2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Innenverteidiger Marc Schwerin dirigiert seine Obersontheimer Abwehr. Ansonsten wirkt er noch als Abteilungsleiter, Spielleiter und Organisator.
Innenverteidiger Marc Schwerin dirigiert seine Obersontheimer Abwehr. Ansonsten wirkt er noch als Abteilungsleiter, Spielleiter und Organisator.
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"Mir reichte es auch"

Abteilungsleiter wird zum Trainer - Gespräch mit Marc Schwerin vom TSV Obersontheim

Wenn Not am Mann ist, wird der Abteilungsleiter zum Trainer: Marc Schwerin rettete Obersontheim I vor dem Abstieg und hofft auf die Zweite.

Der TSV Obersontheim durchlebte einen turbulenten Sommer 2015. Damals ging das Trainerduo Marc Elser/Michael Schäfer nach Beginn der Runde. Wie haben Sie das erlebt?

MARC SCHWERIN: Ich sage mal so: Man hat gemerkt, dass die Chemie zwischen Mannschaft und Trainerteam nicht mehr gepasst hat. Einen direkten Auslöser gab es nicht. Es war einfach die Summe der Ereignisse. Marc Elser meinte, dass er die Mannschaft nicht mehr erreiche, er komme an die Jungs nicht mehr heran. Außerdem mache es ihm keinen Spaß mehr. Ich sagte zu ihm als Abteilungsleiter: Dann macht es keinen Sinn mehr. Es gab danach noch ein klärendes Gespräch mit der Mannschaft. Da sagte sie, dass sie Besserung gelobt.

Was ja nicht ganz so war ...

Im ersten Spiel gegen Crailsheim II waren vier Stammspieler im Urlaub. Das ging auch den Trainern an die Nerven. Die Spieler ließen sich von den Urlaubsgedanken nicht abbringen. Michael Schäfer hatte dann ebenfalls genug.

Blieb Ihnen dann nichts anderes übrig, als selbst auch noch das Traineramt zu übernehmen?

Man muss dazu sagen: Zu dem Zeitpunkt reichte es mir auch. Ich hätte am liebsten ebenfalls als Abteilungsleiter aufgehört. Ich habe mich dann vom Vorstand umstimmen lassen. Man darf nicht vergessen, ich bin auch neben Spielertrainer der Zweiten auch noch Abteilungsleiter und Spielleiter. Wenn ich aufgehört hätte, dann wäre es für den Verein schwierig geworden... Marc Elser meinte, er wisse einen, der es machen könnte und sagte: "Schau in den Spiegel!" (lacht) Ich hatte mir eh schon überlegt, wo bekommt man zu diesem späten Zeitpunkt noch einen Trainer her.

Da war es dann schon klar, dass die Saison schwierig werden wird.

Die Hinrunde war hartes Brot. Man darf nicht vergessen: Vorher war ich der Mannschaftskollege. Schon in der Runde davor hatte ich als Innenverteidiger in der Ersten ausgeholfen. Nun wurde ich zum Trainer. Das ist schwierig, als Spieler geht man anders miteinander um. Und dann spielt man noch mit den Jungs selbst mit. Als Trainer ist man im Spiel emotional ganz anders betroffen. Draußen ist man nur Beobachter, kann Tipps geben. Drinnen muss man in erster Linie nach sich selbst schauen. Und man muss sich auch mit Leuten rumschlagen, die sich nichts sagen lassen.

Wann hatten Sie das Gefühl: Wir können es schaffen?

Die Vorbereitung auf die Rückrunde verlief gut. Auch wenn die Ergebnisse etwas ausblieben, war es okay. Wir haben gegen die Sportfreunde Hall ein gutes Spiel gemacht, gegen Crailsheim waren dann individuelle Fehler dabei. (kurze Pause) Knackpunkt war einerseits mein Bruder, der als Spieler mitgeholfen hat. Wir haben jedes Spiel mit ihm gewonnen. Oft reichten 30 Minuten von ihm. Andererseits konnten wir zum Schluss fast immer mit der gleichen ersten Elf auflaufen, denn wir hatten kaum Verletzte. Die Mannschaft bekam Zeit und konnte unverändert zusammenspielen, das ergab eine funktionierende Truppe.

Warum sieht es bei Obersontheim II in der Kreisliga A so schlecht aus?

Die Zweite hat mit Oso I mitgelitten. Wenn man überlegt: Die Mannschaft trainiert fast nie zusammen. Viele helfen nur aus, sind Reservisten. Oder AH-Spieler und A-Jugendliche. Der Kern, der trainiert, muss oft in der Ersten spielen. Das machte die Runde schwer, diese immer wechselnde Besetzung. Außerdem gab es Qualitätsverluste wegen der Spielerabgabe an die Erste. Das Team machte das Beste daraus. Da waren Spiele dabei, da haben wir was mitgenommen, wo ich nie dran gedacht hätte.

Wir wird es in der Relegation?

Die Chancen stehen 50 zu 50. Wir waren in den Vorjahren immer in der Situation, dass wir die Mannschaft waren, die nach oben spielte. Wir werden auf ein motiviertes Satteldorfer Team treffen. Hätten wir mit dem Relegations-Team diese Runde gespielt, wären wir nie Zweitletzter geworden. Wir müssen abwarten, wer mit der Drucksituation besser umgehen kann. Sollten wir doch absteigen, dann müssen wir schauen, mit welchem Team man wieder aufsteigen kann.

Bleiben Sie auf jeden Fall Trainer der Zweiten?

Sollte ich jemand finden, der es macht, könnte auch ein neuer Trainer kommen. Mir macht mein Job Spaß, sonst würde ich nicht selbst noch spielen. Auch in der AH. Als Trainer kommt man manchmal heim und denkt: Warum mache ich das? Aber das hat sich nach ein bis zwei Tagen relativiert.

Die Fragen stellte Guido Seyerle.

Steckbrief

Geburtstag: 7. Mai 1976

Geburtsort: Schwäbisch Hall

Wohnort: Schwäbisch Hall

Familienstand: ledig, 1 Kind

Beruf: Kaufmann im Einzelhandel und Student

Hobbys: Fußball

bisherige Stationen: TSV Obersontheim (ab 6 Jahre)

größte sportliche Erfolge: Aufstieg aus Kreisliga A (2006), zwei Titel im Bezirkspokal, Meister zweite und dritte Mannschaft

Aufrufe: 011.6.2016, 12:10 Uhr
HT / Guido SeyerleAutor