2024-05-10T08:19:16.237Z

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Lutz Schülbe und Ammendorf fühlen sich wohl in der Verbandsliga. Die Nachteile der Oberliga sind dem Verein und den Spielern wohl zu groß. Foto: Rinke
Lutz Schülbe und Ammendorf fühlen sich wohl in der Verbandsliga. Die Nachteile der Oberliga sind dem Verein und den Spielern wohl zu groß. Foto: Rinke

Nein zur Oberliga

Der BSV Halle-Ammendorf würde im Falle der Meisterschaft auf den Aufstieg verzichten

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Wer zwischen den Zeilen lesen kann, der konnte die Signale der letzten Tage aus Ammendorf schon einordnen. Jetzt steht wohl auch öffentlich fest: Der Tabellenführer der Verbandsliga Sachsen-Anhalt würde im Falle der Meisterschaft auf sein Aufstiegsrecht verzichten. Nach dem Haldensleber SC wäre Ammendorf bei einem möglichen Titelgewinn der zweite Landesmeister in Folge, der sich gegen den Aufstieg entscheidet. Profitieren kann davon jetzt der TV Askania Bernburg.

"Wenn es so weiter geht, müssen sich die Verantwortlichen einmal zusammensetzen und überlegen, ob diese Liga noch Sinn macht." Solche oder ähnliche Sätze von Lutz Schülbe ließen in den letzten Tagen bereits erahnen, was der Präsident und Trainer des BSV Halle-Ammendorf von der Oberliga hält. Überschaubare Zuschauerzahlen bei gestiegenen Ausgaben für die Mannschaft, teure Auflagen bei der Infrastruktur und unattraktive Spielzeiten sowie Gegner - die Liste der Nachteile ist groß. Zu groß offenbar für die Ammendorfer, die sich als Tabellenführer und sieben Punkten Vorsprung auf Askania Bernburg derzeit die meisten Gedanken zu diesem Thema machen müssen.

"Es wird eine Flutlichtanlage gefordert, die fernsehtauglich ist", so Schülbe, "und dann kommt erstens keiner und zweitens gibt es im Jahr vielleicht eins, zwei Flutlichtspiele." Viele Gegner, selbst der VfL Halle 96, hatten bei ersten Anfragen von Schülbe erklärt, nicht an einem Freitagabend spielen zu wollen. Der Ammendorfer Präsident hatte sich seit dem Winter intensiv mit dem Thema beschäftigt, während der Testspiele gegen Oberligisten auch mit Vertretern von Schott Jena gesprochen. Deren Erfahrungen nach dem Aufstieg seien ebenfalls zwiespältig.

"Wir haben eine junge Mannschaft und müssen dann bei den Sonntagsspielen verlangen, am Freitagabend zu trainieren und am Wochenende nicht wegzugehen", umreißt Schülbe ein weiteres Problem für die Spieler. Die Wochenenden würden komplett im Zeichen "Fußball" stehen, und das bei - wenn auch ambitionierten - Amateuren.

Und so wird der BSV Halle-Ammendorf die Frist bis zum 1. Mai wohl vertreichen lassen. Bis dahin muss dem Nordostdeutschen Fußballverband signalisiert werden, ob man von einem Aufstiegsrecht gebrauch machen würde. "Ich finde es unverständlich, dass man sich so zeitig positionieren muss. Es sind noch sechs Spiele zu absolvieren, und wir müssen über den Aufstieg reden", so Schülbe kopfschüttelnd. Etwaige Maßnahmen bei der Infrasktruktur, die längere Zeit beanspruchen würden, könne man doch unkompliziert mit Vertretern des NOFV besprechen.

Für den Landesverband ist es ein schwieriges Signal, wenn zum zweiten Mal nach Haldensleben ein Meister nicht in die Oberliga aufsteigen will. Sachsen-Anhalt schickt seine Meister nicht in die höhere Spielklasse - aber dem Landesverband sind die Hände gebunden. Die Argumente, die gegen die Oberliga in der derzeitigen Form sprechen, haben mit dem FSA erst einmal nichts zu tun.


Thomas Diedrich (3.v.l.) ist mit dem Ziel in Bernburg angetreten, in die Oberliga aufzusteigen. F: Rinke

Und so würde es bei einer Meisterschaft des BSV Halle-Ammendorf - dieses Ziel verfolgen die Südhallenser jedenfalls mit aller Konzentration - einen lachenden Zweiten geben. Hinter Ammendorf liegt Askania Bernburg auf Platz Zwei, der Dritte folgt mit weiteren fünf Punkten Abstand. Und aus Bernburg kommen eindeutige Signale. Trainer Thomas Diedrich ist angetreten, um mit dem Verein in die Oberliga aufzusteigen. Laut seinem Dreijahresplan wäre es spätestens nächste Saison so weit. Aber wenn es seine Mannschaft schon jetzt mitnehmen könnte, würde man sich auch als Zweiter nicht streuben. "Wenn wir die Chance haben, aufzusteigen, werden wir diese Gelegenheit nutzen", sagte Diedrich vor zwei Wochen bereits.

Auch in der letzten Saison stieg mit Union Sandersdorf der Tabellenzweite in die Oberliga auf - dort verkaufen sich die Sandersdorfer inzwischen sehr gut. Sportlich bereitet die Oberliga Süd weniger Schrecken unter den Aufsteigern. Aber die Gesamtkonstellation macht diese Liga für viele Vereine äußerst uninteressant, beinahe gefährlich. Ammendorf zieht jetzt offenbar die Konsequenzen.

Aufrufe: 028.4.2014, 15:59 Uhr
Thomas RinkeAutor