2024-04-25T10:27:22.981Z

Allgemeines
Klassenerhalt oder Abstieg: Markus Müller scheint in die Zukunft schauen zu wollen.  	Foto: Weis
Klassenerhalt oder Abstieg: Markus Müller scheint in die Zukunft schauen zu wollen. Foto: Weis

Noch zu retten?

REGIONALLIGA SÜDWEST: +++ Niederlage in Nöttingen schmerzt vor spielfreiem Wochenende gewaltig +++

WATZENBORN-STEINBERG. Tabellenplatz 17 statt 15, weiterhin 29 statt 32 Punkten: Das 1:2 beim Schlusslicht FC Nöttingen, noch zumal durch einen Gegentreffer 30 Sekunden vor dem Ende besiegelt, sorgte am Samstag für große Tristesse beim SC Teutonia Watzenborn-Steinberg. Die Aussichten auf ein zweites Jahr in Liga vier sind damit gesunken, aber längst nicht auf dem Nullpunkt angekommen. Am kommenden Wochenende haben die Pohlheimer turnusmäßig spielfrei, ehe sie am Gründonnerstag beim Vorletzten Eintracht Trier wieder ins Geschehen eingreifen. Die kleine Pause bietet die Gelegenheit, eine Zwischenbilanz der Restrunde unter dem in der Winterpause installierten Trainer-Duo Stefan Hassler und Gino Parson zu ziehen und einen Ausblick auf den Endspurt mit seinen sechs Spieltagen für die Teutonia zu wagen.

Hassler/Parson-Tabelle: Am Klassement der Restrunde lässt sich trotz der beiden jüngsten Niederlagen eindeutig festmachen, dass es beim SC aufwärts geht, seitdem Stefan Hassler und Gino Parson das Ruder im Dezember übernommen haben. Von den Vereinen ab Rang zehn, die den Blick allesamt noch nach unten richten müssen, fuhren die Watzenborner mit zehn Punkten in acht Spielen die zweitbeste Bilanz ein, wenngleich erwähnt sei, dass die Mehrzahl der Konkurrenten ein bis zwei Partien weniger bestritten haben.

Es ist nur eine Spielerei, aber diese 1,25 Punkte im Schnitt würden hochgerechnet auf die absolvierten 29 Spiele 36 Zähler und somit Rang zehn ergeben. Voll im Soll und auf einem guten Weg Richtung Klassenerhalt – so würde das Fazit lauten, wenn da nicht die Hypothek aus der Vorrunde wäre.

Auftreten und Spielweise: „Von der Einstellung und der kämpferischen Leistung her war es aus meiner Sicht unser bestes Spiel. Man hatte das erste Mal das Gefühl, dass sich wirklich jeder mit dem Abstiegskampf identifiziert.“ Das sagte nach dem ersten Sieg, einem in der Höhe überraschenden 4:1 bei Wormatia Worms, Watzenborns Mittelfeldakteur Louis Goncalves. In der Vorbereitung hatten Hassler und Parson immer wieder darauf hingewiesen, das Saisonziel sei nur im Kollektiv mit ausgeprägtem Teamspirit zu erreichen. Etwas, das im Herbst unter Vorgänger Francisco Copado zunehmend verlorengegangen war.

Goncalves bestätigte: „Man merkt, dass sich da etwas tut. In der Kabine ist das beispielsweise zu spüren. Die Jungs sind gelöster, es reden mehr Personen miteinander, die das früher nicht so gemacht haben. Diese extreme Grüppchenbildung, die wir vorher hatten, gibt es jetzt nicht mehr.“ Hassler und Parson setzen vor allem auf Robustheit, Aggressivität, Zweikampfhärte und hohe Laufbereitschaft, nicht zuletzt auch in der Rückwärtsbewegung. Das hat sich in einer Spielklasse, in der die Spiele oftmals von einem körperbetonten Abnutzungskampf gekennzeichnet sind, durchaus bewährt.

Prominentes „Opfer“ dieser Ausrichtung ist Abdenour Amachaibou. Bei dem filigranen Techniker mit Zweitligaerfahrung erkennen die Trainer die angesprochenen Fähigkeiten offenbar nicht in dem Ausmaß, wie sie es für notwendig erachten, sodass er nicht einmal zum Kader gehört. Auch andere technisch versierte, aber bisweilen zu verspielte und im Zweikampfverhalten auf diesem Niveau an ihre Grenzen stoßende Spieler wie Barbaros Koyuncu und Ilias Azaouaghi tun sich schwer.

