2024-05-08T14:46:11.570Z

Halle
Aus dem Häuschen: Wankendorfs Kultkeeper Matthias Balzer musste nach seinem finalen Siegtreffer von Mathias Gerndt, Alexander Usbek, Sönke Hamann und dem eigentlich vom Turnier ausgeschlossenen Arne Duggen (v. li.) "eingefangen" werden. Foto: Sell
Aus dem Häuschen: Wankendorfs Kultkeeper Matthias Balzer musste nach seinem finalen Siegtreffer von Mathias Gerndt, Alexander Usbek, Sönke Hamann und dem eigentlich vom Turnier ausgeschlossenen Arne Duggen (v. li.) "eingefangen" werden. Foto: Sell

"Neuner-Könige" vom TSV Wankendorf auf dem Thron

37. Hallenfußball-Stadtmeisterschaft: Nervenstarke Wankendorfer auf Platz 1 / Macht Trainer Torsten Block nun doch weiter?

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,,Turniersieg." Das Ziel des TSV Wankendorf im Vorfeld der 37. Hallenfußball-Stadtmeisterschaft um den TyreXpert-Cup in der Holstenhalle war ebenso forsch wie knapp formuliert. Und siehe da: Der Verbandsliga-Fünfte setzte die Vorgabe von Trainer Torsten Block um und sicherte sich dank eines 4:3 nach Neunmeterschießen im Finale gegen den Titelverteidiger VfR den mit 700 Euro dotierten Turniersieg. Dem unterlegen SH-Ligisten blieben 400 Euro, ferner stellte Rasensport mit Beytullah Bilgen (drei Treffer) den Torschützenkönig.

Wankendorf erwies sich vor rund 2000 Besuchern - darunter 1287 zahlende - als Team der Minimalisten. Die Gelb-Blauen schossen in sechs Spielen nur fünf Tore, verloren zwar kein einziges Mal, gewannen aber auch nur eine von sechs Partien in der regulären Spielzeit (die allererste mit 3:0 gegen den Verbandsligarivalen Olympia). Vier Mal stand es nach Begegnungen der Jahnplatz-Kicker nach zwölf Minuten 0:0, alle drei (!) K.o.-Spiele gewannen die nervenstarken Wankendorfer per Neunmeterschießen - darunter auch das Viertelfinale gegen den wieder einmal frühzeitig entzauberten Mitveranstalter Polizei-SV Union (SH-Liga, reguläre Spielzeit 2:2). Dies war zugleich das spektakulärste Duell eines Turniers, in dem das fußballerische Niveau abermals zahlreiche Wünsche offen ließ, die Akteure mit dem rutschigen Parkett zu kämpfen hatten und in dem der Kreisligist SV Boostedt mit einer erbärmlich destruktiven Spielweise für die ,,Krönung" sorgte.


Allein gegen drei: Deniz Grothe (VfR, links) nimmt es mit den Olympianern Joachim Jablonski, Felix Hartmann und Murat Ocak (v. li.) auf. Foto: Sell

Für Wankendorf, das gerade erst auch das Turnier in Bornhöved für sich entschieden hatte, war es nach 2007 und 2008 der dritte Holstenhallen-Triumph. Und eben dieser bringt Trainer Torsten Block nun in eine Zwickmühle. Denn der Coach wollte eigentlich am Saisonende aufhören. ,,Ich hatte leichtsinnigerweise gesagt, dass ich doch noch ein Jahr dranhängen würde, wenn wir das Turnier in der Holstenhalle gewinnen. Nun muss ich wohl noch einmal nachdenken", schmunzelte Wankendorfs Übungsleiter, der seinen mehrfach spielentscheidenden Torwart Matthias Balzer lobte: ,,Er ist unglaublich. Eigentlich sollte ja Florian Hamann auflaufen, doch Balzer hatte in Bornhöved mit einer guten Spieleröffnung geglänzt, daher gab ich ihm den Vorzug."




