
Von den unzähligen ausgefallenen Spielen der vergangenen Monate wurden mittlerweile einige nachgeholt. Die Tabellen wirken nicht mehr so chaotisch wie noch vor einer Weile. Somit lassen sich auch Lage und Perspektiven in allen fünf Staffeln der vierten Liga vernünftig einordnen.
In der Regionalliga Bayern ist der Kampf um die Teilnahme an der Aufstiegsrelegation ein Wettlauf der Zweitmannschaften. Keiner der Vereine, die noch im Winter um die Tabellenspitze rangen, hatte die Lizenz für die Dritte Liga beantragt. Lediglich die Reserve-Teams des TSV 1860 München, des FC Bayern München, des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth kommen noch in Frage. Die Fürther Zweitmannschaft erwischte einen miserablen Start ins neue Fußballjahr. Mit vier Niederlagen in Folge verspielte man schnell die Chance auf den Aufstieg. Aktuell steht Greuther Fürth II mit 18 Punkten Rückstand auf dem 12. Tabellenplatz. Wesentlich besser machten es da hingegen die kleinen Münchener Löwen. In den acht Spielen seit Anfang März kam die 1860-Reserve auf sieben Siege und ein Unentschieden. Somit stehen sie mittlerweile auch verdient auf dem ersten Tabellenplatz und dürften als Favorit auf den möglichen Aufstieg gelten. Den zweiten Mannschaften des FC Bayern und des 1. FC Nürnberg belibt nur die Verfolgerrolle. Nürnberg II hat sieben Punkte Rückstand auf die Spitze (bei einer Partie mehr), die "kleinen Bayern" können bei einem Spiel weniger im Augenblick nur bis auf neun Punkte an die 1860er heranrücken.
Auch in der Regionalliga West hat sich das Tabellenbild vom Winter stark verschoben. Vorneweg marschieren die Sportfreunde aus Lotte. Diese sind seit beeindruckenden 19 Spielen ungeschlagen und führen die Tabelle mit derzeit sechs Punkten an. Dahinter folgt Fortuna Köln. Fortuna hat sich zum Hauptverfolger gemausert, bei einem Sieg im Nachholspiel gegen die Sportfreunde Siegen könnte man bis auf drei Punkte an die Lotte heranrücken. Der Abstand von Lotte auf den Tabellendritten, die Schalker Reserve, beträgt bereits zehn Punkte. Die Schalker zeigten sich zuletzt nicht konstant genug für das Titelrennen, Siege und Niederlagen wechseln sich bereits seit Wochen ab. Dass man dennoch auf dem 3. Tabellenplatz steht, hat man auch der Schwäche der übrigen Verfolger zu verdanken. Viktoria Köln und Rot-Weiss Essen kassierten nicht nur unnötige Niederlagen, in manchen Fällen kann man es auch als Blamage bezeichnen. Bei Viktoria Köln lief die Hinrunde so gut, dass man sich im Winter noch mit den Ex-Profis Albert Streit und Savio Nsereko verstärkte. Doch diese stachen seitdem eher durch Undiszipliniertheiten hervor, Streit wurde nach einem Foul gar für vier Monate gesperrt. Sportlich läuft es nicht mehr beim einstigen Top-Favoriten der Liga. Den vier Siegen im Jahr 2013 stehen fünf Niederlagen gegenüber. Auch die Essener konnten nicht mehr überzeugen, kassierten zuletzt beim VfB Hüls eine derbe 0:5-Klatsche. Beide Vereine - Köln und Essen - haben sich bei elf Punkten Rückstand auf Lotte bei noch acht zu absolvierenden Spielen wohl endgültig aus dem Meisterschaftsrennen verabschiedet.
In der Regionalliga Nord ergab sich ebenso eine Treenung von Spreu und Weizen. Während in Bayern die Zweitmannschaften das Geschehen bestimmen, verlieren sie im Norden den Anschluss zur Tabellenspitze. Holstein Kiel ist auch weiterhin Spitzenreiter, verlor gerade nach 16 Spielen erstmals wieder. Davon profitieren könnte der TSV Havelse. Denn während die Reserve-Teams von Hannover, Wolfsburg und Bremen zahlreiche Punkte liegen ließen oder sie sich gegenseitig nahmen, sammelte der TSV diese fleißig und will mit fünf Punkten Rückstand zur Stelle sein, wenn Kiel ins Stolpern kommen sollte. Zu einem Showdown könnte es am 18. Mai kommen. Holstein Kiel empfängt dann am vorletzten Spieltag Havelse. Für den TSV wäre dies sogar (abgesehen von der möglichen Relegation) das letzte Saisonspiel, da die Partie des 34. Spieltags gegen den VfB Lübeck nicht gewertet wird. Die Zweitmannschaften vom VfL Wolfsburg und Werder Bremen haben noch ein und zwei Spiele auf die Kieler aufzuholen, doch auch bei Siegen würde der Abstand zwischen 6 und 12 Punkten betragen. Hannover II hat bei ähnlich großem Abstand derzeit sogar zwei Partien mehr als Holstein bestritten.