Gewinner der Restrunde: Alles richtig gemacht hat die Teutonia mit der Verpflichtung von Jordi van Gelderen in der Winterpause. Vom Zweitligisten AFC Amsterdam an die Neumühle gewechselt, hat sich der Niederländer schnell zum Stabilisator der Abwehr entwickelt. Ruhe am Ball, gutes Stellungsspiel, Zweikampfverhalten und Aufbauspiel zeichnen den 26-Jährigen aus.

Zu den Gewinnern zählen ferner zwei Spieler, die unter Francisco Copado bereits aussortiert waren, Kian Golafra und Dennis Lemke. Sieben Matches in der Anfangsformation am Stück hat Golafra inzwischen bestritten und dabei im defensiven Mittelfeld als Abräumer und Balleroberer überzeugt. Der ehemalige Kasselaner Lemke erzielte nicht nur den 3:2-Siegtreffer gegen den FC Astoria Walldorf und legte das entscheidende 2:1 gegen Hoffenheim vor, er arbeitet unheimlich viel für die Mannschaft und leistet ein hohes Laufpensum ab.

Das macht Mut: Die Teutonia tritt als Einheit auf, die mannschaftliche Geschlossenheit ist deutlich spürbar. Der Wille, Siege einzufahren und sich in der Tabelle hochzuarbeiten sticht ebenso hervor. Überdies hat die Mannschaft nach den Rückschlägen gegen Stuttgart II und gegen Pirmasens gezeigt, dass sie in der Lage ist, wieder aufzustehen. Zudem könnte ihr die Pause nach der kraftraubenden englischen Woche, als in den zweiten 45 Minuten gegen Kassel und in Nöttingen ein paar Körner fehlten, guttun, um am Gründonnerstag in Trier voll anzugreifen. Dann wieder mit einem vollständig genesenen Jonatan Kotzke. Der zentrale Mittelfeldspieler, der an einer Knöchelblessur laboriert, ist als Stratege kaum zu ersetzen.

Das macht Sorgen: Lediglich 2,7 Treffer im Schnitt fallen in den Spielen der Regionalliga Südwest, Torchancen in Hülle und Fülle haben Seltenheitswert, sodass der effizienten Verwertung der Einschussmöglichkeiten eine immense Bedeutung zuteil wird. Die Teutonen vermissen einen echten Goalgetter, ihre besten Schützen sind Amachaibou und Markus Müller mit fünf Treffer, im Abschluss hapert es gewaltig. Die Gegner sind da mitunter kaltschnäuziger und nutzen die Fehler der Teutonen eiskalt aus. Exemplarisch sei das bittere Last-Minute-Gegentor zum 1:2 in Nöttingen genannt, als die Badener den SC mit einem schnell ausgeführten Freistoß allzu einfach düpierten.

Programm und Prognose im Saisonfinale: Zunächst einmal muss die Teutonia am Wochenende zuschauen, was die Konkurrenz macht. Stellt man die eher zugunsten der Pohlheimer ausfallende Rechnung auf, dass die Widersacher im Abstiegskampf pro Spieltag je einen Punkt holen, dann bräuchte der SC in seinen verbleibenden sechs Begegnungen vier Siege – vielleicht aber eben auch mehr. Ein sehr schwieriges Unterfangen, zumal das Team bislang auch unter Hassler/Parson von einem solch positiven Lauf mit zwei Zählern im Schnitt ein ganzes Stück entfernt gewesen ist. Unmöglich aber auch nicht, zumal Eintracht Trier (13.4.), die Stuttgarter Kickers (22.4.), die U23 des 1. FC Kaiserslautern (13.5.) und der FC Homburg (20.5.) sich mit den Grün-Weißen im Abstiegskampf auf Augenhöhe bewegen. Allerdings trifft man darüber hinaus mit Waldhof Mannheim (29.4.) und der SV Elversberg (6.5.) auf das Spitzenduo der Regionalliga Südwest.



Das Restprogramm

Donnerstag, 13- April

Eintracht Trier (Auswärts)

Samstag, 22. April

Stuttgarter Kickers (Heim)

Samstag, 29. April

Waldhof Mannheim (Auswärts)

Samstag, 6. Mai

SV Elversberg (Heim)

Samstag, 13. Mai

1. FC Kaiserslautern II (Auswärts)

Samstag, 20. Mai

FC Homburg (Heim)

Aufrufe: 05.4.2017, 07:20 Uhr
Thomas Suer (Gießener Anzeiger)Autor