2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Künftige Leitfigur im Holstein-Mittelfeld: Routinier Dominic Peitz. Foto: Stark
Künftige Leitfigur im Holstein-Mittelfeld: Routinier Dominic Peitz. Foto: Stark

Neuzugang Peitz will Holstein Kiel mit führen

Dominic Peitz über seine Ankunft in Kiel, seine Ziele und Vorstellungen

Er soll die neue Führungsfigur bei Holstein Kiel werden: Dominic Peitz, der erfahrenste Neuzugang aus Karlsruhe. Körperlich überragt der 1,96 Meter große Mittelfeldspieler schon mal alle. Im Interview präsentiert sich der 31-Jährige keineswegs als Lautsprecher, wohl aber mit präzise formulierten Meinungen und klaren Vorstellungen von dem, was er mit Holstein Kiel in den kommenden drei Jahren erreichen will und wie er dazu beitragen kann.

Dominic Peitz, fühlen Sie sich schon wohl in Ihrer neuen Heimat Kiel?
Die Wohnung ist bezogen, meine Frau und die eineinhalbjährige Tochter sind da. Von daher bin ich auf jeden Fall gut angekommen.

Dabei wären Sie eigentlich gerne in Karlsruhe geblieben, wenn man Meldungen von dort glauben darf.
Ich hatte dort eigentlich gute Gespräche mit der sportlichen Leitung. Aber am Ende waren wohl nicht alle im Verein von meinem Verbleib überzeugt, aber das Thema ist jetzt abgehakt.

Was sprach dann letztlich für Kiel? Es gab ja sicher auch andere Angebote.
Das stimmt, und das war in gewisser Weise beruhigend. Für Kiel sprach einerseits, dass der Verein sehr früh Kontakt mit mir aufgenommen hat. Natürlich möchte jeder Fußballer gern so hoch wie möglich spielen. Aber letztlich war mir die Aufgabe wichtiger als irgendwo die letzten Jahre ausklingen zu lassen. Und hier ist für mich klar, dass man etwas bewegen kann. Allein wenn ich das Trainingszentrum hier sehe – das ist der Wahnsinn. Ich habe in den letzten zehn Jahren selten solche Bedingungen gehabt, Holstein ist diesbezüglich bundesligareif. Daraus allein können wir allerdings keine sportlichen Ansprüche ableiten.

Patrick Kohlmann kennen Sie aus gemeinsamer Zeit bei Union Berlin gut. Haben Sie auch ihn um Rat gefragt?
Natürlich habe ich mit ihm über Holstein gesprochen und mir das Innenleben des Vereins etwas genauer beschreiben lassen. Einen guten äußeren Eindruck hatte ich ja schon selbst gewinnen können.

Sie kommen als Führungsspieler und sehen sich bestimmt auch selbst als solcher. Was zeichnet einen Führungsspieler in Ihren Augen aus?
Zunächst ist es die Pflicht eines jeden Spielers, sich in die Mannschaft einzuordnen. Da spielen der Name und alles, was man in den letzten Jahren erreicht hat, keine Rolle. Wichtig ist, dass am Ende die Gruppe funktioniert. Und ich habe sicher Erfahrungen gesammelt, wie das funktionieren kann und die habe ich in den Gesprächen mit der sportlichen Leitung auch dargelegt. Aber ich werde nicht den Diktator spielen, sondern für meine Mitspieler da sein, wenn sie mich brauchen. Wenn ich den Eindruck habe, dass jemand aus der Gruppe auszuscheren droht, dann würde ich sicher eingreifen.

Im vergangenen Jahr schien das nicht immer optimal gelaufen zu sein. Da gab es auch schon mal Bildung von Grüppchen...
...was ja nicht unbedingt schlecht sein muss. Es ist in einer Mannschaft völlig normal, dass es verschiedene Interessengruppen gibt. Ein 20-Jähriger setzt im Leben wahrscheinlich andere Prioritäten als Patrick Kohlmann oder ich, die Familie und Kinder haben. Erst wenn das Mannschaftsgefüge dadurch in Gefahr gerät, muss man eingreifen.

Was zeichnet den Führungsspieler auf dem Platz aus?
Konstant Leistung bringen. Man wird ja nicht deshalb zu einem guten Spieler, weil man hier mal zwei Bundesliga-Spiele gemacht hat, dort sieben in der 2. Liga und da zehn in der 3. Liga. Wichtiger ist, regelmäßig zu spielen. Ich habe in den letzten zehn Jahren ungefähr 300 Spiele als Profi gemacht. Diese Erfahrungen möchte ich einbringen.

Dabei gelten Sie nicht als Filigrantechniker, sondern kommen eher über die Präsenz auf dem Feld...
Es ist im Fußball anders als beispielsweise beim Tennis. Da wird man nie richtig gut sein, wenn man keine Rückhand kann. Im Fußball muss man nicht alles können. Wichtig ist, dass die Fähigkeiten in der Mannschaft harmonieren. All unsere Spieler haben verschiedenste Qualitäten, alle sind in der Pflicht, diese einzubringen. Aber auch ich darf mal einen guten Pass spielen, zumindest würde ich mich darüber freuen.

Das Wort Aufstieg wird ja noch nicht offensiv in den Mund genommen. Was sind denn Ihre Ziele für diese Saison?

Wir wollen oben mitspielen. Dass wir den Aufstieg nicht als Ziel nennen, hat auch nichts mit Tiefstapelei zu tun. Es können in einer Saison einfach so viele Dinge passieren. Verletzungen, aber auch Lebensphasen, wo einer vielleicht nicht seine optimale Leistung abrufen kann. Den richtigen Gegner zum richtigen Zeitpunkt zu bekommen. Aber auch ein Stück weit Glück. Insbesondere die 3. Liga ist einfach zu eng, viele Spiele sind von Kleinigkeiten abhängig. Da kann keine Mannschaft sagen: Das schaffen wir in diesem Jahr auf jeden Fall.

Was können Sie tun, um die entscheidenden Kleinigkeiten zu beeinflussen?

Gut ausgebildete Spieler hat inzwischen fast jeder Verein in der 3. Liga. Die Spieler wurden oft von Bundesligisten ausgebildet und nehmen in der 3. Liga dann einen neuen Anlauf. Auch wir haben einige solcher Spieler. Wichtig wird sein, dass diese Jungs auch das Leben als Profi wirklich annehmen. Auf diesem Weg müssen wir die jungen Spieler mitnehmen.

Sie haben einen Drei-Jahres-Vertrag unterschrieben. Ist der Aufstieg für diesen Zeitraum das Ziel?

Ja, das kann man so stehen lassen. Mittel- und langfristig muss man sich Ziele stecken, um sie dann auch erreichen zu können. Stück für Stück daran zu arbeiten, dass wir die Wahrscheinlichkeit eines Aufstiegs erhöhen, denn garantieren kann man das auch in diesem Zeitraum nicht. Aber der Verein hat dafür die Bedingungen geschaffen.
Aufrufe: 014.7.2016, 11:00 Uhr
SHZ / Interview: Christian JessenAutor