2024-05-29T12:18:09.228Z

Halle
Ein sprungreduzierter Ball, Handballtore, keine Rundumbande, rechts und links Außenlinien - ganz banal gesagt sind dies die grundlegenden Unterschiede zwischen Futsal und dem klassischen Hallenfußball.  Foto: Sportfoto Zink
Ein sprungreduzierter Ball, Handballtore, keine Rundumbande, rechts und links Außenlinien - ganz banal gesagt sind dies die grundlegenden Unterschiede zwischen Futsal und dem klassischen Hallenfußball. Foto: Sportfoto Zink

"Nicht auf stur stellen"

Unterschiedliche Reaktionen zu den neuen Regeln beim Hallenfußball +++ Unverständnis über Änderungen

Das Thema Hallenfußball beziehungsweise die Einführung von Futsal bewegt die Amateurfußballer seit Jahren. In diesem Winter stehen elementare Neuerungen für den "Budenzauber" bevor. FuPa-Mittelfranken hat sich bei verschiedenen Stellen, die sich mit diesem Thema beschäftigen, umgehört.

Von Verbandsseite besteht naturgemäß die Hoffnung, dass die „von oben“ eingeführten Veränderungen im Hallenfußball auf eine positive Resonanz stoßen. Bezirksspielleiter Ludwig Beer ist sich im Klaren darüber, dass „alles Neue erstmal skeptisch gesehen wird“. Er appelliert aber auch an die Vereine, „nicht auf stur zu stellen, sondern Futsal doch erstmal auszuprobieren“.

Bezirksspielleiter Ludwig Beer. Foto: Robert Gerner

Und außerdem erinnert er daran, dass auch der klassische Hallenfußball einmal klein angefangen hat. Beer kann man schon als Geburtshelfer der stets gut besuchten und stimmungsvollen Turniere in seiner Heimatstadt Freystadt bezeichnen. „Als wir damit 1982 angefangen haben, gab es keine Stimmung, keine Musik, keine Einlagen. Da mussten wir auch erst die Euphorie schaffen, aller Anfang ist nun mal schwer.“ Das gelte auch für die Einführung des Futsals.

Nicht nötig, trotzdem interessant

Im Kreis Neumarkt/Jura klingt Kreisspielleiter Anton Pfahler so, als würde er dem Braten selbst noch nicht ganz trauen. Die Meldungen der Vereine für die Hallenrunde seien zurückgegangen und der langjährige Funktionär und bekennende Fan des klassischen Hallenfußballs gibt offenherzig zu, dass er die Neuerungen „nicht gebraucht hätte“.

Anton Pfahler, Kreisspielleiter des Kreises Neumarkt/Jura. Foto: Fritz-Wolfgang Etzold

Andererseits will er dem Ganzen auch etwas Gutes abgewinnen: „Wenn gute Hallenmannschaften spielen, ist es mit und ohne Rundumbande interessant. Wenn sich die Vereine geistig darauf einlassen, dass auch Futsal Hallenfußball ist, dann ist das eine attraktive Variante.“ Etwas Bauchschmerzen hat Pfahler noch bei der Kostenfrage, immerhin werden beim Futsal mehr Schiedsrichter benötigt.

Sauer über das "Hoppla-Hopp"

„Durchwachsen“ meldet Thomas Raßbach, Kreisspielleiter des Kreises Nürnberg/Frankenhöhe, auf die Frage nach der Resonanz bei seinen Vereinen bezüglich der neuen Variante des Hallenfußballs. Speziell im Altkreis Frankenhöhe sei sein Appell, „probiert´s doch einfach mal aus“, nicht unbedingt von durchschlagendem Erfolg gekrönt gewesen. Speziell die Art und Weise bei der Einführung, „dieses Hoppla-Hopp“, sei vielen Vereinen sauer aufgestoßen.

Thomas Raßbach, Kreisspielleiter des Kreises Nürnberg/Frankenhöhe. Foto: Sportfoto Zink

Die in diesem Winter praktizierte Lösung, bei offiziellen Verbandsturnieren Hallenfußball nach FIFA-Regeln spielen zu lassen und bei Privatturnieren die Vereine selbst entscheiden zu lassen, hält Raßbach für die Richtige. „Ich würde mich vehement dagegen wehren, den klassischen Hallenfußball abzuschaffen. Man muss doch mit den Vereinen zusammenarbeiten, lassen wir sie doch spielen, wie sie wollen.“

Max Habermann, Kreisspielleiter des Kreises Erlangen/Pegnitzgrund, war für eine Stellungnahme leider nicht zu erreichen. Im Kreis Erlangen/Pegnitzgrund wird jedenfalls auch bei offiziellen Verbandsturnieren der klassische Hallenfußball gespielt.

Ab Bezirksebene findet dann nur noch Hallenfußball nach FIFA-Regeln statt, die Bezirksmeisterschaft wird übrigens am 18. Januar in der Landkreishalle in Weißenburg ausgetragen.

