2024-05-02T16:12:49.858Z

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Schwere Zeiten für die Sechziger aus Rosenheim: auch das Zuschauerlager bröckelt. F: Weigand
Schwere Zeiten für die Sechziger aus Rosenheim: auch das Zuschauerlager bröckelt. F: Weigand

Notruf 1860: Rosenheims große Finanzsorgen

DFB-Pokalteilnahme bringt keine Entlastung +++ Spieler dürfen Klub im Winter ablösefrei verlassen

Der bayerische Regionalligist TSV 1860 Rosenheim befindet sich in Schwierigkeiten. Wie Klubchef Hans Klinger gegenüber FuPa verlauten ließ, hat der Verein große finanzielle Sorgen. Das Geld aus der DFB-Pokal-Hauptrunde im Sommer ist aufgebraucht, die Zuschauerzahlen sind traditionell niedrig, zudem fehlt dem Verein ein Trikotsponsor. Möglicherweise werden Spieler den Verein in der Winterpause verlassen, der Verein jedenfalls will Abwanderungswilligen keine Steine in den Weg legen. Dann müsste der Regionalliga-Kader mit Spielern aus der Bezirksliga-U23 aufgefüllt werden. Den ohnehin abstiegsbedrohten Rosenheimern könnte im schlimmsten Fall ein ähnliches Schicksal wie dem FC Ismaning in der vorigen Saison blühen. Auch wenn der TSV 1860 nach aktueller Einschätzung zumindest leichte "Personalentwarnung" geben kann.

Ein Grund für die schon fast chronische finanzielle Misere beim TSV 1860 Rosenheim sind die wenigen Zuschauer und die mit der Regionalliga verbundenen hohen Kosten. Regionalliga-Fußball wird in der gut 60.000 Einwohner zählenden Stadt in Oberbayern nicht angenommen. Die Zuschauerzahlen der Sechziger sprechen für sich. In der Regionalliga weist der TSV 1860 einen Schnitt von 354 Besuchern aus. Die lukrativen Partien gegen den TSV 1860 München II (500) und den FC Bayern München II (1.300) wurden bereits absolviert, der Schnitt dürfte daher bis Saisonende weiter sinken. Auch das DFB-Pokal-Los brachte den Rosenheimern nicht den erhofften Geldsegen. Denn das Heimspiel gegen den Zweitligisten VfR Aalen wollten nur 2.000 Zuschauer sehen, der geringste Besuch in der gesamten ersten DFB-Pokal-Hauptrunde. Der Sportbund, zweite Kraft in der Stadt Rosenheim, kommt eine Klasse tiefer in der Bayernliga Süd lediglich auf einen Schnitt von 80 (!) Besuchern pro Partie. Daher wird schon seit Jahrzehnten immer wieder von einer Fusion der beiden hochklassigen Vereine in der Stadt gesprochen.

DFB-Pokal-Teilnahme brachte keine große Entlastung: »Unglaublich, welche Rechnungen einem da ins Haus flattern.«

Damit einhergehend stellt sich für die Verantwortlichen beim TSV 1860 Rosenheim berechtigterweise die Frage, ob sich Regionalliga-Fußball in Rosenheim lohnt: "Man muss daran zweifeln, denn wenn kaum mehr als 200 Zuschauer zu den Heimspielen kommen, rechnet sich das nicht", weiß Klubchef Klinger, der auch die Einnahmen aus der DFB-Pokal-Hauptrunde gegenüber FuPa relativiert: "Da bleibt nicht viel übrig. Unglaublich, welche Rechnungen einem da anschließend noch ins Haus flattern." Das eingeflogene Schiedsrichtergespann aus Dortmund für 7.000 Euro, ein Gerüst für Fernsehkameras für 5.000 Euro, ein Notstromaggregat für 4.000 Euro, der Sicherheitsdienst mit 80 Mann für 5.000 Euro und obendrein die Kosten für Catering der VIP-Gäste über bayerischen Leberkas hinaus trüben die Bilanz. Zudem mussten die Rosenheimer auch die Busanfahrt des Gegners aus Aalen plus Übernachtung zahlen. "Da bleibt von den 100.000 Euro nicht mehr viel übrig. Jedenfalls hat das unsere Probleme nicht entscheidend gelöst", sagt Klinger. Der rechnet weiter vor: "Die Zuschauerzahlen in der Liga haben sich für uns gegenüber der ersten Saison in der Regionalliga deutlich verschlechtert." Zum Vergleich: 413 Fans im Schnitt waren`s noch im letzten Jahr, in dieser Saison sind`s nochmal rund 14 Prozent weniger.

»Die Zuschauer quetschen sich lieber in die Allianz Arena.«

"Es ist leider so, das zeigen ja auch andere Standorte in der Regionalliga, dass die Zuschauer das zum großen Teil nicht interessiert. Die quetschen sich lieber in die Allianz Arena rein", so Klinger weiter. Der betont zudem: "Und wir müssen ja pro Spiel in der Regionalliga Minimum 250 Euro an den Bayerischen Fußball-Verband zahlen und dann sind da ja auch noch Abgaben für das BFV-TV." Zur finanziellen Problematik lässt Hans Klinger, der schon rund zwei Jahrzehnte die Geschicke bei den Sechzigern lenkt, wissen: "Ich habe bereits im Sommer gesagt: Sollte es Probleme geben, dann lassen wir in der Winterpause die Spieler, die gehen wollen, ohne Ablöse und Sperre gehen. Dazu stehe ich nach wie vor." Bis jetzt ist aber kein einziger Aktiver gekommen und hat um seine Freigabe gebeten: "Im Gegenteil, viele haben ihre Vereinstreue bekundet und wir schicken keinen Spieler weg. Daher kann ich nach den ersten Reaktionen der Spieler eine gewisse Entwarnung geben." Es ist aktuell davon auszugehen, dass sich der Rosenheimer Kader in der Winterpause nicht groß ändert, auch wenn die Finanzprobleme bleiben. Fehlen wird in den letzten beiden Spielen vor der Winterpause Ex-Profi Florian Heller, der sich im jüngsten Match gegen den FV Illertissen das Knie verdreht und sich dabei einen Anriss des Innenbandes zugezogen hat. Heller wird erst wieder zur Vorbereitung auf die Frühjahrsrunde zur Verfügung stehen. Wie die Rosenheimer Mannschaft dann aussehen wird, kann zum aktuellen Zeitpunkt niemand mit Sicherheit sagen.






Die Sechziger-Chronik der letzten Jahre:

SaisonLigaPlatz.BilanzTrainer 2013/14 Regionalliga Bayern 14. 5 - 5 - 11 Teschke, Dirk 2012/13 Regionalliga Bayern 7. 17 - 7 - 14 Teschke, Dirk 2011/12 Bayernliga 1. 20 - 10 - 4 Schmidt, Marco 2010/11 Bayernliga 3. 17 - 2 - 15 Schellenberg, Wolfgang - Schunko, Andreas - Pongratz, Matthias 2009/10 Bayernliga 12. 13 - 10 - 13 Burghartswieser, Manfred - Schellenberg, Wolfgang 2008/09 Landesliga Süd 1. 20 - 11 - 3 Burghartswieser, Manfred 2007/08 Landesliga Süd 8. 14 - 7 - 13 Burghartswieser, Manfred



Aufrufe: 013.11.2013, 14:03 Uhr
Dirk MeierAutor