Norbert Nachtweih kann es nicht lassen

Die ,,Dreißiger", gerade erst sang- und klanglos aus der Kreisliga A Hanau abgestiegen, wollen ab der kommenden Saison einen neuen Weg einschlagen. Das neue Konzept lautet: Jugend vor. Auf den ersten Blick macht da die Verpflichtung eines 58-jährigen Ex-Profis nicht wirklich Sinn, wohl aber auf den zweiten. ,,Norbert Nachtweih soll Jugendliche dazu animieren, zu uns zu kommen. Zudem können die jungen Spieler aufgrund seiner Erfahrung und seiner Routine viel von ihm lernen", erklärt Peter Förster, Sportlicher Leiter bei den ,,Dreißigern", die Beweggründe.

Der Kontakt kam durch ihn und den neuen Trainer Thomas Becker zustande. Neben den ,,jungen Wilden" sollen erfahrene ,,alte Recken" den Kader des B-Ligisten bilden. Neben Nachtweih kommen auch die Ex-Bundesligaspieler Günter Franusch (56) und Markus Bähr (40) nach Langenselbold. Franusch hatte seine erfolgreichsten Zeiten beim Karlsruher SC und den Offenbacher Kickers, Bähr war ebenfalls für den KSC sowie für den 1. FC Köln in der Bundesliga aktiv.

Das größte Renommée hat jedoch zweifelsfrei der in Sangerhausen in Sachsen-Anhalt geborene Nachtweih. Insgesamt 325 Bundesligaspiele absolvierte der gelernte Mittelfeldspieler, 46 Tore gehen auf sein Konto. Außerdem schnürte er zwei Spielzeiten lang seine Schuhe für den französischen Erstligisten AS Cannes. Obwohl Nachtweih in den 80ern seine stärkste Zeit hatte, machte er nie ein Spiel für die deutsche Nationalmannschaft, da er schon zuvor A-Länderspiele für die DDR absolviert hatte.

Vor ein paar Jahren lief er noch einmal für die zweite Mannschaft seines Heimatvereins SG Oberliederbach auf. Auch an der Seitenlinie war Nachtweih aktiv: Der aktuelle Gelnhäuser Kreisoberligist SV Bernbach und der FK Pirmasens gehörten zu seinen Trainerstationen.

Doch ohne das runde Leder geht es bei Nachtweih einfach nicht. Neben seiner Aktivität bei der Fußballschule von Eintracht-Legende Charly Körbel, heißt sein neues Hobby also Kreisliga B mit den ,,Dreißigern". Förster verspricht sich von ihm nicht nur auf dem Fußballplatz eine Bereicherung, auch daneben soll er ein Vorbild für den Nachwuchs sein: ,,Wir möchten eine Neuausrichtung des Vereins. In der vergangenen Saison haben wir vom Kopf her versagt. Von der professionellen Einstellung eines Norbert Nachtweih können sich die Spieler viel abschauen - in der Vorbereitung auf ein Spiel, aber auch in der generellen Einstellung zum Fußball."

Der sportliche Erfolg sei dabei gar nicht so wichtig. ,,Uns geht es um gepflegten Fußball", macht Förster deutlich. Mit diesem komme der Erfolg dann automatisch. Den ersten großen Auftritt haben die ,,Dreißiger" mit ihren Ex-Profis in der ersten Runde des Kreispokals. Da warten die ,,Zehner" im Langenselbolder Derby. Und Nachtweih kann zeigen, dass er trotz seiner 58 Jahre noch lange nicht zum alten Eisen gehört.