2024-05-02T16:12:49.858Z

Aufreger der Woche

Neuer Vorsitzender hofft auf Konsens

Heftige Diskussionen beim Kreistag der Herforder Fußballer

Der neue Kreisvorstand bedankt sich beim alten: Kreiskassierer Olaf Biermann (v. l.), Schiedsrichter-Obmann Dieter Wiebusch, Ehrenvorsitzender Günter Temme, Vorsitzender des Fußball-Ausschusses Kai Rieke, Kreisvorsitzender Markus Bierbaum und Koordinator für Aus- und Weiterbildung Stefan Pampel bilden den neuen Vorstand. Es fehlen Dieter Elpel und Reinhard Dowe.

Kreis Herford. Mit einem Anflug von Wehmut blickte Günter Temme bei der Außerordentlichen Tagung des Fußballkreises Herford auf die stattliche Anzahl an Vereinsvertretern, die sich zusammen mit zahlreichen Ehrengästen in Brünger’s Landwirtschaft versammelt hatten. „Ich kann mich nicht entsinnen, dass wir in den letzten 35 Jahren einmal eine so große Beteiligung bei einem Kreistag hatten“, meinte der scheidende Kreisvorsitzende zu Beginn der Sitzung.

Zehn Punkte umfasste die Tagesordnung. Den größten Raum nahm jedoch ein Punkt ein, der zunächst gar nicht auf der Tagesordnung stand. Auf Antrag von Thorsten Täte, Vorsitzender der SG Bustedt, wurde den Wahlen zum neuen Kreisvorstand eine Aussprache vorgezogen, in der die Querelen, die letztlich zum Rücktritt des Kreisvorstandes geführt hatten, nochmals thematisiert wurden.
Dabei sahen sich die Vertreter des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen zum Teil deftiger Kritik aus den Reihen der Vereine ausgesetzt. „Sie haben mit Ihren Äußerungen dem Kreisvorstand verbal mit der Faust ins Gesicht geschlagen“, wandte sich Thorsten Täte direkt an FLVW-Präsident Hermann Korfmacher, der in seiner Begrüßungsrede dem ehemaligen Kreisvorstand, insbesondere Günter Temme, für dessen langjährige Arbeit gedankt und Respekt für dessen Rücktrittsentscheidung geäußert hatte.
Zudem hatte Korfmacher angekündigt, dem neuen Vorstand beratend zur Seite stehen zu wollen. „Ich kann nicht glauben, dass ein Neuanfang so ohne weiteres möglich ist“, meinte Täte. Der Verantwortliche der SG Bustedt dankte ausdrücklich dem Kreisvorstand für die geleistete Arbeit, übte aber auch deutliche Selbstkritik. „Es ist schwach, dass wir überhaupt hier sitzen. Hätten wir alle als Vereine unsere Hausaufgaben gemacht, müssten wir diese Diskussion hier nicht führen. Ich habe größten Respekt vor allen, die sich wählen lassen.“

Die SG Bustedt gehört zu den Vereinen, die Einspruch gegen die Entscheidung des Kreisvorstandes eingelegt hatten, eine Mannschaft wegen Untererfüllung des Schiedsrichtersolls vom Spielbetrieb auszuschließen. 
Wolfgang Berg (TuRa Löhne) kritisierte in diesem Zusammenhang das Verhalten des Verbandes. „Sie haben nicht den Mut gehabt, eine Entscheidung zu treffen, sondern haben den Fall an die Spruchkammer abgegeben. Dort haben sich die Vereine und der Kreisvorstand in einer juristischen Auseinandersetzung praktisch zerfleischt. Dieses Problem hätte mit der vorhandenen Kompetenz anders geregelt werden können“, warf Berg den Offiziellen vor. Unbeeindruckt von dieser Kritik zeigte sich Verbandsjustiziar Dieter Ostertag, der mehrfach auf die geltende Rechtslage verwies. „Das Präsidium hat von seinem Recht Gebrauch gemacht, die Entscheidung an die Spruchkammer abzugeben. Fakt ist, dass die Spruchkammer Recht hatte und der Kreisvorstand die Ausschlüsse daraufhin zurückgezogen hat. Der Kreis Herford hätte bereits vor der Bekanntgabe der Ausschlüsse mit uns sprechen müssen, das ist aber nicht geschehen.“
Ostertags Ausführungen riefen Marcel Ta, den ehemaligen Vorsitzenden des Kreisfußball-Ausschusses, auf den Plan, der seinem Ärger über die mangelnde Unterstützung des Verbandes in den vergangenen Jahren Luft machte. „Wir haben inhaltlich-rechtlich einen Fehler gemacht, das ist nicht zu diskutieren, doch die Entscheidung der Spruchkammer war eigentlich nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte“, sagte Ta. Bereits beim vom Kreis vor einigen Jahren verfügten Ausschluss des SV Türksport Bünde aufgrund fehlender Pflichtabgaben sei der Verband dem Kreis in den Rücken gefallen und habe den Verein nach einem Gnadengesuch sofort wieder aufgenommen. „Auch die Aufstiegsregelungen wurden uns um die Ohren gehauen. Wir sind alle Ehrenamtler, während in der Spruchkammer mit drei Juristen die gesamte Kompetenz des Verbandes sitzt. Ich muss mich aber nicht vorführen lassen. Wenn wir nur noch auf einer rechtlichen Ebene miteinander sprechen, werden wir nicht mehr viel bewegen können“, bemängelte Ta. „Wäre ein Anruf vor der Sitzung der Spruchkammer zu viel verlangt gewesen?“

Gerieten unter Druck: Hermann Korfmacher, Präsident des westfälischen Verbandes, (v. l.) und Verbands-Justiziar Dieter Ostertag, hier mit dem ehemaligen Kreisvorsitzenden Günter Temme.


Da die Diskussion in der Folge auch aufgrund Ostertags kühl-distanziertem Auftritt aus dem Ruder zu laufen drohte, kam Hermann Korfmacher seinem Justiziar zu Hilfe. „Ich verstehe die Emotion und Verärgerung, doch wir können stolz auf unsere unabhängige Rechtsprechung sein. Mit Dieter Ostertag, einem sehr kompetenten und engagierten Juristen, haben wir noch keinen Prozess verloren“, betonte Korfmacher, der sichtlich überrascht von der Schärfe der Kritik war.
Deutlich reibungsloser verliefen die Wahlen zum neuen Kreisvorsitzenden. Mit nur einer Gegenstimme bestimmte die Versammlung Markus Bierbaum zum Nachfolger von Günter Temme. „Wir haben viele Dinge hinterfragt, die wir in Zukunft anpacken wollen. Vielleicht finden wir in der Zukunft häufiger einen Konsens. Der Fußballkreis Herford ist ein großer Kreis, der sich nicht verstecken muss“, umriss Bierbaum seine Ziele.
Mit Kreiskassierer Olaf Biermann und Schiedsrichter-Obmann Dieter Wiebusch stehen Bierbaum zwei Personen aus dem alten Vorstand weiter zur Seite, die zusammen mit den neu gewählten Kai Rieke (Vorsitzender des Fußball-Ausschusses), Stefan Pampel (Koordinator für Aus- und Weiterbildung) und Reinhard Dowe (Freizeit- und Breitensport) künftig den Kreisvorstand bilden.

Aufrufe: 08.10.2014, 08:30 Uhr
Text: Björn Kenter/Fotos: Yvonne GottschlichAutor