2024-05-10T08:19:16.237Z

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Daumen hoch bei Reinhold Fischer und der SpVgg Steinachgrund. Sportlich läuft es gut im Steinachgrund, auf dem Platz hat man aber immer wieder mit Anfeindungen zu kämpfen. F: Zink
Daumen hoch bei Reinhold Fischer und der SpVgg Steinachgrund. Sportlich läuft es gut im Steinachgrund, auf dem Platz hat man aber immer wieder mit Anfeindungen zu kämpfen. F: Zink

Neid? "Mit Sicherheit. Aber das motiviert meine Spieler."

Die SpVgg Steinachgrund sieht sich wöchentlich Anfeindungen ausgesetzt, bleibt aber cool

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Über neun Jahre sind mittlerweile vergangen, seit das "Projekt" SV Gutenstetten bereits einmal scheiterte. In der Saison 2006/2007 musste damals die erste Mannschaft nach rasantem Aufstieg in den Vorjahren nach 19 Spieltagen aus der Bezirksoberliga abgemeldet werden und den Gang in die A-Klasse antreten. Offizielle Begründung damals: die ehrenamtlichen Schultern wurden zu schmal für das immer breiter werdende Aufgabenspektrum. Knapp eine Dekade später unternimmt der Verein nun einen neuen Anlauf, in leistungsorientierte Bereiche des Amateurfußballs vorszustoßen. Aber beileibe nicht überall stößt der erneute Aufschwung auf Zuspruch. Wie vor zehn Jahren betrachten viele Menschen die Situation in Gutenstetten mit Argwohn. Und auch Neid dürfte teilweise eine Rolle spielen.

Eingeleitet wurde der neuerliche Versuch, in höhere Fußballgefilde zu gelangen, mit der Ausgliederung der Fußballabteilung aus dem Hauptverein 2012. Gemeinsam mit dem benachbarten SVS Münchsteinach, der sich dem Vorhaben zunächst anschloss, lief man fortan (ab der Saison 2012/13) unter dem Namen SpVgg Steinachgrund auf. Untermauert wurden die Ambitionen des Vereins im Oktober 2014 mit der Einweihung des neuen Sportcenters in Gutenstetten, das derzeit immer noch weiter ausgebaut wird.

Sportlich passierte bis dahin aber wenig. Seit dem Rückzug aus der BOL gelang lediglich der Sprung in die Kreisklasse. Mit Ex-Club-Profi Dieter Eckstein hatte man zwar einen namhaften Trainer, Erfolge blieben aber aus. Im Gegenteil: So entging man in der Spielzeit 2014/2015 nur knapp dem Abstieg in die A-Klasse. Hinzu kam der Bruch am Ende der Saison mit Partner SVS Münchsteinach, der einen alleinigen Neuanfang in der B-Klasse bevorzugte und mittlerweile in der A-Klasse aufläuft.

Auch vergangene Saison verpasste die SpVgg Steinachgrund trotz eigentlich optimaler Voraussetzungen den Aufstieg in die Kreisliga deutlich. Zehn Punkte lag man in der Endabrechnung hinter einem Relegationsplatz, gar 22 hinter Meister Losaurach - Platz sechs in der Tabelle; mehr war nicht drin. Nach der Spielzeit trennte sich der Verein von seinem Trainer Dieter Eckstein. Mit dem neuen Coach Reinhold Fischer, der in der Vorsaison noch den TSV Neustadt/Aisch in der Landesliga Nordwest erfolgreich trainiert hatte, sollte sich dies alles ändern und frischer Wind im Steinachgrund wehen. Mit Fischer zog es auch Co-Trainer Stefan Sattler und Betreuer Jürgen Szillat sowie neun Spieler von Neustadt nach Gutenstetten. Hinzu kamen drei weitere Neuzugänge sowie Torwarttrainer Jan Winkler vom TSV Buch.

Macht insgesamt 16 neue Akteure für die erste Mannschaft der SpVgg Steinachgrund. Wobei Fischer selbst nicht zwischen erster und zweiter Mannschaft unterscheidet. "Wir sind ein großer Haufen, der zusammen Fußball spielt. Wir trainieren zusammen und haben Spaß miteinander." 26 Spieler seien durchschnittlich im Training, sagt er. Die Trainingsbeteiligung macht sich auch im Tableau bemerkbar. Beide Teams der SpVgg Steinachgrund führen ihre Liga nach acht Spieltagen an. Dabei war der Verein, verrät Fischer, anfangs gar nicht begeistert von der Vielzahl an Spielern die den Weg aus Neustadt nach Gutenstetten fanden. "Es gab auch Stimmen dagegen, die Bedenken äußerten, dass die SpVgg Steinachgrund dadurch zu verwaschen werden könnte." Mittlerweile habe sich aber alles zum Guten gewandt und im gesamten Verein herrsche eine Euphorie, die selbst die Vorstandschaft schon lange nicht mehr erlebt habe. "Die Gemeinschaft hier macht einfach Spaß." Auch er selbst brauchte jedoch zunächst eine Zeitlang, bis er sich im Steinachgrund eingefunden hatte, sagt Fischer. "Senf passt halt nicht zu Grieß.", sucht er nach einer passenden Umschreibung. "Das ist aber völlig mittlerweile verflogen. Und sowohl ich als auch alle anderen Neuen sind im Verein voll integriert und ist gibt keinerlei Probleme."

"Viele wissen nicht, wie das überhaupt zustande kam"

Immer wieder kämpft sein Team mit Anfeindungen von außen. Gegnerische Zuschauer, Spieler und sogar Spielertrainer würden seine Mannschaft regelmäßig provozieren und beleidigen. "Zum Teil gehen die Beschimpfungen weit unter die Gürtellinie. Mein Team und auch ich reagieren aber gelassen darauf", sagt Fischer, der stolz ist, dass sich seine Jungs dadurch nicht aus dem Konzept bringen lassen.

"Söldnerbande" und "Kommerzverein", seien noch die harmloseren Verunglimpfungen, die sich die Akteure der SpVgg Steinachgrund teils während einer Partie anhören müssten. Ob da vielleicht nur der Neid aus diesen Personen spricht? Fischer: "Mit Sicherheit. Aber das motiviert meine Spieler". Und entgegen aller Behauptungen verdiene man in Gutenstetten auch keine 100 bis 200 Euro Grundgehalt und mehr, stellt Fischer klar. Dabei "wissen viele überhaupt nicht, wie das hier alles zustande kam. Viele hatten Angebote von höherklassigen Vereinen wie zum Beispiel Forchheim oder Abtswind, die sie ablehnten, weil sie lieber mit ihren Freunden hier zusammenspielen wollten. Dieses schwere halbe Jahr in Neustadt hat uns damals zusammengeschweißt. Wir sind ein verschworener Haufen. Jeder, ob Trainer oder Spieler, würde hier für den anderen durchs Feuer gehen."

Neben wüsten Beschimpfungen fühlt sich manch anderer vielleicht aber auch nur an vergangene Tage erinnert. Diesmal, so Gutenstettens Vorsitzender Dietmar Rückert vor wenigen Tagen gegenüber der FLZ, werde es aber anders laufen. "Wir müssen unseren Sponsoren schon etwas bieten". Der sportliche Aufschwung werde wesentlicher langsamer vorangetrieben und auf einer breiteren Basis aufgestellt. Heißt: Die Jugend soll nicht zu kurz kommen. Und der Verein will am Boden bleiben und nicht jetzt bereits das Ziel Landesliga oder mehr ausrufen.

Aufrufe: 013.10.2016, 11:04 Uhr
Daniel WölfelAutor