Nostalgie: Merzen überrennt Rieste mit 5:1

Als die internationale Medienlandschaft die royale Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton in England feierte, konzentrierte sich der Bezirksliga-Fußball an diesem frühsommerlichen Freitagabend bereits auf das anstehende Derby zwischen dem SC Rieste und BW Merzen. Im Vorfeld konnten die jeweiligen Ausgangspositionen kaum unterschiedlicher sein: Rieste stand mit dem Rücken zur Wand und musste wichtige Punkte im Abstiegskampf holen, während die Merzener ihren dritten Platz mit einem Sieg zementieren konnten. Nach oben hin war der Zug zur Landesliga bereits aufgrund des riesigen Vorsprungs von Viktoria Georgsmarienhütte abgefahren.

Was sich im Anschluss in den ersten 45 Minuten in Rieste „Auf Lage“ abspielte, war eine Demonstration der Merzener Stärke, bei denen sich besonders ein Mann in den Mittelpunkt spielte: Stürmer Andreas Reinik drückte dem Spiel seinen Stempel auf und sorgte bereits in der fünften Minute für den weichenstellenden Führungstreffer der Gäste. Für den SCR war besagter Treffer reines Gift im Becher, die taktische Marschrichtung war früh im Spiel über den Haufen geworfen. Torsten Küthe nutzte den Riester Schockmoment aus und verwandelte in der 17. Minute einen berechtigten Foulelfmeter zum 0:2. Spätestens mit dem 0:3 (20.), wieder durch Andreas Reinik, war das Spiel vorentschieden.

Die Gäste schalteten einen Gang zurück, was die Riester in „den einzigen zehn Minuten, in denen wir den Ball behaupten konnten“ (O-Ton von Riestes Trainer Daniel Dauny) zum 1:3-Anschlusstreffer durch Sebastian Schimpf ausnutzen konnten. Neue Spannung kam aber nicht auf, ganz im Gegenteil: Reinik gab erneut den Spielverderber für die Riester, in der 41. Minute sorgte Merzens Nummer acht mit seinem dritten Treffer des Tages zum 4:1 für die endgültige Entscheidung.

Auch die „deutliche Standpauke in der Kabine“ von Trainer Dauny nutzte den Riestern nicht allzu viel, Dominik von den Benken erlosch drei Minuten nach Wiederanpfiff mit dem 5:1 jegliche Aufbauversuche auf Seiten der Gastgeber. Es war der Merzener „Gnade“, drei Gänge zurückzuschalten und das Ergebnis routiniert über die Zeit zu bringen zu verdanken, dass es laut Dauny „am Ende nicht zu einer Katastrophe kam.“ Im Abstiegskampf seien Tugenden wie Kampf und Lauffreude überlebenswichtig, „das hat meine Mannschaft vermissen lassen.“ Merzens Trainer Ralf Balzis hingegen war zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft, die „zum ersten Mal seit längerem eine Führung nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt hat.“

Am Ende der Saison reichte es für die Riester, trotz dieser desolaten Vorstellung im Derby, aufgrund einer Leistungssteigerung und charakterlicher Stärke in den letzten Partien mit zwei Punkten Vorsprung auf den SV Kosova Osnabrück zum Klassenerhalt. Merzen beendete die Saison 2010/2011 auf einem zufriedenstellenden dritten Platz.

Eine Wiederholung dieses deutlichen Spielverlaufes ist am Abend, schon aufgrund der veränderten Tabellensituation und der enormen Heimstärke der Riester, nicht zu erwarten. Doch niemand weiß, was der Fußballgott dieses Mal geplant hat…