2024-03-27T14:08:28.225Z

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Aktionismus statt Zug zum Tor: Neustadts Fußballer hatten bei der 1:3-Heimniederlage gegen Dettingen kaum Zugriff aufs Spiel. | Foto: Bernd Seger
Aktionismus statt Zug zum Tor: Neustadts Fußballer hatten bei der 1:3-Heimniederlage gegen Dettingen kaum Zugriff aufs Spiel. | Foto: Bernd Seger

Neustadt bekommt den Gegner nicht in den Griff

Ein Scheitern als Chance beim FC Neustadt +++ Johnston rettet Bonndorf das Remis +++ FC Löffingen vergibt drei Tausendprozentige

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Es gibt Tage, da scheint alles zu stimmen. Der Körper kraftstrotzend, der Wille stark, heiß das Herz. Bergsteiger kennen dieses Gefühl. Und dann wird es doch nichts mit dem Gipfelangriff, weil es in der Seilschaft unerklärliche Abstimmungsschwierigkeiten gibt und der Berg einfach stärker ist. Es ist der Moment des Scheiterns. Den hat am Wochenende auch Klaus Gallmann erlebt, Trainer des Landesligisten FC Neustadt. Ratlos musste er von außen mitansehen, wie seine Mannschaft der SG Dettingen-Dingelsdorf mit 1:3 unterlag.
Der Berg, das war an diesem Samstag die SG. Einfach abgerutscht sind die Neustädter bei ihren Bemühungen, den Gegner in den Griff zu bekommen. In der ersten Halbzeit gab es für die Blauen nicht eine nennenswerte Tormöglichkeit, die Pässe liefen ins Leere. Auch nach dem Seitenwechsel wurde das Spiel der FCN-Kicker nicht wesentlich besser, an der 1:3-Niederlage gab es schließlich nichts zu deuteln.

„Ist der Tag auch nicht dein Freund, so doch dein Lehrer.“ FCN-Trainer Klaus Gallmann

„Der Dettinger Sieg war hochverdient“, so Gallmann, seine Mannschaft habe über neunzig Minuten keine Mittel gefunden in der Vorwärtsbewegung wirklich Druck aufzubauen.

Es war ein Klettern auf mäßigem Niveau, ohne Höhengewinn. „Der Gegner hat uns das Leben verdammt schwer gemacht“, weiß Gallmann, der nichts beschönigen will. Seine Mannschaft habe sowohl im Spielaufbau als auch in der Defensive viel Fehler gemacht. Trotz der ersten bitteren Enttäuschung sieht der FCN-Trainer auch Positives im unerwarteten Scheitern. „Ist der Tag auch nicht dein Freund, so doch dein Lehrer.“ Es ist ein Gedanke, der Weg weisend sein könnte für die Zukunft des FC Neustadt. Nach Wochen des Aufschwungs, ja der Euphorie, war die Niederlage gegen Dettingen-Dingelsdorf vielleicht ein Rückschlag, aus dem sich viel Kraft ziehen lässt. Seine Mannschaft wisse jetzt, dass sie gegen jeden Gegner eine Topleistung abrufen müsse. Mit Leidenschaft, vielleicht mit Schmerz. Leichte Gipfelsiege will kein Bergsteiger.

Es geht voran, mit vielen kleinen Schritten. Vor drei Wochen hatte Benjamin Gallmann, Spielertrainer des TuS Bonndorf nach einer von Verletzungssorgen und Krankheiten geprägten Vorbereitungsphase auf die Frühjahrsrunde und einem bitteren 0:6 gegen den Bezirksligisten DJK Donaueschingen als Tiefpunkt gebangt um die Ligatauglichkeit seiner Elf. Jetzt ist er voller Zuversicht, nach vier Punkten aus drei Spielen. Auf Augenhöhe mit der Konkurrenz sind die Bonndorfer. Wenn sie sich als verschworene Gemeinschaft präsentieren, so wie am Sonntag in Furtwangen, sind die kaum zu schlagen. Die Kraft, sich zu behaupten, gibt es schwarz auf weiß. Acht Unentschieden haben die Bonndorfer in bislang 20 Spielen erkämpft und sind damit die ungekrönten Remis-Könige. „Das zeigt, dass wir in der Liga dazugehören“, glaubt Gallmann. Das wissen jetzt auch die Spieler des FC Furtwangen, die als Tabellenführer in die Frühjahrsrunde starteten – und nach zwei Niederlagen nun auch gegen den TuS Bonndorf auf Granit bissen. Das 0:0 auf dem holprigen, zuvor von der zweiten Mannschaft der Bregtäler umgepflügten Hartplatz ist für Benjamin Gallmann „ein gefühlter Sieg. Das ist kein gestohlener Zähler, wir haben uns den Punkt redlich verdient.“ Ansehnlich war die von Kampf geprägte Partie, in der die Bonndorfer vor allem in den Zweikämpfen ihre Zähigkeit bewiesen, allerdings nicht. „Das war nix fürs Auge“, so Gallmann, der seiner Elf ein kollektives Lob ausspricht und doch einen Mann besonders hervorgehoben wissen möchte. Philipp Johnston. Der ist zwischen den Pfosten eigentlich die Nummer drei. In Furtwangen agierte er vor allem bei hohen Bällen souverän und brachte die Furtwanger Angreifer mit seiner Fangsicherheit schier zur Verzweiflung. „Diesen Punkt hat der Philipp festgehalten“, lobt Gallmann.

Natürlich hat er gefehlt. „Vielleicht hätte Benjamin Gaudig so ein Ding reingemacht“, sagt Löffingens Trainer Tobias Urban nach der vermeidbaren 0:1-Niederlage seiner Aufsteigerelf beim Dreipunkt-Dorfklub F.A.L. Doch es hätte des Torjägers gar nicht bedurft um zumindest ein Unentschieden zu erkämpfen. „Wir hatten drei tausendprozentige Chancen“, erinnert sich Urban und ringt ein bisschen nach Fassung. Irgendwann habe ihn das Gefühl beschlichen, dass seine Elf einfach kein Tor erzielen wollte. „Das ist natürlich Quatsch“ ruft sich der Trainer selbst zur Ordnung, aber die verworfene Schnapsidee offenbart das Dilemma der Rothosen, die gerne ansehnlich spielen und schöne Tore erzielen wollen. Doch Fußball ist kein Eiskunstlauf. Und Punkte gibt es nicht für den künstlerischen Wert, sondern fürs Treffen. Das geht beim Fußball auch mit Anfängertechnik, wie F.A.L-Stürmer Burgenmeister, der per Spitzkick den 1:0-Sieg seiner Elf zementierte. So viel Schlichtheit wünscht sich auch Tobias Urban von seiner Elf. „Wir mü ssen einfach treffen, egal wie.“
Aufrufe: 030.3.2015, 21:00 Uhr
Johannes Bachmann (BZ)Autor