gas. Man muss mehr Geld generieren, stärkere Akquise von Sponsoren betreiben. Es braucht Leute, die sich um Marketing und Finanzen kümmern.“ Wagner taxiert den Umfang der reinen Personalkosten für die erste Mannschaft (Spieler, Trainer, Betreuer und Masseur), der benötigt würde, um in der Oberliga halbwegs mitspielen zu können, auf rund 200000 Euro. Der OFV liege derzeit bei ungefähr 130000 Euro, so der Sport-Vorstand.

„Solange ich im Vorstand bin, wird es keine Neuverschuldung geben.“ Karl-Heinz Kuderer

Mit seinen Forderungen stieß Wagner bei einer Sitzung mit der Vereinsführung am vergangenen Freitag auf wenig Gegenliebe. Sonntagnacht informierte Wagner daraufhin die Presse per Mail darüber, dass er selbst und Coach Lerandy den OFV im Sommer verlassen. Karl-Heinz Kuderer, geschäftsführender Vorstand im OFV, bedauert, dass Wagner so schnell an die Öffentlichkeit ging. Eigentlich sollte erst der Gesamtvorstand am kommenden Freitag über die Vorschläge befinden. Doch die Tendenz war ohnehin schon klar: Eine drastische Erhöhung des Etats für die erste Mannschaft kann es unter den aktuellen Bedingungen ohnehin nicht geben. „Wahrscheinlich hätte es kein grünes Licht gegeben. Solange ich im geschäftsführenden Vorstand bin, wird es keine Neuverschuldung geben. Der Haushalt muss ausgeglichen sein“, stellt Kuderer fest.

OFV-Urgestein Heinz Falk, Mitglied im Verwaltungsrat und Teammanager, drückt es so aus: „Marc Lerandy hat Forderungen für die Ausstattung der Mannschaft gestellt, die wir nicht erfüllen können. Wir können und wollen nicht über unsere Verhältnisse leben.“

Wagner und Lerandy treten in diesem Konflikt gemeinsam auf, sie sind sich einig in der Haltung, dass die Mannschaft mehr Geld benötigt, um in der höchsten baden-württembergischen Liga wettbewerbsfähig zu sein. „Selbst mit 200000 würden wir immer zu den letzten drei, vier in der Oberliga gehören“, vermutet Wagner. „Die meisten Vereine haben einen weit größeren Etat.“ Dieser Einschätzung widerspricht indes Kuderer.

Wagner sagt, im gehobenen Amateurbereich, zu dem er die Oberliga Baden-Württemberg zählt, sei es wichtig, den Spielern, die studieren, Geld zu geben, damit sie nicht noch nebenher etwas dazu verdienen müssten. „Sie brauchen Sicherheit. Wenn sie die bei uns nicht bekommen, gehen sie eben, trotz der Liebe zu ihrem Ausbildungsverein, irgendwo anders hin.“ Kuderer, Falk und die anderen Mitglieder der Vereinsführung stehen für ein solides Wirtschaften, das auch mit Erfahrungen aus der Vergangenheit zu tun hat. „Ich habe 1991 den Verein mit 1,2 Millionen Steuerschulden übernommen“, sagt Kuderer. „Heute haben wir geordnete Verhältnisse. Ich werde nie zulassen, dass sich der OFV wegen einer Mannschaft, die mehr Geld fordert, verschuldet. Das muss alles erst erarbeitet werden.“ Kuderer beschreibt intensive Diskussionen im Vereinsumfeld, in denen auch schon die Forderung laut wurde, die Ausgaben für die Jugendabteilung herunter zu fahren, um bei gleichem Etat mehr Geld für die erste Mannschaft zur Verfügung zu haben. Mit ihm ist das aber nicht zu machen. „Die Jugend kostet uns jedes Jahr 120 000 Euro, aber die Jugend hält uns hoch. Unsere sportlichen Erfolge basieren auf der Jugendarbeit.“ Eher müsse man dieses Konzept noch verbessern und ausbauen, als es aufzugeben.

Das sportliche Gespann, das den Verein bald verlässt, war durchaus erfolgreich. Beide kamen vor der Saison 2015/16 zum OFV. Lerandy, der ehemalige Profi, der in Lahr aufwuchs, hatte zuvor unter anderen für den SC Pfullendorf und den 1. FC Saarbrücken in der Dritten Liga gekickt. In seiner ersten Saison als Trainer schaffte er mit dem Team souverän die Meisterschaft in der Verbandsliga und den Aufstieg in die Oberliga. Der Kinzigtäler Wagner, im Hauptberuf Polizist in Freiburg, arbeitete als Sport-Vorstand eng mit Lerandy zusammen.

Kuderer, Falk und Kollegen haben derzeit alle Hände voll zu tun mit der Suche nach Nachfolgern für die vakanten Positionen. Zudem muss die Kaderplanung für die Saison 2017/18 vorangetrieben werden. Kein leichtes Unterfangen, steht doch die Ligazugehörigkeit nicht fest. Bei all dem will Wagner helfen. Bei der Jahreshauptversammlung am 27. Januar will man klarer sehen und den Mitgliedern Lösungen präsentieren.
Aufrufe: 09.1.2017, 21:00 Uhr
Uwe Schwerer (BZ)Autor