2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview der Woche
Stephen Sama, der neue Innenverteidiger des VfB II, im exklusiven Interview mit FuPa Stuttgart. Foto: Lommel
Stephen Sama, der neue Innenverteidiger des VfB II, im exklusiven Interview mit FuPa Stuttgart. Foto: Lommel

"Nicht jeder bekommt die Chance"

Stuttgarts Neuzugang Stephen Sama im Gespräch

Mit Stephen Sama (21) hat sich der VfB Stuttgart II ein hoch veranlagtes Talent dazu geholt, das sofort einschlug. Sama ist auf dem Weg zum absoluten Stammspieler bei der Mannschaft von Jürgen Kramny. Wir haben mit ihm über seine Freundschaft zu Toni Rüdiger, die Unterschiede zwischen England und Deutschland und das anstehende Derby gesprochen.

Stephen, Du kamst relativ spät ablösefrei von Liverpool FC nach Stuttgart zum VfB II. Wie ging der Wechsel letztlich vonstatten?
Stephen Sama: Das war eigentlich eine ganz kuriose Geschichte. Schon früh war klar, dass ich nicht in Liverpool bleiben werde und meine Berater Michael Rummenigge und Nicolai Schwarzer haben mit Fredi Bobic über mich gesprochen. Ich reiste dann mit der DFB U20 nach Österreich, wo wir quasi als Sparringspartner für die Nationalmannschaft vor der WM fungierten. Dort habe ich mir einen Muskelriss zugezogen und war erst einmal komplett raus. Dann war ich vertragslos, habe mich beim VfL Bochum fit halten dürfen, worüber ich sehr dankbar bin. Am Rande des Pokalspiels habe ich Herrn Bobic getroffen. Wir haben Nummern ausgetauscht und wenige Tage später rief er an und fragte, ob ich mir vorstellen könne, zum VfB II zu kommen.

Und Du hast sofort zugesagt.
Sama: Natürlich. Ich bin nach fünf Jahren in England wieder zuhause, möchte mich zeigen. Da kam das Angebot genau richtig. Ich habe mich noch mit meinem Freund Toni Rüdiger intensiv ausgetauscht und ihn vieles gefragt und auch die Gespräche mit Jürgen Kramny und Rainer Adrion waren sehr gut. Dazu kenne ich Odi Vlachodimos, Tim Leibold und Robin Yalcin von der DFB U20. Es war schnell klar, dass der Verein zu mir und ich zu ihm passe. Ich bin mit ganzem Herzen hier und freue mich, für einen so großen Club spielen zu dürfen. Nicht jeder bekommt die Chance, hierher zu kommen.

Toni und Du – ihr seid seit der Zeit in Dortmund befreundet.
Sama: Ja, seit wir dort von 2007 bis 2009 zusammen gespielt haben. Wir sind gute Freunde, sprechen viel und sind offen, ehrlich und ab und an auch kritisch miteinander. Jetzt bin ich hier und wir sehen uns wieder täglich.

Wie hat dich die Mannschaft aufgenommen?
Sama: Hervorragend. Wie der ganze Verein. Alle sind sehr offen, es herrscht eine tolle Atmosphäre und auch das Trainerteam macht gute Arbeit.

Wie ist das Verhältnis zu Jürgen Kramny?
Sama: Er ist sehr klar in seiner Ansprache. Er sagt einem ganz genau was er sieht, was er möchte und wo ich mich verbessern muss.

Gibt es markante Unterschiede in der Trainingsarbeit zwischen England und Deutschland?
Sama: In England sind die Coaches etwas reservierter. Die geben die Übungen vor, sprechen wenig und erwarten, dass man das Programm gut absolviert. Dort habe ich gelernt, mich wirklich professionell zu verhalten, das hat mir und meinem Spiel auch gut getan. Hier ist alles etwas offener, direkter und auch wärmer. Die Arbeit von Jürgen Kramny und seinem Team hat einen großen Anteil daran, dass wir gerade als Mannschaft gut funktionieren und Erfolg haben. Einen besseren Trainer kann ich mir momentan nicht vorstellen.

Auffällig ist, dass Du sehr viel sprichst auf dem Platz. Siehst Du dich schon als Führungsspieler?
Sama: Ich denke man braucht jemand auf dem Platz, der dirigiert, die Richtung vorgibt, auch mal seinen Nebenmann für eine Spielsituation sensibilisiert. Aber das funktioniert auch nur zusammen. Wir haben Daniel Vier, Marco Grüttner, Tobi Rathgeb, unseren Kapitän. Alle sind wichtig. Wenn wir uns gegenseitig helfen, werden wir alle besser. Einer alleine kann das nicht. Das geht nur gemeinsam. Ich versuche mich einfach gut einzufügen.

In den Spielen, in denen Du eingesetzt wurdest, kassiert die Mannschaft keinen Gegentreffer. Dann kam die Gelb-Rote Karte von Bielefeld, die Mannschaft hat bei der Arminia noch mit 0:3 verloren.
Sama: Der Platzverweis war sicherlich hart, keine Frage. Aber ich nehme ihn voll auf meine Kappe. Beim ersten Foul kann ich cleverer agieren, bei der zweiten Situation schießt man mir den Ball aus kurzer Distanz an die Hand. So ist Fußball. Ich muss daraus lernen. Die Mannschaft musste deswegen fast 70 Minuten in Unterzahl leiden, das hat mich sehr genervt.

Nochmal zurück zu Toni Rüdiger. Er ist heute Stammspieler bei den Profis und in der Nationalmannschaft. Stellt das für dich auch ein mittelfristiges Ziel dar?
Sama: Daran denke ich nicht. Ich bin neu hier, möchte mich jetzt gut integrieren und meine Leistung bringen. Dann sieht man weiter. Die Schritte, die Toni gemacht hat, sind sehr groß. Natürlich hat man als Spieler den Wunsch, diese Schritte auch zu gehen. Doch für mich geht es jetzt primär darum, jeden Tag zu überzeugen, konstant Top-Level anzubieten. Der Rest kommt dann von ganz alleine. Natürlich würde ich mich zerreißen, wenn Herr Veh mich in der ersten Mannschaft sehen möchte. Aber das steht nicht im Fokus, ich konzentriere mich nur auf den VfB II. Wenn es meiner Mannschaft gut geht, dann geht es mir auch gut.

Am 18. Oktober steht das Derby gegen Kickers an, Du bist wieder spielberechtigt. Hat man dich schon auf die Rivalität vorbereitet?
Sama: Für mich ist das eigentlich ein Spiel wie jedes andere auch. Aber es ist ein Derby, es kommen mehr Zuschauer, die Atmosphäre wird dementsprechend sein. Wir werden es voll konzentriert angehen, 100 Prozent abrufen, das ist selbstverständlich. Es gibt drei Punkte dafür – und die wollen wir holen.

Bei den Kickers gibt man sich selbstbewusst: „Die putzen wir weg“, war da unter anderem schon zu lesen.
Sama: Wir konzentrieren uns nur auf uns.



Aufrufe: 010.10.2014, 10:00 Uhr
Philipp MaiselAutor