„Sitzen alle in einem Boot“

Und außerdem wird es ja auch noch die Futsal-Liga geben. Michael Tittmann, Schiedsrichter-Obmann der Gruppe Neumarkt und gleichzeitig Futsal-Beauftragter in Mittelfranken, ist mit dem Aufbau einer solchen Liga beschäftigt, in der der ursprünglich aus Südamerika stammende, originale Futsal praktiziert werden soll. „Das sind schon erhebliche Änderungen bei den Regeln“, weiß Tittmann, der dennoch „zuversichtlich“ ist, genügend Schiedsrichter stellen zu können. Und auch, eine vernünftige Anzahl an teilnehmenden Mannschaften zusammen zu bekommen. Tittmann hofft zudem, dass sich die Vereine auf die Neuerungen einlassen. „Wir sitzen doch alle im gleichen Boot, es ist wie bei der Einführung des Elektronischen Spielberichtsbogens“, appelliert er an alle Seiten.

Seitens der Vereine überwiegt nicht nur aufgrund der geringeren Anzahl an Meldungen für die Hallenmeisterschaften nach den neuen Regeln aber offenbar die Skepsis. Bereits in den vergangenen Jahren hielt sich die Begeisterung für Futsal in Grenzen. So wird bei den „großen Hallenturnieren“ im Herrenbereich im Bezirk Mittelfranken auch in diesem Winter wohl nahezu durchgehend der klassische Hallenfußball geboten.

„Verschiedene Sportarten“

Definitiv ist dies beim traditionellen „Dreikönigsturnier“ des FSV Erlangen/Bruck der Fall, welches seit 20 Jahren zu den Höhepunkten im Hallenfußball-Kalender zählt. Für Thomas Groß, den langjährigen Veranstalter des Turniers und zugleich Fußball-Abteilungsleiter des FSV Bruck, steht fest, dass seitens der Verbandsspitze versucht wird, den klassischen Hallenfußball komplett durch Futsal zu ersetzen. „Für mich sind das zwei verschiedene Sportarten und meine ist Futsal eben nicht. Grundsätzlich habe ich gar keine Abneigung gegen Futsal, aber es geht mir um den Zwang von oben. Jeder soll doch spielen, wie er möchte“, sagt Groß, der deutlich macht, dass es ein Erlanger „Dreikönigsturnier“ mit Futsal-Regeln unter ihm jedenfalls nicht geben wird.

Alles wie gehabt

Auf große Gegenliebe stößt die neue Variante des Hallenfußballs auch bei den Organisatoren des Seligenportener Hallenmasters um Karlheinz Wild nicht. Im Detail habe man sich noch nicht damit beschäftigt, doch der Plan sieht vor, das große Hallenturnier in Pyrbaum wie gehabt durchzuziehen. „Wie es im nächsten Jahr aussieht, lassen wir auf uns zukommen“, so Wild weiter.

„Probiert es einfach aus“

Die ablehnende Haltung gegenüber Futsal kann Jasmin Halilic dagegen nicht nachvollziehen. Der Trainer der Futsal-Spezialisten vom FC Bayern Kickers Nürnberg, die es immerhin schon ins deutsche Futsal-Finale schafften, glaubt eher, dass jene Haltung bei den meisten mit „der Angst vor etwas Neuem zu tun hat“. „Futsal ist für mich die interessantere und technisch anspruchsvollere Variante, außerdem sind die Spieler besser geschützt. Es ist doch nicht Sinn des Hallenfußballs, jemanden gegen eine Bande zu knallen.“

"Probiert es einfach aus, es macht Spaß." Jasmin Halilic, Trainer des FC Bayern Kickers. Foto: Sportfoto Zink

Im Nürnberger Norden sind sie bereits dabei, eine eigene Futsal-Mannschaft aufzubauen. „Wir spielen einfach gerne in der Halle, sei es Futsal oder Hallenfußball“, sagt Halilic weiter und empfiehlt allen Vereinen: „Probiert es einfach aus, es macht Spaß.“

„Da hast du ein Glaubwürdigkeitsproblem“

Die Änderung des Regelwerks betrifft aber nicht nur den Verband und die Vereine. In den vergangenen Jahren wurden auch immer mehr der beliebten Rundumbanden angeschafft, teils auch von Städten oder Gemeinden. Bislang habe sich noch niemand bei ihm gemeldet, sagt Herbert Eckstein, Landrat des Landkreises Roth, zu dieser Thematik. „Aber diese Fragen stellen sich ja auch immer erst, wenn es soweit ist.“ Denn was macht beispielsweise eine Gemeinde mit der Rundumbande, wenn es keinen klassischen Hallenfußball mehr gibt? Für Basketball sind sie kaum zu verwenden. Auch der bekennende Fußballfan und Schiedsrichter Eckstein hat sich noch keine weiterführenden Gedanken darüber gemacht, spontan fällt ihm aber ein anderes Problem in diesem Zusammenhang ein. „Viele dieser Banden wurden auch von Sponsoren angeschafft. Werden diese jetzt überflüssig, hast du als Veranstalter das nächste Mal vielleicht auch ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn du wieder mal was brauchst.“

Grundsätzlich kann Eckstein, der im Winter immer wieder bei verschiedenen Hallenturnieren anzutreffen ist, bei den ganzen Neuerungen wenig Sinn erkennen. „Ich sehe keinen Grund etwas zu ändern, der Hallenfußball hat sich doch so wie er ist bewährt und manchmal frage ich mich beim Thema Verband und Vereine schon, wer eigentlich für wen da ist. Das sage ich den Vereinen auch immer wieder und sie haben an einem Verbandstag ja auch die Möglichkeit, mit ihrer Stimme mit zu entscheiden.“

Aufrufe: 023.10.2013, 07:00 Uhr
Mathias HochreutherAutor