2024-03-28T15:56:44.387Z

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Zum ersten, aber nicht zum letzten Mal ohne ihren Mitgründer und Manager: Zum Abschiedsspiel für den im September verstorbenen Klaus Gudat kam die Nord-Ostsee-Auswahl am 3. Oktober in Bad Bramstedt zusammen.Göttsche
Zum ersten, aber nicht zum letzten Mal ohne ihren Mitgründer und Manager: Zum Abschiedsspiel für den im September verstorbenen Klaus Gudat kam die Nord-Ostsee-Auswahl am 3. Oktober in Bad Bramstedt zusammen.Göttsche

Nord-Ostsee-Auswahl führt Klaus Gudats Erbe fort

Benefizteam hat bisher 855000 Euro eingespielt

Die Spendenmillion – das ist das nächste große Ziel. Klaus Gudat, 20 Jahre lang der Macher und große Organisator hinter der Nord-Ostsee-Auswahl, wird es nicht mehr erleben. Der Gründer des im Norden bekannten Benefizteams verstarb im September des vergangenen Jahres nach schwerer Krankheit. Doch seine Mitstreiter haben sich zum Ziel gesetzt, Gudats Werk fortzusetzen. „Bislang haben wir 855000 Euro eingespielt. Da ist die Millionenmarke natürlich im Blick“, verdeutlicht Jörg Behrmann, der die Management-Aufgaben von Gudat übernommen hat.

Unterstützung erfährt Behrmann, der schon kurz nach der Gründung zur Nord-Ostsee-Auswahl stieß und sich seit vielen Jahren auch bei seinem Heimatverein 1. FC Lola engagiert, aber auch von einigen Mitstreitern. „Klaus hat viel Zeit investiert, bei ihm liefen auch alle Fäden zusammen“, erklärt Behrmann. „Weil er im Ruhestand war, hatte er auch die Möglichkeiten dafür.“

Jetzt wird die Organisation auf mehrere Schultern verteilt. Dr. Bernd Brexendorf, der schon zur Gründung 1996 einen entscheidenden Anstoß gab, bringt seine Kontakte aus vielen Jahrzehnten im Fußball-Geschäft ein. Rudi Diener, ebenfalls seit den Gründungstagen Bestandteil des Teams, hilft bei der Organisation. Außerdem mischen mit Ulf Paetau, der bei der Außendarstellung unterstützt, und Peter Hidien, der als Nachfolger von Klaus Koch und Ex-Verbandstrainer Werner Pfeifer als Trainer der Auswahl fungiert, weitere bekannte Ex-Fußballer an vorderster Front mit.

Zwei große gemeinsame Interessen treiben sie alle an: Zum einen ist das die Liebe zum Fußball, zum anderen natürlich das Engagement für eine gute Sache. „Vor 20 Jahren kannte kaum jemand Mukoviszidose“, sagt Mediziner Brexendorf. „Inzwischen gab es ein paar prominente Fälle, die diese Krankheit bekannter gemacht haben.“ Was er nicht sagt: Vor allem in Schleswig-Holstein hat auch die Nord-Ostsee-Auswahl erheblich dazu beigetragen, dass die Stoffwechselkrankheit noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Seit jeher landen nahezu alle Spendengelder – mit wenigen Ausnahmen, in denen die Auswahl sich für aktuelle Hilfsprojekte einsetzte – beim Verein Mukoviszidose e.V., wo von der Krankheit betroffene Kinder dringend benötigte Hilfe erhalten. „Im Gegensatz zu anderen Spendeninitiativen können wir garantieren, dass jeder Euro wirklich den Betroffenen zugute kommt“, betont Brexendorf. „Es gibt keine Verwaltungsausgaben.“

Auch die Spieler der Auswahl bekommen keinerlei Aufwandsentschädigung. „Ich finde es bemerkenswert, dass viele seit Jahren auch immer wieder lange Strecken fahren, um in der Auswahl zu spielen“, betont Brexendorf. Er meint damit einerseits die prominentesten Mitstreiter wie Bundesliga-Trainer Dieter Hecking und seinen „Co“ Dirk Bremser, ARD-Moderator Gerhard Delling, die frühere Nationalspielerin Britta Carlson, Halles Sportdirektor Stefan Böger und andere noch im Fußball-Geschäft Aktive, die immer wenn es die Zeit erlaubt, für die Auswahl kicken.

