"Oberliga-Kracher" am "Pulverwald"

TuS Erndtebrück - 1. FC Kaan-Marienborn (So 15:00)

Der 23. Spieltag in der Fußball-Oberliga Westfalen wartet am Sonntag (15 Uhr) mit dem heimischen Derby zwischen dem letztjährigen Regionalligisten TuS Erndtebrück und dem Aufsteiger 1. FC Kaan-Marienborn auf.

Hier die Fakten zu dem Kräftemessen am Pulverwald:

Die Situation vor dem Derby: Der TuS Erndtebrück führt die Oberliga-Tabelle mit sieben Punkten Vorsprung auf die Hammer SpVg. (zwei Spiele weniger) und mit acht auf den TSV Marl-Hüls (ein Spiel weniger) an. Marl-Hüls hat allerdings darauf verzichtet, eine Lizenz für die Regionalliga zu beantragen, kommt also nicht für einen der beiden Aufstiegsplätze in Frage. Der TuS hat die Lizenz beantragt. Erndtebrück hat seit der Winterpause zwei Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage eingefahren, dabei in den ersten drei Partien sechs Gegentore kassiert. Deshalb befand Trainer Florian Schnorrenberg nach dem 0:0 in der Vorwoche beim FC Brünninghausen: „Immerhin wieder zu Null gespielt.“ – Der 1. FC Kaan-Marienborn, der zu Saisonbeginn mit einer Serie von zehn Spielen ohne Niederlage hat aufhorchen lassen, wartet nun schon seit Anfang Dezember auf einen Sieg. Lediglich drei Niederlagen und drei Unentschieden stehen seither zu Buche. Am vergangenen Sonntag gab Kaan beim 1:1 gegen den Tabellenvorletzten SuS Stadtlohn noch einen scheinbar sicheren Sieg aus der Hand. Kaan hat als Liga-Neunter nur noch vier Punkte Vorsprung auf den besten der möglicherweise bis zu vier Absteigern und deshalb keine Regionalliga-Lizenz beantragt. „Das passt im Moment nicht zu unserer sportlichen Situation“, erklärte Trainer Thorsten Nehrbauer, „die Mühe können wir uns sparen. Wir sind nicht blauäugig.“

Die Einschätzung der Trainer: „Wir freuen uns auf das Spiel“, sagte TuS-Trainer Schnorrenberg, „und müssen uns auf eine Topleistung von Kaan einstellen.“ Kaan habe sieben Spieler in seinen Reihen, die mit ihren ehemaligen Vereinen schon in die Regionalliga aufgestiegen seien. – Kaans Trainer Nehrbauer hatte schon nach dem Stadtlohn-Spiel angekündigt, sein Team müsse nun „arbeiten, arbeiten, arbeiten“. Während der Woche verordnete er bereits eine Extra-Trainingseinheit. Nehrbauer: „Ich bin mit unserer Situation überhaupt nicht zufrieden.“ Er will sein Team dennoch gewohnt offensiv agieren lassen: „Wir sind keine Mannschaft, die sich hinten reinstellt. Wir bauen unsere Kaan-Zone auf, aber vielleicht ein, zwei Meter tiefer als gewöhnlich.“

