2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
Christian Huhn (Mitte) mit Manuel Neuer (links) und Bastian Schweinsteiger bei der Siegesfeier in Berlin.  Foto: Huhn
Christian Huhn (Mitte) mit Manuel Neuer (links) und Bastian Schweinsteiger bei der Siegesfeier in Berlin. Foto: Huhn

Niederachdorfer mit Stars auf du und du

Christian Huhn massierte die WM-Kicker +++ Außerdem ist er der persönlicher Betreuer der Boateng-Brüder +++ Befreundet ist er mit Spielern aber nicht

Er ist zwar weniger bekannt als der Donaustaufer Physiotherapeut Klaus Eder, aber seine Arbeit wird bei der bundesdeutschen Nationalmannschaft nicht weniger geschätzt. Christian Huhn, der zum Betreuungsteam des neuen Weltmeisters gehört, ist seit 2008 bei allen Einsätzen der Fußballer auf der ganzen Welt dabei und massiert, knetet und behandelt deren Beine nach allen Regeln der Kunst, allerdings nicht auf dem Platz.

Der gebürtige Landshuter, der aus Wildenberg im Landkreis Kelheim stammt, begann seine Physio-Karriere zunächst nach der Ausbildung und dem Staatsexamen in der Donaustaufer Praxis von Klaus Eder, in der er von 2001 bis 2012 arbeitete. Dort gehen bekanntlich viele Sportstars ein und aus, was dem seit 2006 in Niederachdorf lebenden Christian Huhn die ersten Kontakte zur Elite des Sports verschaffte. Schon nach kurzer Zeit betreute er die Eishockey-Cracks des EV Regensburg und die Fußballer des SSV Jahn Regensburg. Und bald gehörte auch das Tennis-Davis-Cup-Team zu seinen Klienten.

,,Eine große Ehre für mich"

2007 wurde Christian Huhn zu den Fußball-Juniorenteams des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) geholt und 2008 schon kam der Ruf der Nationalmannschaft. ,,Das war natürlich eine große Ehre für mich", sagt der heute 38-Jährige voller Stolz. Eigentlich war ein Mann des vierköpfigen Betreuungsteams krank geworden und Klaus Eder machte sich für den Niederbayern als Ersatz stark. Seine Arbeit kam dort so gut an, dass er von da an fest im Team war.

,,Für mich ging ein Traum in Erfüllung", erzählt der 38-Jährige, der in seiner Jugendzeit beim TSV Wildenberg gekickt hatte. Von der Mannschaft in der Hallertau zu den Weltmeistern, das sei schon ein gewaltiger Sprung, lacht der Physiotherapeut. Inzwischen betreute er mit seinen drei Kollegen die Kicker bei 85 Länderspielen, er war mit ihnen in Japan, in Kasachstan und Schweden ebenso wie in Brasilien.


Jerome Botaeng freut sich mit Christian Huhn über den WM-Pokal. Foto: Huhn

Gut 180 Tage im Jahr ist Christian Huhn für seinen Job auf der Achse. ,,Die WM war natürlich der absolute Höhepunkt", erzählt der seit 2012 selbstständig arbeitende Betreuer. Jeder sei zwar für bestimmte Spieler eingeteilt, aber es sei auch klar, dass man die gesamte Mannschaft mit den Ersatzspielern im Auge haben müsse. Zu Huhns Behandelten gehörten neben Jerome Boateng, Miroslav Klose, Mesut Özil und Mario Götze. Täglich massierte er deren Beine, klopfte ab und knetete die guten Stücke auch noch.

,,Klar, dass wir auch Jogi Löws Ansprachen mitbekamen", erzählt der Niederachdorfer, der den Bundestrainer wegen seiner ruhigen Art besonders schätzt. ,,Es kann unheimlich gut auf die Spieler eingehen", schildert Christian Huhn. Keiner der Kicker sei auf den anderen neidisch gewesen, egal, ob sie spielen durften oder nicht. Das Geheimnis des Erfolgs sei vor allem der Teamgeist gewesen, der der unheimlich guten Stimmung zuzuschreiben gewesen sei.

Gefeiert worden sei während der ganzen Zeit nur ein einziges Mal und das sei eben der WM-Titel gewesen. ,,Im Sheraton-Hotel von Rio wurde eine riesige Party-Area aufgebaut, auf der es die Spieler und der Angang bis weit in den Morgen hinein krachen ließen", erzählt der 38-Jährige. Die Bomben-Stimmung habe über den Rückflug und den Empfang auf der Berliner Fan-Meile angehalten. ,,Es war einfach bombastisch, so was vergisst man wohl nie", sagt er.

Im Heimatort verwurzelt

Inzwischen kehrte auch für Christian Huhn der Alltag wieder ein und dieser sieht so aus, dass er einmal nach Düsseldorf fliegt, wo er den Schalke-Kicker Kevin Prince Boateng (27) behandelt. Denn der Niederachdorfer wurde schon von diesem vor drei Jahren als persönlicher Betreuer ausgewählt. Die Verbindung kam durch dessen Bruder Jerome Boateng zustande, zu dem der Niederbayer seit 2009 schon fünfmal in der Woche nach München fährt. Es werde mit dem 25-jährigen Weltmeister mit deutschen und ghanaischen Wurzeln mal in dessen Haus oder in einem Hotel gearbeitet.

Dass Christian Huhn sein Job natürlich gefällt, liegt auf der Hand. Mit den Fußballweltmeistern auf du und du zu sein, das sei schon etwas Gigantisches, meint er selbst. Allerdings entstehen mit den Kickern keine Freundschaften. Das sei für die Behandlung auch nicht gut, sagt Christian Huhn. Es sei darauf zu achten, dass es bei einem Arbeitsverhältnis bleibe. ,,Die Fußballer sind ja ohnehin ein gutes Stück jünger als ich", meint der Niederachdorfer, der in seinem Heimatort der FFW und dem Burschenverein angehört. ,,Wenn ich da bin, gehe ich zu deren Feiern gerne hin", lacht er.

Aufrufe: 030.8.2014, 10:00 Uhr
Walter Schießl, MZAutor