2024-04-25T14:35:39.956Z

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F: Rinke
F: Rinke

Null-Toleranz nur ein Lippenbekenntnis?

Die Tageszeitung "taz" schreibt über Rechtsextremismus im sachsen-anhaltischen Fußball +++ Der Landesverband gibt dabei kein gutes Bild ab

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Ob "Internationale Wochen gegen Rassismus" oder "Menschlichkeit und Toleranz im Sport" - Projekte hat der Fußball-Landesverband FSA genug, die sich mit dem Thema Ausländerfeindlichkeit im Fußball beschäftigen. Es gelte eine Null-Toleranz-Politik, wenn es um rechstextreme Handlungen oder Tendenzen geht. Doch was davon ist ernst gemeinte Arbeit - und was sind nur Lippenbekenntnisse? Ein am Samstag veröffentlichter Artikel der Tageszeitung taz sorgt derzeit deutschlandweit für Aufsehen. Rechtsextremismus in einem Verein in Sachsen-Anhalt. Auch der Fußball-Landesverband kommt dabei nicht besonders gut weg.

Konkret geht es um den Verein FC Ostelbien Dornburg. In dem taz-Artikel wird ein Spiel vom 21. März beschrieben, in dem die Dornburger gegen Blau-Weiß Niegripp II angetreten waren. Gästespieler Fitim Cimili musste geradezu von seinem Team geschützt werden - nicht etwa vor oder nach der Partie, was ebenso so schlimm wäre! Nein, während des laufenden Spiels. Der Unparteiische sah es nicht als notwendig an, den Kosovo-Albaner vor den Dornburgern zu schützen - oder aber er traute sich schlicht nicht. Denn Dornburg - so das erschreckende Fazit des Artikels - verbreite im Jerichower Land Angst und Schrecken. Und das hat einen rechtsextremen Hintergrund.

Zehn Vereinsmitglieder werden vom Innenministerium der rechtsextremen Szene zugeordnet. Auch Kapitän Dennis Wesemann gehört dazu. Er war einer der Gründungsmitglieder der Magdeburger Hooliganvereinigung "Blue White Street Elite". Im vergangenen Herbst wäre sein Heimatort Stresow beinahe zu trauriger Berühmtheit gekommen: Wesemann stand kurz davor, erster rechtsextremer Bürgermeister in Deutschland zu werden.

Bereits im Winter kam es zu einem Eklat bei einem Hallenturnier in Gommern. Damals bedrohte Wesemann erst einen der Schiedsrichter, später schlug er nach einem Zeitungsbericht einem Fan ins Gesicht. Daraufhin wurde er vom Verband bis auf weiteres vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Gegen Niegripp II stand er dennoch wieder auf dem Platz. Die Erklärung des Landesverbandes dazu liest sich traurigerweise so: "Der KFV Jerichower Land hat da offenbar etwas missverstanden. Sie dachten wohl, Wesemann sei nur für die Halle gesperrt", zitiert die taz den FSA-Präsidenten Erwin Bugar.

Insgesamt wirkt der Landesverband FSA im Gegensatz zu den regelmäßigen Anti-Rassismus-Aussagen erschreckend passiv bei diesem Thema. Man habe noch nichts gehört. Man werde mal schauen.

Dabei müsste vor allem Bugar wissen, um was für einen Verein es sich dabei handelt. Als Vizepräsident des Landessportbundes LSB kann es ihm 2011 unmöglich entgangen sein, dass der Landessportbund den damals neu gegründeten FC Ostelbien Dornburg eine Vereinsnummer verweigern wollte. Auch der FSA und der KFV Jerichower Land wollten Dornburg nicht im Spielbetrieb. Doch das Amtsgericht Halle gab der Beschwerde des FC Ostelbien aufgrund nicht ausreichender Verbots-Begründung nach. Der Fall damit erledigt, die Bedenken vom Tisch?

Seitdem spielt der FC Ostelbien also im Jerichower Land in der Kreisliga Süd. Und der Artikel der taz beleuchtet eindringlich, wie viel Angst Vereine, Spieler und Schiedsrichter offenbar bekommen, wenn es gegen diesen Verein geht. Einige Schiedsrichter wollen gar nicht mehr Spiele dieses Vereins pfeifen. Für den Verband kein Grund, genauer hinzuschauen.

Das Magazin "Stern" bringt es in seinem Online-Beitrag auf den Punkt: "Vielleicht sollten die Verbandsfunktionäre mal beim gut informierten Innenministerium anrufen. So könnte die Null-Toleranz-Politik endlich ihren Anfang nehmen."

Beitrag der taz
Beitrag des Stern
Beitrag des Deutschlandfunks
Volksstimme-Artikel zum Hallenturnier in Gommern

Aufrufe: 08.4.2015, 15:43 Uhr
Thomas RinkeAutor