2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines

Ob Hesl oder Neuer – das macht keinen Unterschied

Bundesliga-Schiedsrichter Harm Osmers referiert vor 130 interessierten Unparteiischen aus Bielefeld und Umgebung. Der Videoschiedsrichter wird demnächst große Veränderungen für die Männer an der Pfeife bringen

Rund 130 Schiedsrichter auf einem Haufen – das hat es in Bielefeld in dieser Form noch nicht gegeben. Der Grund, warum sich so viele Referees versammelten: Harm Osmers (32), seit dieser Saison Bundesligaschiedsrichter, folgte der Einladung des neuen Vereins „Die Pfeife“ und gab einen Einblick in seine Tätigkeit.

„Ich habe als junger Schiedsrichter auch an Vorträgen von Bundesligaschiedsrichtern teilgenommen, und das hat mir sehr geholfen. Darum möchte ich einfach etwas weiter geben“, erklärt Harm Osmers seinen Bielefeld-Besuch. „Ich habe einen riesen Sprung gemacht, jetzt heißt es erst einmal verdauen und ankommen“, so der sympathische Referee, der nach zahlreichen Spielen in der 2. und 3. Bundesliga nun die Créme de la Créme des deutschen Fußballs vor die Pfeife bekommt. Doch wie ist das eigentlich, wenn man es plötzlich mit Weltstars zu tun hat? „Ob Hesl oder Neuer, das macht keinen Unterschied“, lacht Osmers. Die Person, die einem gegenüberstehe, blende man aus. Von der Stimmung im Stadion bekommt ein Schiri aber Einiges mit. „Gute Stimmung freut auch die Schiedsrichter“, sagt der 32-jährige. Es mache aber keinen Unterschied, ob man vor 30.000 oder vor 50.000 Zuschauern pfeife. „Aber der Sprung von 100 auf 10.000, den merkst du!“

Die Bundesligaschiedsrichter verfügen über immer mehr technische Hilfsmittel. „Der Fußball entwickelt sich weiter, wird schneller, da ist es unausweichlich, sich solcher Hilfsmittel zu bedienen, damit wir die Anforderungen erfüllen können“, erklärt Osmers. Gravierende Änderungen wird demnächst die Einführung des Videoschiedsrichters bringen. In einer Zentrale in Köln sitzen dann Bundesligaschiedsrichter und verfolgen das jeweilige Spiel auf Monitoren. Mit dem aktiven Referee sind sie via Headset verbunden. „Wenn es zu einer strittigen Entscheidung kommt, habe ich die Möglichkeit, bis zur nächsten Spielunterbrechung einzugreifen“, erklärt Osmers, der viel Wert auf Kommunikation legt – sowohl in seinem Team als auch mit den Spielern.

„Ich erkläre meine Entscheidungen“, sagt er. Wichtig sei, dass diese Akzeptanz bei Spielern und Trainern finden. „Was einem Schiedsrichter immer hilft, ist schnelles Pfeifen“, meint Osmers, der viel Wert auf die Sichtweisen seiner Assistenten legt. So hat im Spiel Chemnitz gegen Halle eine Elfmeterentscheidung revidiert. „Wenn der Assistent interveniert, ist das mutig, aber in dem Fall war es richtig“, sagt Osmers, der damit keine Probleme hat. „Ich korrigiere mich, das gehört dazu.“

In seinen lebendig gestalteten Vortrag hatte Osmers Videosequenzen mit schwierigen Schiedsrichterentscheidungen eingebaut. Die Bielefelder Referees diskutierten munter mit und kamen nicht immer zu einer einheitlichen Meinung. Doch eines steht fest: Sie werden künftig ihre Spiele auch unter anderen Gesichtspunkten leiten, denn die Ausführungen von Harm Osmers haben einen Anstoß zum Umdenken gegeben.

Aufrufe: 015.2.2017, 09:00 Uhr
Nicole BentrupAutor