Auch lokale Fußball-Größen wie die einst auch im Profi-Geschäft aktiven Carsten Hinrichsen, Andrew Pfennig oder Bernhard Olck und Spieler ohne Profi-Vergangenheit wie die Nielsen-Brüder Rolf und Arno, Lars „Toto“ Meyer, Ketel Prahl oder Hjalmar Krabbe, die jahrelang in der höchsten Klasse des Landes kickten und heute zum Gerüst der Auswahl gehören, heben Brexendorf & Co. Hervor: „Lokalkolorit ist bei unseren Spielen wichtig.“

Das Grundgerüst bildeten zu Beginn die Ex-Zweitliga-Spieler von Holstein Kiel um Brexendorf, Immo Stelzer und Axel Möller. „Holsteins Traditionsmannschaft wurde damals noch durch die ältere Generation gebildet. Dass wir da nicht reinpassten, war ein Grund dafür, dass wir die Auswahl ins Leben gerufen haben“, erinnert sich Brexendorf. Heute kommen auch viele andere bekannte Namen immer mal wieder dazu. So kickten bereits frühere Nationalspieler wie Horst Hrubesch oder Fabian Ernst für die Auswahl, Bundesliga-Trainer Frank Pagelsdorf war dabei, ebenso die heutige Bundestrainerin Steffi Jones oder der Schauspieler Peter Lohmeyer. Bei einem Turnier in Lehrte wird auch in diesem Jahr wieder Zweitliga-Rekordspieler Willi Landgraf mitmischen.

„Auch wir verlieren nicht gern“, lacht Paetau. „Deshalb achten wir auch immer darauf, dass ein paar Jüngere dabei sind, die noch laufen können.“ So wie der litauische Ex-Nationalspieler Dmitrijus Guscinas, der zu denen gehört, an den sich auch die junge Generation noch auf dem Feld erinnert. Die „Taktik“ der Auswahl geht auf. In 20 Jahren stehen in 165 Spielen der Benefizkicker immerhin 141 Siege, aber nur 15 Niederlagen in der sorgsam gepflegten Statistik, die mit 1312:415 Toren auch den Beweis liefert, dass immer kurzweilige Unterhaltung geboten wird. Meist wird gegen Oldie-Mannschaften gespielt, aber auch Verbandsligisten wurden schon geschlagen. „Ehrgeiz haben wir auf dem Platz schon noch“, betont Brexendorf, „auch wenn die gute Sache im Vordergrund steht.“

Die wenigen Niederlagen gab es fast durchweg gegen noch aktive Leistungsmannschaften. Darunter ist auch ein Höhepunkt der Auswahl-Geschichte, als es 1999 vor rund 12000 Zuschauern in Neumünster ein Spiel gegen die Bundesliga-Profis des Hamburger SV gab. „Wir haben sogar 1:0 geführt“, erinnert sich Brexendorf. „Horst Hrubesch hat damals für uns gespielt und getroffen.“ Eine gewisse Rivalität prägte die Duelle mit der Altliga des HSV. „Die haben jedes Mal noch ein paar große Namen mehr aufgeboten, aber nie gegen uns gewinnen“, lacht der frühere Werder-Profi Brexendorf, der hinter Europapokalsieger Hidien die Liste der Spieler mit den meisten Einsätzen anführt.

In diesem Jahr haben die prominenten Benefizkicker bereits drei Auftritte in der Halle hinter sich. Auf dem Feld war man zuletzt beim Abschiedsspiel für Klaus Gudat am 3. Oktober in Bad Bramstedt zusammen. Wenige Monate zuvor hatte man 20-jähriges Jubiläum gefeiert. „Es war schön, dass Klaus das noch erlebt hat und viele Größen wie Frank Pagelsdorf, Gerhard Delling oder Stefan Böger für die Feier gekommen sind“, blickt Behrmann zurück. In diesem Jahr soll ein Klaus-Gudat-Gedächtnisturnier in Bad Bramstedt stattfinden.

Fixiert sind ansonsten bislang drei Termine. Zum einen ein von Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Florian Meyer organisiertes Benefizturnier am 25. Mai in Lehrte bei Hannover. Am 17. Juni spielt die Nord-Ostsee-Auswahl in Osterby. Am 22. Juli gastiert man dann zum 125-jährigen Vereinsjubiläum beim TSV Nordhastedt.

Für Spielanfragen sind die Auswahlmacher immer offen. „Es geht nicht darum, eine bestimmte Summe zu erreichen“, betont Behrmann. „Wir haben auch schon für ein paar hundert Euro gespielt und werden immer das richtige Paket finden.“

Wer also Interesse an einem Spiel gegen die bekannteste Prominentenauswahl des Landes hat, kann sich an Jörg Behrmann (0163-7800801, joergbehrmann@outlook.de), Rudi Diener (mailing@pahlazzo.de) oder Dr. Bernd Brexendorf (0431-6667813) wenden und vielleicht auch ein Stück dazu beitragen, dass die Millionenmarke bald geknackt wird.
Aufrufe: 026.2.2017, 12:00 Uhr
SHZ / Christian JessenAutor