Torsten Block hatte am zweiten Weihnachtstag das Problem, nach dem verletzten Marcel Schiffer (Oberschenkel) mit Heißsporn Arne Duggen (Rot gegen den PSV wegen versuchter Tätlichkeit gegen Daniel Michalowski) im Turnierverlauf eine zweite Offensivkraft zu verlieren. ,,Das war für uns schwierig zu kompensieren, also mussten wir in den restlichen Partien über eine stabile Defensive kommen", konstatierte Torsten Block. Einziger Missklang im sportlich gelungenen Auftritt des Siegers Wankendorf war das Verhalten von Arne Duggen, den das Schiedsgericht vom Turnier ausschloss, der aber dennoch in voller Spielermontur die beiden folgenden Begegnungen im Bereich der Ersatzkicker an der Bande verfolgte und nach der Siegerehrung die obligatorische ,,Uffta" vor den mitgereisten Fans anstimmte - unter anderem mit Schmährufen auf die unterlegene Konkurrenz. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten Wankendorfs Mannschaftsverantwortliche dem Treiben ihres Angreifers gerne Einhalt gebieten dürfen.


Torschützenkönig: Beytullah Bilgen (VfR) bekam seine Prämie von Maren Andresen vom Turnier-Co-Sponsor Bäcker Andresen überreicht. Foto: Sell

Während der VfR auf seiner Facebook-Seite Wankendorf artig zum Turniersieg gratulierte, sah sich Rasensport in der Holstenhalle mit zunehmendem Erfolg und einigen umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen zu seinen Gunsten den üblichen Antipathien ausgesetzt. Primitive Evergreens wie ,,Schei-ße, Schei-ße, Schei-ße VfR" und ,,Lila-Weiß ist schwul" machten in der K.o.-Phase immer wieder die Runde. Trainer Thomas Möller schickte seine Kicker nach dem Finale demonstrativ zu einer Ehrenrunde durchs Oval, wollte das aber nicht als Provokation verstanden wissen. ,,Wir wollten uns anständig vom Publikum verabschieden und haben dabei mehr Anstand bewiesen als der eine oder andere Zuschauer", kommentierte der Ex-Zweitligaprofi die vielen Stinkefinger und einen Flaschenwurf (während des Entscheidungsschießens gegen Wankendorf) in Richtung seines Teams.

Mit einem Torwartwechsel mitten im finalen Neunmeterschießen gegen Wankendorf hatte Möller einen Reizpunkt gesetzt und die Stimmung zum Überkochen gebracht. ,,Wir wollten den Gegner aus dem Rhythmus bringen", räumte der 48-Jährige ein, nachdem Emmanuel Amoako nach zwei Durchgängen eine Schulterverletzung ,,zog" und für Marcel Johannsen Platz machte - im Tor des SH-Ligisten standen also zwei Leute aus der Reserve, mit Amoako gar ein Feldspieler. Als Johannsen dann auch noch gleich parierte und überdies VfR-Stratege Abdul Yilmaz regelkonform ein zweites Mal schießen durfte - der eigentlich an der Reihe gewesene Amoako ließ sich ja ,,verletzungsbedingt" vom neuen Physiotherapeuten Thomas Dudek behandeln -, wollten die Proteste Wankendorfs und der Zuschauer kein Ende nehmen. Kaum auszudenken, der VfR hätte nach Möllers Schachzug das Finale gewonnen ...

Für einen erfrischenden Angriffsfußball sorgte indes der unbekümmert auftrumpfende TuS Nortorf. Der Verbandsliga-Achte schoss in der Vorrunde mit Abstand die meisten Tore (elf) und war auch im kompletten Verlauf das treffsicherste Team (zwölf). Erst im Halbfinale wurden die Blau-Weiß-Roten vom VfR gestoppt. Beim 1:4 erwies sich das schnelle Führungstor durch Marvin Sievertsen als Gift. ,,Danach haben wir uns zu naiv angestellt", resümierte Trainer Fabian Doege, der ansonsten jedoch völlig zu Recht von einem ,,schönen Tag für mich und meine Mannschaft" sprach. Zufrieden stellte der erst 28-jährige TuS-Coach fest: ,,Man hat gesehen, dass wir einige technisch gute Kicker haben." Platz 3 der Nortorfer wurde mit 250 Euro belohnt, den im Neunmeterschießen um Bronze unterlegen Verbandsligakonkurrenten TSV Gadeland, der mit einigen offensichtlich gut im Futter stehenden ,,Pfundskerlen" angetreten war, blieben 100 Euro.


