2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Im Brennpunkt: Schiedsrichter werden händeringend gesucht. Auf dem Platz, hier in der Partie zwischen den Brandenburgligisten TuS Sachsenhausen und dem MSV Neuruppin, haben sie oftmals alle Hände voll zu tun. © MZV
Im Brennpunkt: Schiedsrichter werden händeringend gesucht. Auf dem Platz, hier in der Partie zwischen den Brandenburgligisten TuS Sachsenhausen und dem MSV Neuruppin, haben sie oftmals alle Hände voll zu tun. © MZV

Oberhavel/Barnim fehlen 50 Referees

Der Spielbetrieb im Fußballkreis ist dennoch gesichtert. Die Frage ist aber: wie lange noch?

Dem Fußballkreis Oberhavel/Barnim fehlen 50 Schiedsrichter, um den Spielbetrieb ohne Engpässe zu organisieren. Das sagt Michael Reichert, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses. Von den 204 gemeldeten Unparteiischen stehen am Wochenende nur 100 bis 110 zur Verfügung.

Der im Sommer vergangenen Jahres neu entstandene Fußballkreis Oberhavel/Barnim gönnt sich im Vergleich zu den anderen Verbänden in Brandenburg einen Luxus, auf den er zu Recht stolz ist. "Wir sind die einzigen im FLB, die Kreisliga-Spiele noch mit Assistenten durchführen", sagt Reichert. Daran will man (vorerst) nicht rütteln - trotz der angespannten Personallage im Schiedsrichterwesen.

Auf den Ausschuss-Chef und seine Kollegen kommt bei der Planung Woche für Woche eine Mammutaufgabe zu. Die Ansetzungen erstrecken sich von den D-Mädchen bis zur Verbandsliga im Männerbereich."Das sind 200 für Kreis und Land pro Wochenende", sagt Reichert. Die Diskrepanz zwischen dem vorhandenen Personal und dem Bedarf klafft also weit auseinander. Weil nicht alle 204 Referees am Sonnabend und Sonntag pfeifen, gibt es für den einen oder anderen eine Doppelansetzung. "Dadurch können wir entstehende Lücken schließen", verdeutlicht Reichert.

Dass fast die Hälfte aller Unparteiischen gar nicht zur Verfügung steht, hat vielschichtige Gründe. Zum einen sind viele selber als Betreuer oder Spieler unterwegs. Zum anderen dürfen laut Fußball-Landesverband keine Schiedsrichter mehr im Landesspielbetrieb angesetzt werden, die älter als 55 Jahre sind. Nicht minder schwer schlägt eine andere Zahl ins Kontor: 40 Prozent aller Schiedsrichter im Fußballkreis Oberhavel/Barnim verfügen über keine Fahrerlaubnis und können damit nicht flexibel eingesetzt werden.

Außerdem kommt auch nicht jeder Verein seinem Schiedsrichter-Soll nach. Laut Spielordnung des FLB regelt Paragraf 26, Absatz 1, die Anzahl der Referees, die die Klubs zur Verfügung stellen müssen. "Jeder Verein hat bei der Meldung seiner Herren-, Frauen- sowie A-Juniorenmannschaft im Pflichtspielbetrieb mindestens die gleiche Zahl einsatzfähiger Schiedsrichter zu melden."

Doch für Michael Reichert tut sich hier eine große Diskrepanz auf. Als Beispiel nennt er seinen Heimatverein Forst Borgsdorf. Dieser muss laut Spielordnung demnach vier Unparteiische stellen. Aber der Ausschuss-Vorsitzende macht eine etwas andere Rechnung auf. Borgsdorf benötigt für seine erste Herrenmannschaft (Landesliga) drei Schiedsrichter im Spielbetrieb, die Reserve (1. Kreisklasse) einen und das Landesliga-Team weitere drei. Hinzu kommt ein Schiedsrichter für die Frauen-Reserve (Kreisliga) und weitere drei für alle Jugendteams. Macht summa summarum elf Referees.

Reichert will dem Problem ein wenig Abhilfe schaffen und die Ansetzungsmodalitäten der Unparteiischen im Nachwuchsbereich reformieren. Bei der nächsten Schiedsrichter-Obleute-Tagung wird er einen Antrag einbringen, in dem sich die Vereine entweder selber um einen Referee kümmern, oder das Soll an Unparteiischen erhöhen müssen.

Des Weiteren will der Fußballkreis Oberhavel/Barnim ab der Saison 2015/2016 alle Vereine, die eine Ü-35-Mannschaft im Spielbetrieb führen, dazu verpflichten, einen weiteren Schiedsrichter zu stellen. In der FLB-Spielordnung heißt es dazu: "Für Altherrenmannschaften sind die Kreisvorstände ermächtigt, eigene Festlegungen zu treffen."

Um aber wieder mehr Referees zu gewinnen, strebt Michael Reichert neben der Nachwuchsgewinnung auch die Reaktivierung jener Unparteiischen an, die in den vergangenen fünf Jahren aufgehört haben. "Das sind sechzig Leute. Wenn wir fünf oder sechs von ihnen zurückgewinnen könnten, wäre uns schon geholfen." Diese dürften sofort - ohne Lehrgänge und Eignungstests - wieder pfeifen.

Trotz der zum Teil angespannten Situation ist der Spielbetrieb im Fußballkreis Oberhavel/Barnim laut Reichert gesichert. Ob die Kreisligen auf lange Sicht gesehen weiter mit zusätzlichen Assistenten besetzt werden können, stehe aber auf einem anderen Blatt. "Wir wollen das Niveau dort halten, aber es gelingt uns nicht immer." In der Hinrunde gab es zehn Kreisliga-Partien, in denen auf die Linienrichter verzichtet werden musste.

Aufrufe: 016.1.2015, 09:38 Uhr
MOZ.de / Arne Färber Autor