2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Willi Neumeier hat seit einigen Wochen beim TSV Mindelheim das Sagen auf der Trainerbank. Sein Ziel: ein gesicherter Mittelfeldplatz. 	F.: Andreas Lenuweit
Willi Neumeier hat seit einigen Wochen beim TSV Mindelheim das Sagen auf der Trainerbank. Sein Ziel: ein gesicherter Mittelfeldplatz. F.: Andreas Lenuweit

Neuanfang mit Neumeier

Nach dem Abschied des Siegwart-Trios muss der TSV Mindelheim den Umbruch wagen +++ Schaffen soll dies Trainer Willi Neumeier

Der TSV Mindelheim steht vor seiner zweiten Bezirksligasaison nach dem Landesligaabstieg vor einem Jahr – und vor einem Neuanfang. Den soll ein Mindelheimer Ur-Gestein anpacken und möglichst erfolgreich umsetzen: Willi Neumeier. Der 48-Jährige ist seit Sommer neuer Trainer des TSV Mindelheim.

Herr Neumeier, nach der vergangenen Saison kursierten einige Namen von Trainerkandidaten für den TSV Mindelheim. Ihre Ernennung kam dagegen durchaus überraschend. Warum?

Willi Neumeier: Ich wollte zwar nach zehnjähriger Pause wieder etwas machen und hatte eigentlich die A-Jugend im Auge gehabt. Doch nachdem sich im Bereich der Herrenmannschaft nichts getan hat, kamen die Verantwortlichen auf mich zu. Dann habe ich mich doch der Herausforderung der ersten Mannschaft gestellt.

Die Initiative ging also vom Verein aus?

Neumeier: Eindeutig ja. Sie meinten, für die A-Jugend finden sie leichter jemanden. Die erste Mannschaft sei nun wichtiger. Und ich freue mich auf diese sicher interessante Aufgabe.

Haben Sie sich zu diesem Zeitpunkt mit der Mannschaft auseinandergesetzt?

Neumeier: Ich habe immer mal wieder zugesehen, allerdings ohne den Hintergedanken, das Traineramt zu übernehmen. Das wurde erst nach der Saison klar.

Da stand auch schon fest, dass die Siegwart-Brüder den Verein ebenso verlassen wie Julian Singer. Inwieweit hat man da als Trainer noch Zeit, „seine“ Mannschaft zusammenzustellen?

Neumeier: Die Neuzugänge standen schon fest und für andere Wünsche war es schon zu spät. Sicher wäre es schön gewesen, wenn wir den einen oder anderen Spieler noch dazu bekommen hätten. Ich bin aber nach den ersten Trainingswochen überzeugt, dass sich aus dem vorhandenen Kader ein gutes Team formen lässt. Ich muss und werde mit dem auskommen, was da ist. Die, die neu hinzugekommen sind, passen gut in die Mannschaft, sowohl spielerisch als auch menschlich.

Wolfgang Schlichting kam aus Babenhausen, Simon Wendl aus Thannhausen, Christian Landsperger aus Loppenhausen. Hinzu noch einige junge Spieler aus der eigenen Jugend. Reicht das für die Bezirksliga?

Neumeier: In den Testspielen haben wir gegen höherklassige Mannschaften wie Kaufbeuren, Landsberg oder auch Memmingen zwar verloren, aber immer gut mitgehalten. Wir haben das Zeug dazu, in der Bezirksliga zu bestehen.

Wie sieht, vor dem Hintergrund einer mitunter chaotischen letzten Saison, das Ziel für diese Spielzeit aus?

Neumeier: In erster Linie geht es darum, die Abgänge zu kompensieren. Es sind ja nicht nur die Siegwarts und Singer weg. Auch ein Michael Schuster fällt bis zum Winter aus, weil er ein Auslandsstudium absolviert. Ein gesicherter Mittelfeldplatz ist mein Ziel.

Einer ihrer Vorgänger, Dominik Deli, hat die Spieler in der Vorbereitung noch die Stadiontribünen rauf und runter laufen lassen. Wie bereiten Sie die Mannschaft auf die Saison vor?

Neumeier: Ich selbst bin mehr von der technischen Fraktion. Mir liegt die Technik mehr am Herzen. Deshalb lasse ich viel mit dem Ball trainieren, auch die konditionellen Dinge. Ich halte aber nichts von zu vielem Konditionsbolzen. Die Jungs müssen spritzig sein auf den ersten zehn Metern und dabei dem Gegner zwei Meter abnehmen. Da bringt es nichts, wenn Du einen Berglauf gewinnst. Trotzdem haben die Spieler auch bei mir ganz schön geschnauft. Im Testspiel gegen Landsberg, das wir während des Trainingslagers absolviert hatten, haben wir bis kurz vor der Halbzeit 1:0 geführt. Ab der 60. Minute waren wir dann aber eben platt und haben noch 1:5 verloren. Das gehört zur Vorbereitungszeit halt dazu.

Wird sich unter Ihrem Kommando an der Spielanlage oder der Taktik etwas ändern? Stichwort „falscher Neuner“, also ohne echten Stürmer.

Neumeier: Nein, wir spielen weiterhin mit Stürmer. Vorne drin sehe ich Christian Landsperger, der von den schnellen und technisch starken Offensivleuten wie Wolfgang Schlichting, Kevin Haugg oder Rick Rogg über außen unterstützt wird. Bei eigenen Ballgewinnen muss die Post abgehen, da müssen wir schnell nach vorn spielen.

Gibt es nach der Vorbereitung bereits einen Senkrechtstarter unter den neuen Spielern in Ihrem Team?

Neumeier: Ich denke, es sind zwei, drei Spieler dabei, die den Sprung in den Bezirksligakader schaffen können. Namen nenne ich jetzt aber keine.

So ein Umbruch führt ja oft dazu, dass zu Beginn nicht gleich alles so reibungslos läuft, wie viele vielleicht erwarten. Glauben Sie, dass sie als Mindelheimer Ur-Gestein in der Hinsicht mehr Kredit bei den Fans haben, als ein Trainer von auswärts?

Neumeier: Nein, ich glaube nicht, dass es da einen Bonus für mich gibt. Und das will ich auch gar nicht. Es muss einfach klar sein, dass wir in diesem Jahr sicher keine allzuhohen Ziele haben dürfen. Ich will ein Team zusammenstellen, das die Abgänge kompensieren kann und in dem alle zusammenhalten.

Eine erste Bewährungsprobe steht am kommenden Sonntag an. Zum Saisonauftakt geht es nach Friedberg. Ein schwerer Brocken, oder?

Neumeier: Das ist schwer zu sagen, denn Friedberg hat ja nahezu die komplette Mannschaft ausgetauscht. Ich weiß nicht, ob das gut geht, wenn man 17 Spieler wechselt. Das funktioniert eigentlich nicht in vier Wochen. Das ist es eher ein Vorteil für uns.

Wen sehen Sie in der Bezirksliga Süd am Ende oben?

Neumeier: Thannhausen hat mächtig aufgerüstet. Die wollen unbedingt wieder nach oben. Auch Türkspor Augsburg schätze ich stark ein. Das ist so eine Zaubertüte. Lassen wir uns überraschen.

Zur Person

Mit Willi Neumeier hat der TSV Mindelheim ein echtes Ur-Gestein auf der Trainerbank sitzen.

  • Alter 48 Jahre
  • Familie Neumeier ist verheiratet und hat eine Tochter.
  • Beruf IT-Projektmanager
  • Spielerkarriere Neben dem TSV Mindelheim, bei dem er als E-Jugendlicher begann, spielte Neumeier bei Türk Gücü Mindelheim und dem FC Bad Wörishofen.
  • Trainerkarriere Als Spielertrainer betreute er den SC Unterrieden in der Kreisliga. Es war das einzige Mal, dass er niedriger als in der Bezirksliga spielte.
Aufrufe: 022.7.2014, 19:40 Uhr
Mindelheimer Zeitung / Axel SchmidtAutor