Bester Torwart: Christoph Rasch (FC Torpedo, rechts) wurde vom 1. Vorsitzenden des Kreisfußballverbandes, Stephan Beitz, ausgezeichnet. Foto: Sell

Erstes Tor: Der Premierentreffer bei der 37. Auflage gelang Tungendorfs Fabian Feigel. Es war zugleich das goldene 1:0 im Eröffnungsspiel gegen den TS Einfeld. Unfassbare Torbilanz: Insgesamt fielen nur 56 Treffer (ohne Neunmeterschießen), das waren 46 (!!!) weniger als im Vorjahr. 2014 hatte es kein einziges torloses Remis gegeben, diesmal waren es deren sechs. Alleine vier Duelle mit Wankendorfer Beteiligung standen nach dem Abpfiff der regulären Spielzeit 0:0. Zudem reichte in fünf Partien ein einziges Tor zum Sieg (Vorjahr: eine). Für die drei torreichsten Begegnungen war Nortorf zuständig. Im Gruppenspiel zwischen dem TuS und Tungendorf hieß es 4:2, zuvor und später im Halbfinale hatte es jeweils fünf Treffer in Duellen mit Nortorfer Beteiligung gegeben (3:2 gegen Einfeld, 1:4 gegen VfR). Böse Buben: Deutlich weniger Tore, dafür aber deutlich mehr Feldverweise als noch im Vorjahr bestimmten das Bild. 2014 gab es keine Rote Karte und lediglich sechs Zeitstrafen. Diesmal waren es zwei Rote Karten (Torben Czekay/Tungendorf, Arne Duggen/Wankendorf) und 14 Zwei-Minuten-Strafen. Kein einziger Akteur musste sich zwei Mal abkühlen, die meisten Zeitstrafen kassierte der VfR (3). Die Schiedsrichter Aslan Gastrock (Gut Heil), Yannick Gries (TSV Aukrug) und Hakan Yilmaz (FC Torpedo) hatten also jede Menge zu tun. Ohne jeglichen Feldverweis blieben Einfeld, Olympia und Wasbek. Alt und Jung: Mit Abstand ältester Akteur war Feintechniker Marinko Ruzic (38) vom PSV. Der ,,Benjamin" auf dem Parkett war Wasbeks Torhüter Enno Beckmann, der erst am 13. Oktober dieses Jahres seinen 18. Geburtstag gefeiert hatte. Guter Rückhalt: Nicht den allergrößten Gefallen tat sich die Turnierleitung mit der (frühzeitigen) Wahl von Christoph Rasch zum besten Torwart des Turniers. Der Schlussmann des FC Torpedo war zwar auch stark, doch am Ende war Wankendorfs Kultkeeper Matthias Balzer die wahre Nummer 1. Vier Mal spielte er zu null, zwei Mal verwandelte er in einem Neunmeterschießen den entscheidenden Versuch. Zudem parierte Balzer insgesamt drei gegnerische Neunmeter. Schöne Geste: Zu Ehren von Dirk Mömmert spielte der FC Torpedo mit Trauerflor, überdies wurde in der Holstenhalle vor der Partie Torpedo gegen Gadeland eine Gedenkminute abgehalten. Der beliebte Platzwart des Städtischen Stadions war am 11. Dezember im Alter von 58 Jahren verstorben. Noch ein Sieger: Platz 1 bei den D-Junioren, deren Hallenkreismeisterschaft in das Turnier der ,,Großen" eingebettet wurde, ging an die SG Gut Heil/Gadeland. Der Verbandsligist bezwang im Finale den klassentieferen SV Tungendorf mit 3:2.
Aufrufe: 027.12.2015, 18:07 Uhr
SHZ / Arne SchmuckAutor