2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Noemi Gentile hat ihren Platz im Team und auf der Bank zwischen Gianluca Canzoniero (links) und Theo  Lialios Foto:Eva Herschmann
Noemi Gentile hat ihren Platz im Team und auf der Bank zwischen Gianluca Canzoniero (links) und Theo Lialios Foto:Eva Herschmann

Noemi Gentile: Was für ein Mädchen - unter lauter Jungs

Fellbacher Nachwuchshoffnung profitiert von höherem Niveau

Die U-16-Nationalspielerin Noemi Gentile geht in der zweiten Mannschaft der B-Junioren des SV Fellbach zielstrebig weiter ihren Weg - selbst wenn ihre Gegenspieler oft zwei Köpfe größer sind.

Bis kurz nach dem Seitenwechsel hat sich Noemi Gentile gedulden müssen. Keine leichte Übung für das quirlige, ehrgeizige Mädchen, das lieber mitspielt als mitfiebert. Vom Spielfeldrand aus musste sie untätig zuschauen, wie sich ihre Mitspieler zunächst schwertaten. Die zweite B-Junioren-Mannschaft des SV Fellbach, überlegen Tabellenführer in der Bezirksstaffel, lag am Sonntag im Heimspiel gegen den TSV Schwaikheim nach neun Minuten sogar mit 0:1 hinten. Am Ende gewannen die Platzherren deutlich mit 7:1 (3:1) - und Noemi Gentile, die kurz nach Beginn der zweiten Hälfte eingewechselt wurde, hatte ihren Teil dazu beigetragen. Als einziges Mädchen unter lauter Jungs.

Puppen hatten keine Chance gegen den Fußball

In wenigen Tagen, am 24. April, wird Noemi Gentile 16 Jahre alt. Ihr Sternzeichen ist der Stier, und Vertretern aus diesem Tierkreis wird nachgesagt, dass sie, wenn sie ein Ziel ins Auge fassen, es konsequent weiterverfolgen. Auf die U-16-Nationalspielerin trifft diese Eigenschaft auf jeden Fall zu. Von klein auf hatte sie lieber mit dem Fußball als mit Puppen gespielt, schon damals war sie meist das einzige Mädchen. Als sie 2013 im Alter von 13 Jahren in das deutsche U-15-Nationalteam berufen wurde, hatte sie bereits einen Plan für die Zukunft. ,,Ich will Fußballerin in der Bundesliga werden, dafür gebe ich alles." Drei Jahre später ist Noemi Gentile schon einige Schritte weiter auf dem erfolgreichen Weg gegangen - auch weil sie sich im Verein im Spiel auf dem Rasen mit Jungs misst.

Acht Jahre lang trat die Fellbacherin mit italienischen Wurzeln beim FSV Waiblingen gegen den Ball, zuletzt mit den C-Junioren in der Landesstaffel. Seit dieser Saison ist sie für die zweite Mannschaft der Fellbacher B-Junioren im Einsatz, sofern sie Zeit hat und aufgestellt wird. Gegen den TSV Schwaikheim hatte Noemi Gentile Zeit und durfte noch vor der Pause zum Warmlaufen. Vom Anfeuern schaltete die 15-Jährige sofort auf Aufwärmen um. Und nachdem sie - beim Stand von 3:1 für ihr Team - ins Spiel geschickt worden war, war sie ebenso flott im Aktionsmodus. ,,Ich bin schnell reingekommen, und auch für unser Team lief es dann richtig gut", sagt Noemi Gentile und grinst. Sie will immer spielen.

Nach dem Sieg der deutschen U-16-Juniorinnen beim UEFA-Turnier an der portugiesischen Algarve im Februar hat Trainerin Ulrike Ballweg die Debütantin aus Fellbach ausdrücklich für ihre Leistung gelobt. Wenn sie an Wochenenden nicht mit der Nationalformation, in der sie auch dank ihres gelungenen Einstands mittlerweile eine feste Größe in der Defensive ist, zu Lehrgängen und Länderspielen unterwegs ist, tut sie alles dafür, sich mit guten Trainingsleistungen unter der Woche für einen Einsatz bei den B-Junioren des SVF anzubieten. ,,Ich fühle mich in Fellbach sehr wohl, wir verstehen uns alle prima", sagt Noemi Gentile, die von ihren Teamgefährten voll akzeptiert wird. Das verdankt sie auch ihren Leistungen und ihrem Einsatz auf dem Fußballplatz.

SVF-Trainer Jens Weinle: "Noemi ist in jeder Hinsicht vorbildlich"

,,Noemi ist in jeder Hinsicht vorbildlich", sagt Jens Weinle, der mit Verim Kica die zweite Vertretung der B-Junioren des SVF trainiert. Sie könne technisch mit allen mithalten, sagt ihr Coach. Aber sie sei nicht nur fußballerisch auf hohem Niveau, sondern auch menschlich, und sie verlange keinerlei Sonderbehandlung. ,,Sie tut dem Team in jeder Hinsicht gut, und es wird nicht leicht sein, sie wieder gehen zu lassen."

Den Schwaikheimer Angreifern, einige davon gut zwei Köpfe größer als sie, hat Noemi Gentile rasch klargemacht, dass sie der Sache gewachsen ist. Und das als Mädchen unter lauter Jungs. Wie gut sie gerade in Form ist, wird sich beim Leistungstest des U-16-Nationalkaders der Juniorinnen vom 25. bis 27. April in Duisburg und Köln zeigen. Ausdauer, Schnelligkeit und Sprungkraft werden getestet und mit dem letzten Leistungstest verglichen. ,,Dann weiß ich, wie ich mich verbessert habe und wo ich noch Schwächen habe", sagt Noemi Gentile. Stärken und Defizite fließen in einen individuellen Trainingsplan ein, mit dem die Nationalspielerin weiter an sich arbeiten kann - auch wenn sie im Verein dann wieder mit den Jungs spielt.

Egal, wie sehr sie Schnelligkeit und Ausdauer trainiert, allzu lange, das weiß Noemi Gentile genau, wird sie nicht mehr mit männlichen Mitspielern in einem Team stehen können. ,,In der A-Jugend kann ich wohl kaum mehr mithalten", sagt sie. Schon jetzt müsse sie mehr kämpfen, um körperliche Defizite auszugleichen. Andererseits lerne sie dabei viel mehr. ,,Das Niveau ist einfach höher bei den Jungs, da kann ich mich weiterentwickeln, vor allem, was das körperbetonte Spiel anbetrifft."

Bei den Jungs ist sie immer willkommen.

Aufrufe: 014.4.2016, 18:00 Uhr
Fellbacher Zeitung / Eva HerschmannAutor