2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines

Neustart des FC Bötzingen in der Kreisliga B

Der Verbandsligist vom Kaiserstuhl muss sich nach seinem freiwilligen Rückzug aus der sechsten Liga neu orientieren

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Der FC Bötzingen hat seine Verbandsligamannschaft zurückgezogen. Die Entwicklung kam nicht ganz überraschend.
Freud und Leid lagen schon am Ende der vergangenen Saison eng beisammen. Erst am letzten Spieltag hatte der damalige FCB-Coach Ewald Beskid mit seinem Team den Verbleib in der Verbandsliga geschafft. Damit hatten nur noch wenige gerechnet, und nicht nur Beskid hatte schon davor seinen Abschied beschlossen. Einen ins Auge gefassten freiwilligen Abstieg in die Landesliga verhinderten die Statuten. Die Verantwortlichen um den früheren Vorsitzenden Andreas Messerschmidt zimmerten flugs eine Notmannschaft für die neue Spielzeit zusammen. Der Franzose Gilles Ekoto-Ekoto wurde vom Co- zum Cheftrainer befördert und ging mit den wenigen Akteuren die Herausforderung an. Aber auch im Umfeld kriselte es, denn im Verein zogen wohl nicht mehr alle an einem Strang. Sportlich lief wenig zusammen. Woche für Woche kassierten die Bötzingen ihre fast schon obligatorische Niederlage mit vielen Gegentoren.

Sportlich, personell und finanziell geriet der FC Bötzingen mehr und mehr in die Schieflage. Als dann im September der Vorsitzende Andreas Messerschmidt hinschmiss, war ein weiterer Tiefpunkt erreicht. Sein Stellvertreter Udo Riva führt seitdem kommissarisch die Vereinsgeschäfte. Ein paar Mitstreiter konnte er um sich scharen, um den Tiefgang vorerst zu stoppen. Udo Riva sagte: "Mit Mühe und Not haben wir uns durchgehangelt." Die beiden Aktivmannschaften, die Reserve kickt in Kreisliga B, Staffel III, sorgten dabei nur für wenige Glanzlichter. Besonders das Ziel in der Verbandsliga, der Ligaverbleib, geriet komplett außer Reichweite. Udo Riva: "Die Substanz für die Verbandsliga war nicht gegeben." Die Unzufriedenheit bei den Fußballern wuchs verständlicherweise, und auch die Fans kehrten den Kaiserstühlern mehr und mehr den Rücken.

Das Engagement von Coach Ekoto-Ekoto wurde nach dem letzten Spieltag vor der Winterpause zum 31. Dezember für beendet erklärt. Die Arbeit von ihm sei nicht zu bemängeln gewesen, aber letztlich habe er das Team nicht mehr erreichen können, erläuterte Udo Riva den Schritt. Damit einhergehend hatten einige Akteure Wechselabsichten im Winter bekundet. Hinzu kamen weitere Engpässe im Vorstand, der Vereinsorganisation bis hin bei den Finanzen. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung wurde kurz vor Weihnachten terminiert, um Klarheit zu schaffen: Wie geht es weiter mit dem Fußballclub und seinen 400 Mitgliedern? Udo Riva und seine Mitstreiter erhielten in der Versammlung grünes Licht, die erste Mannschaft aus dem Spielbetrieb der Verbandsliga vorzeitig zurückzuziehen. Damit sollte weiterer Schaden vom Verein verhindert werden.

Mit dem Südbadischen Fußball-Verband war das Vorgehen rund um den Rückzug besprochen worden. Arno Kiechle (Opfingen), Spielleiter der Verbandsliga Südbaden, sagt: "Es ist immer schade, wenn ein Klub während der Saison geht." Die Gründe, so Kiechle, wurden dargelegt und waren nachvollziehbar: Die Personaldecke beim FCB ist bei den Aktiven zu gering.

Solvay Freiburg und der SV Endingen profitieren

Aussicht auf Besserung sei zudem nicht in Sicht. Vor der Punkterunde sei die Entwicklung fast schon absehbar gewesen, so der Funktionär. Kiechle erklärt: "Der Rückzug zum jetzigen Zeitpunkt ist auf alle Fälle besser als später in der Saison, wenn dort die fußballerischen Entscheidungen in die Endphase kommen."

Zuletzt hatte in der Verbandsliga in der Spielzeit 2012/2013 ein Verein vorzeitig zurückgezogen: der FV Donaueschingen. Wie die Kicker von der Baar ist nun auch der FC Bötzingen in der laufenden Spielzeit der erste von maximal fünf Absteigern. Die ausgetragenen Partien in dieser Saison werden komplett gestrichen. Vom Streichkonzert profitieren besonders der SV Endingen, gegen den 1:1 gespielt wurde, und Solvay Freiburg, wo Bötzingen den einzigen Sieg errungen hatte. Insgesamt bleibt das Tabellenbild auch nach den Ergebniskorrekturen nahezu unverändert. Das Sportgericht des Verbandes und der Spielausschuss müsse in den nächsten Tagen noch über den Rückzugsantrag sowie dessen Konsequenzen eine Entscheidung treffen. Die Spielordnung sieht für solche Fälle zudem ein Strafgeld von bis zu 800 Euro vor.

Die Kugel soll im Bötzinger Riedstadion dennoch weiter rollen. Nicht nur im gut aufgestellten Jugendbereich, sondern auch bei den Aktiven kann weiter um Punkte gekickt werden. Die zweite Mannschaft mit Spielertrainer Patrick Supplie wird laut Südbadischem Fußball-Verband die Saison in der Kreisliga B zu Ende spielen. Vor Beginn der Runde 2017/18 soll ein Neustart des Vereins erfolgen. Der Grund: Nach den Verbandsstatuten muss bei einem Rückzug zuerst die zweite Mannschaft abgemeldet werden.

Teile des bisherigen Verbandsligakaders wird man zum Trainingsauftakt im Januar nicht mehr antreffen. Als Abgänge stehen Jose Padilla Sanchez, Yannick Berger, Gianluca Bregler und Mehmet Demirci schon fest. Weitere könnten folgen. Udo Riva: "Wir hoffen, dass der eine andere bei uns bleibt." Nach dem Verbandsligaausstieg sei eine gewisse Aufbruchstimmung im Klub auszumachen. Schulterklopfen reiche aber nicht, meinte Riva ausblickend. Der Verein habe sich neu justiert, und den Blick stärker nach vorne gerichtet. Dazu müssen die Kaiserstühler in den nächsten Wochen zu sich finden und noch enger zusammenrücken als bisher.
Aufrufe: 028.12.2016, 00:00 Uhr
Sebastian Ehret (BZ)Autor