Oberzell verliert das Derby beim VfB

"Komm schon `Senker´, mach ihn", wenn Spieler und Trainer des VfB Friedrichshafen auf diese Weise Oliver Senkbeil anfeuern, dann liegt der Ball zu einem Eckball oder zu einem Freistoß bereit – und für den Gegner herrscht Alarmstufe Rot im Luftraum vor dem eigenen Tor: Seit Jahren macht Senkbeil verlässlich seine Buden, oft schon hat er seinem Verein mit seinen gefürchteten Kopfbällen Punkte gerettet. Auch gegen Oberzell war der wuchtige Defensivallrounder mal wieder mit zwei Treffern der Matchwinner – und doch war alles anders: "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt zwei Tore mit dem Fuß gemacht habe", schmunzelte Friedrichshafens Fünf nach seinem Doppelpack. Besonders sehenswert: Der 18-Meter-Knaller in den Winkel zum entscheidenden 2:1.

Aber der Reihe nach: Der VfB übernahm von Beginn an die Initiative, die Oberzeller wollten mit Dominik Boos als zweiter Sechs neben Peter Kemmer die Räume für den Gegner noch ein Stück enger machen und mit schnellem Umschaltspiel zum Erfolg kommen. Friedrichshafen hatte die erste Möglichkeit, als sich der agile Joshua Merz in der 7. Minute links durchsetzte und Oberzells Torwart Samuel Kleb die vom eigenen Mann Richtung Tor abgefälschte Hereingabe gerade noch abwehren konnte. Der VfB hatte in Halbzeit eins mehr vom Spiel und auch mehr Torchancen. Endstation war aber Kleb im SVO-Tor oder die Häfler verfehlten den Kasten – wie Merz in der 22. Minute bei der besten Chance für sein Team. Oberzell versteckte sich jedoch keineswegs: Philipp Meier im VfB-Tor war allerdings bei Mohamed Mireys Volleyschuss in der 17. Minute genauso auf dem Posten wie nach Ugur Tuncays Rückpass-Fehler in der 20. und bei Leiulu Anderson Gomes dos Santos´ Kopfball in der 37. Minute.

In der 60. Minute schlug Oliver Senkbeil zum ersten Mal zu: Ein Eckball von rechts, Senkbeil bekommt den Fuß zum Ball, Samuel Kleb im Oberzeller Tor greift daneben – 1:0 für den VfB. Der SVO wechselte zweimal und kam mit einem schulbuchmäßigen Konter sofort zurück. 50 Prozent des Tores gehen auf Linksverteidiger Linus Kleb, der drei Blaue stehen ließ, ehe er den eingewechselten Fabrizio Ardemani schickte, der wiederum Torschütze Gomes dos Santos im Zentrum bediente. Die Friedrichshafener brauchten eine Weile, um nach dem Ausgleich wieder in die Spur zu finden. Es war Senkbeil, der sein Team mit seinem sehenswerten Treffer aus der Distanz in der 84. Minute zum Sieg schoss. Als Oberzell danach die Defensivordnung komplett aufgab, machte Ibrahim Tuncay nach einem Konter den Sack endgültig zu.

"Ich kann meiner Mannschaft keinen großen Vorwurf machen", meinte Oberzells Trainer Achim Pfuderer nach dem Spiel. "Die Jungs haben sehr diszipliniert gespielt. Schade, dass sie nicht mit einem Punkt belohnt wurden. Der Fehler beim 2:1, als wir direkt vor dem Strafraum nicht attackiert haben, darf allerdings nicht passieren." Christian Wucherer, Coach des VfB, war nach den mäßigen Ergebnissen der vergangenen Wochen sichtlich erleichtert über den Dreier im Derby: "Wir waren bis auf eine zehnminütige Phase das bessere Team und haben verdient gewonnen."

VfB Friedrichshafen – SV Oberzell 3:1 (0:0). Tore: 1:0 Oliver Senkbeil (62.), 1:1 Leiulu Anderson Gomes dos Santos (70.), 2:1 Senkbeil (84.), 3:1 Ibrahim Tuncay (88.) – Schiedsrichter: Bailer (Achstetten) – Zuschauer: 150 – VfB: Meier – Nikic, Ugur Tuncay, Delimar (71. Ibrahim Tuncay) – Merz (90. Ljevakovic), Nico Di Leo, Senkbeil, Caltabiano (80. Deniz), Schmidt – Sanli (46. Booch), Daniel Di Leo – SVO: Samuel Kleb – Linus Kleb, Schlegel, Polczynski, Heimpel (46. Krich) – Kemmer, Boos – Mirey (65. Ardemani), Tremmel (68. Volk), Fabio Maucher – Gomes dos Santos.