Die Regionalliga Nordost bietet einen ungleichen Zweikampf. Lediglich Tabellenführer RB Leipzig und Verfolger FC Carl Zeiss Jena haben eine Drittliga-Lizenz beantragt. Die Roten Bullen ließen in den vergangenen Spielen auch mal Punkte liegen, kamen neben ihren Siegen auf drei Unentschieden. Jena bräuchte aber eine enorme Siegesserie um den Leipzigern noch gefährlich werden zu können. Hinzu kommt ein enger Terminplan für den Tabellenzweiten. Auf den Spitzenreiter gilt es noch vier Spiele aufzuholen. Der Punkteabstand von RB Leipzig auf Jena beträgt derzeit, bei vier Partien mehr auf dem Konto, ganze 19 Punkte. Selbst wenn alle noch nachzuholenden Spiele gewonnen werden könnten, wären es noch immer sieben Punkte bis zur Tabellenspitze. Und der Gedanke, dass RB Leipzig bei ihren finanziellen Möglichkeiten und dem WM-Stadion von 2006 als Austragungsort ihrer Heimspiele die Lizenz verweigert würde, dürfte wohl eher ins Reich Jenaer Phantasien gehören.
Fehlt nur noch der Blick auf die Regionalliga Südwest. Wenn in einer der fünf Regionalligen Spannung herrscht, dann in der Südwest-Staffel! Für alle Aufstiegsaspiranten sind die ersten beiden Tabellenplätze, die zur Relegationsteilnahme berechtigen, noch erreichbar. Der SV Elversberg, noch als souveräner Spitzenreiter in die Winterpause gegangen, eroberte sich gerade erst mühevoll den Platz an der Sonne zurück. Mit 48 Punkten aus 25 Spielen stehen die Elversberger also an der Spitze. Dahinter folgen die zweiten Mannschaften des 1. FC Kaiserslautern (drei Spiele mehr, aber zwei Punkte weniger) und der TSG Hoffenheim (bei einem Spiel mehr drei Punkte hinter Elversberg). Die Lauterer dürften nach und nach wieder nach unten rutschen, sobald die anderen Vereine auf die gleiche Spiele-Anzahl kommen. Eine Garantie dafür gibt es jedoch nicht, da sämtliche aufstiegswilligen Teams immer wieder Gelegenheiten im Aufstiegskampf ausließen. Die Regionalliga Südwest besticht durch ihre Ausgeglichenheit - da verliert mal der Spitzenreiter gegen das Schlusslicht, da gewinnt ein Top-Team in einem "6-Punkte-Spiel", nur um dann eine Woche später wieder ohne Punkte dazustehen. Die SG Sonnenhof Großaspach und Eintracht Trier hegen noch Aufstiegshoffnungen, ebenso wie Walhof Mannheim und der SC Freiburg II, die in der Tabelle mittlerweile aber eher ins Hintertreffen geraten sind. Gute Chancen, da neben den Elversbergern noch die geringste Anzahl absolvierter Spiele, hat auch der KSV Hessen Kassel. Rechnerisch könnten sie sich den zweiten Tabellenplatz noch aus eigener Kraft sichern.
Zusammenfassend: die Reserve des TSV 1860 München und RB Leipzig stehen mit Tabellenplatz und aktueller Form besonders gut da. Auch Holstein Kiel und den Sportfreunden Lotte müsste schon einiges an Unglück widerfahren, dass die Meisterschaft für sie nochmal in Gefahr geraten könnte. In der Regionalliga Südwest gab es zuletzt so viele Überraschungen, dass eine Prognose hier eher einem Lottospiel gleichen würde. Ihr FuPa-Team behält die Sache aber auf jeden Fall im Auge.
Anbei noch der Link zur ersten FuPa-Analyse vom 4. März 2013:
