2024-04-24T07:17:49.752Z

Allgemeines
F: Theo Titz
F: Theo Titz

"Oberliga ist nicht der schlechteste Start"

Der frühere Borussen-Coach und heutige Spielerberater spricht über die Perspektive von A-Jugend-Talenten.

Verlinkte Inhalte

Welche deutsche Stadt beherbergt schon zwei A-Junioren-Bundesligateams? Mönchengladbach kann das seit dem vorigen Jahr für sich in Anspruch nehmen und setzt diese Ausnahmestellung in der Gruppe West auch in der kommenden Saison dank Borussia und des 1. FC weiter fort. Viele A-Junioren wechseln nun in den Seniorenbereich und weisen mit Selbstverständlichkeit darauf hin, dass sie einen Spielervermittler an ihrer Seite haben.

Diese Berater bereiten momentan dem 1. FC Mönchengladbach nach eigener Aussage Probleme, denn der Klub hat es nicht leicht, seine Talente, die er über Jahre gefördert hat, zu halten. Gerd vom Bruch, früherer Borussen-Trainer, leitet inzwischen eine Consulting-Agentur für Trainer und Spieler. Marc-André ter Stegen, Christoph Kramer und Marcell Jansen sind nur einige der 75 Klienten, die von ihm betreut werden. Natürlich kennt sich der 73-Jährige als profilierter Berater auch im Junioren-Fußball aus.

Gehören augenblicklich A-Junioren des 1. FC zu Ihren Klienten?

vom Bruch Nein. Aber ich bin bei fast jedem Heimspiel der A-Junioren des FC oder der Borussia. Allerdings gibt es nicht nur die Gruppe West, sondern noch zwei weitere. Auch da bin ich häufiger mit meinen Mitarbeitern zu sehen. Dass wir in Mönchengladbach jetzt zwei Klubs haben, kommt mir sehr entgegen, weil ich so viel Zeit spare. Ich muss aber auch betonen, dass der FC hervorragende Arbeit geleistet hat. Wir suchen vor allem Talente, die es ganz nach oben schaffen können. Das sind meistens Spieler, die schon in den DFB-Jugendnationalmannschaften gespielt haben.

Welche Vermittler kümmern sich dann um die A-Junioren, die jetzt in den Seniorenbereich wechseln?

vom Bruch Wir besitzen DFB-Lizenzen. Dafür haben wir Prüfungen ablegen müssen. Nachdem sich Heerscharen dazu anmeldeten, hat man die Prüfungsanforderungen erhöht und dadurch auch deutlich weniger Lizenzen ausgegeben. Allerdings finden sich immer wieder Personen, die versuchen, mit einem Glücksgriff ein Talent zu erwischen. Das aber würde dann schnell bei einer Groß-Agentur landen. Es lohnt den Aufwand nicht, Spieler zu einem Oberligisten zu vermitteln. Die haben das Geld nötig, um die Spieler zu bezahlen. Da bleibt für den Vermittler nichts übrig.

Sie haben namhafte Spieler in Ihrer Agentur. Wie entdecken Sie solche Talente?

vom Bruch Früher gab es dafür einen klaren Maßstab: Es musste bei einem Spieler ganz viel Talent vorhanden sein. Das hat sich gravierend geändert. Für eine erfolgreiche Karriere haben andere Faktoren eine immer wichtigere Bedeutung. Auffassungsgabe, Durchstehvermögen und Einsatzbereitschaft sind Kriterien, die geeignet sind, bessere Prognosen zu stellen. Dazu muss man sich um die Jugendspieler kümmern, sie kennenlernen, sie beobachten. Nur dann ist eine gezielte Beratung möglich, wenn es in den Profibereich gehen soll.

Was würden Sie beispielsweise einem A-Junioren von Borussia oder vom FC raten?

vom Bruch Erhalten sie ein Angebot im Profibereich, dann müssen sie ihr Glück versuchen. Weil aber auch Bundesligaklubs ihre U23-Mannschaften zurückziehen, wird beispielsweise das Angebot für die Regionalliga recht groß werden. Für die A-Junioren wird es deswegen schwieriger werden, in diesem Bereich sofort permanent Einsatz zu kommen. Es ist aber wichtig, dass sie Spielpraxis erhalten und sich präsentieren können, um im Seniorenbereich anzukommen. Die Oberliga ist da nicht der schlechteste Startpunkt, wobei man bei seinem Heimatverein bleiben sollte, wenn der in der Oberliga spielt und einen halten will. Man kennt seine Mitspieler, kennt sich um Umfeld aus, und man ist dort schon wer. Das muss man sich alles in einem neuen Verein erarbeiten.

Aber verpassen sie dann nicht den Sprung nach oben?

vom Bruch Für den Sprung nach oben haben sie noch Zeit, bis mit 21 oder 22 der erste Schritt erfolgreich getan ist, hat man noch keine Zeit vergeudet.

KURT THEUERZEIT FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Aufrufe: 021.5.2015, 13:00 Uhr
RPAutor