Das Personal: Beim TuS Erndtebrück hat Tim Treude nach seiner Verletzungspause in der Vorwoche wieder mit dem Lauftraining begonnen. Dagegen fehlte Innenverteidiger Noel Below (Schlag auf den Fuß) beim Training am Dienstag. Ahmet Saglam (Verletzung am Schienbeinkopf) steht weiterhin nicht zur Verfügung. „In dieser Woche wird bei ihm eine Kontrolle im MRT gemacht“, sagte Trainer Schnorrenberg, – Toni Gänge, Mannschaftskapitän des 1. FC Kaan-Marienborn, wird nach seinem Nasenbeinbruch im Derby womöglich erstmals wieder spielen, dann aber mit einer Gesichtsmaske. Auch Dawid Krieger hat seine Verletzung auskuriert. Patrick Diehl, der bei seinem Acht-Minuten-Comeback am vergangenen Sonntag noch eine große Chance auf den Siegtreffer hatte, fällt erneut aus, nachdem er sich beim Training einen Außenbandriss zugezogen hat. Auch Marius Jung (muskuläre Probleme) ist schon wieder verletzt. Für Jared Jörgens (Armbruch) befürchtet Trainer Nehrbauer, dass er für den Rest der Saison ausfällt: „Es hat Probleme bei der Operation gegeben.“ Unterdessen stehen in Kaan bereits vier Abgänge zum Saisonende fest: Neben Dennis Noll (SuS Niederschelden), Sebastian Wasem (SC Drolshagen) und Christian Runkel (VSV Wenden) werde Michael Reed seine Karriere beenden, sagte Nehrbauer: „Wir planen einen Umbruch und haben schon intensive Kontakte zu neuen Spielern.“

Die Torjäger: Philipp Böhmer vom TuS Erndtebrück steuerte bislang acht Tore zum zweitbesten Angriff der Liga bei. Übrigens: Die Wittgensteiner können auch auf die zweitbeste Hintermannschaft bauen. – Kaans Trainer Nehrbauer musste nach dem 1:1 gegen Stadtlohn wieder die schwache Chancenverwertung seiner Mannschaft bemängeln. Der Beleg: Die besten Käner Torschützen, Dawid Krieger und Semih Yigit, haben jeweils nur viermal getroffen. Kaans Verteidigung ist immerhin die Nummer drei der Liga.

Die Derby-Historie: Nach dem letzten Aufeinandertreffen am Pulverwald zwischen Erndtebrück und Kaan-Marienborn schwärmte die Siegener Zeitung: „König Fußball lebt am Pulverwald“. 1270 Zuschauer verfolgten damals das Spiel zwischen dem Spitzenreiter aus dem Wittgensteiner Land und seinem zuvor direkten Verfolger aus Siegen. An einem Donnerstagabend im April 2011 war das, als beide Mannschaften noch in der Westfalenliga spielten. Erndtebrück gewann mit 2:0; damit waren die Weichen zum Oberliga-Aufstieg gestellt. Aus den heutigen Teams spielten damals Torwart Timo Bäcker und Daniel Waldrich (jetzt Kaan) für Erndtebrück sowie Marius Jung (Eigentor-Schütze zur 1:0-Führung des TuS) und Patrick Diehl für Kaan. Trainer waren seinerzeit noch Peter Cestonaro (TuS/bis 2013) und Dietmar Schacht (Kaan/bis 2011), Das erste Derby seit damals zwischen beiden Clubs endete in der Hinrunde der aktuellen Saison am 6. Spieltag in Kaan-Marienborn mit 0:0.

Die Trainer: Beim TuS Erndtebrück hat Florian Schnorrenberg seit 2013 das Sagen. Unter der Regie des 39-jährigen angehenden Fußballlehrers aus Brachbach schafften die Wittgensteiner 2015 erstmals überhaupt den Sprung in die Regionalliga West, aus der der Verein aber schon nach einer Saison wieder abgestiegen ist. – Thorsten Nehrbauer ist der Meistermacher des 1. FC Kaan-Marienborn. Im Januar 2014 ins Breitenbachtal geholt, feierte der Ex-Profi mit dem Club 2016 den größten Erfolg in seiner damals neunjährigen Vereinsgeschichte, den Aufstieg in die Oberliga Westfalen. Nehrbauer hat unlängst seinen Vertrag in Kaan bis 2020 verlängert.

Die Vereine: Der TuS Erndtebrück, gegründet 1895, ist ein klassischer Mehrsparten-Sportverein mit zwölf Abteilungen (unter anderem Leichtathletik, Skisport, Kegeln und Tischtennis). – Der 1. FC Kaan-Marienborn ist 2007 gegründet worden. Damals hat sich die ehemalige Fußballabteilung des TuS Kaan-Marienborn auf eigene Füße gestellt.

Schiedsrichter: Jonathan Lautz