"In der zweiten Saisonhälfte der gerade abgelaufenen Spielzeit ist es auf unseren Plätzen wesentlich ruhiger zugegangen als in der Spielzeit zuvor", sagte der Kreis-Vorsitzende Franz-Peter Mölders. Dies sei ein Ergebnis sowohl der Aufklärung und des Gespräches mit den Vereinen als auch rigoroser Strafen, die den Akteuren drohen und die inzwischen auch nicht mehr den langen und mühsamen Weg über die Spruchkammer gehen müssen. "Den Gruppenleitern bietet sich immer häufiger die Chance, auf vorhandene Bild- und Videodokumente zurückzugreifen", berichtete Mölders von jetzt auch rechtlich abgesicherten Möglichkeiten, auf schnellem Weg empfindliche Urteile zu verhängen.
Jakob Klos, Schiedsrichter-Obmann des Fußball-Kreises Moers, bestätigte die Tendenz. Er gab allerdings eindrücklich zu bedenken, dass die "Qualität der Gewalt", der insbesondere die Unparteiischen ausgesetzt seien, längst eine andere geworden ist. "Wenn man früher noch ,du Blinder' zum Schiedsrichter gesagt hat, wird heute Prügel angedroht", meinte er und betonte: "Wir müssen unsere Schiedsrichter schützen." Den Gedanken wird der Kreis in der neuen Saison mit einem Warnstreik betonen. An einem noch festzulegenden Spieltag werden die Schiedsrichter dann die Partien, die sie leiten, unterbrechen, die Plätze für fünf Minuten verlassen und somit demonstrieren, dass es ohne sie nicht geht.
Bei drohenden Ausschreitungen von Zuschauern darf sich der Kreis und sein Vorstand künftig der Unterstützung der Polizei gewiss sein. Im Gespräch mit der Kreispolizeibehörde Wesel wurde vereinbart, dass zuvor als "Problemspiele" eingestufte Begegnungen unter Beobachtung der Polizei stattfinden können. Keine Hundertschaft, aber die uniformierten Beamten werden sich sehen lassen, um Eskalationen frühzeitig zu vermeiden.
Die bislang auf mehrere Polizeidienststellen verteilte Arbeit wird künftig in Wesel konzentriert - dort gehen die Informationen vor den Spielen ein, dort werden gemeinsam mit dem Kreis die möglichen Maßnahmen abgesprochen. "Die Polizei", so versicherte Hans-Dieter Wichert, als Konfliktbeauftragter im Kreis-Vorstand tätig, "hat sich sehr zugänglich gezeigt". So wäre es möglich, schon im Vorfeld Probleme anzugehen und drohende Gefahren abzuwenden. Auch für Unparteiische, die jenseits der Sportanlagen noch bedroht würden, sei die Telefonnummer 110 die richtige Wahl. "Die Polizei wird dann reagieren", sagte Wichert.
"Fair Play ist ein kostbares Gut", stellte Jades fest. Bei allen Problemen sollten aber jene Mannschaften und Vereine, die sich einem friedlichen Ablauf des Wettbewerbs verpflichtet fühlen und dies auch immer wieder bestätigen, nicht vergessen werden. "Wir prüfen derzeit die Einrichtung von Fair Play-Pokalen in den Ligen des Kreises", sagte Wolfgang Jades. So soll belohnt werden, wenn sich Mannschaften und Vereine fair und sportlich vorbildlich verhalten.