2024-04-23T13:35:06.289Z

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Turbulentes Spiel: Zwischen Bieswang und Pappenheim gab es viel Diskussionsbedarf. F: Peter Prusakow
Turbulentes Spiel: Zwischen Bieswang und Pappenheim gab es viel Diskussionsbedarf. F: Peter Prusakow

Nach Derby-Eskalation: "Beide keine Unschuldslämmer"

Nach den Turbulenzen beim A-Klassen-Derby: Die TSG Pappenheim bezieht Stellung zum Match bei den SF Bieswang und wehrt sich gegen den "Shitstorm"

Kaum zuvor hat ein A-Klassen-Spiel so viel Aufsehen erregt und Diskussionen nach sich gezogen, wie das Derby zwischen den SF Bieswang und der TSG Pappenheim (3:2). Vor allem zum Ende der Partie kam es zu Turbulenzen, ein Bieswanger Spieler wurde ins Klinikum nach Ingolstadt geflogen (konnte aber am gleichen Tag wieder entlassen werden, weil die Verletzungen weniger gravierend waren), und die Polizei wurde eingeschaltet. Im Nachgang sieht sich die Vorstandschaft der TSG Pappenheim gezwungen, zu den Vorfällen Stellung zu nehmen.
Die TSG spricht vom „traurigen Fall“, dass aufgrund von Internet und sozialen Medien ein wahrer „Shit­storm“ auf den Verein eingeprasselt sei, fühlt sich aber keineswegs allein dafür verantwortlich, dass das Fußballspiel aus dem Ruder lief: „Denn wie jeder weiß, ist es wie bei einem Streit im Kindergarten – es gehören immer zwei dazu“, heißt es in der Stellungnahme.

Darin geht die TSG zunächst auf die Rote Karte für Florian Keller ein. Wegen des vorausgegangenen grundlosen Faustschlags des Bieswangers Andreas Renner auf Kellers Hinterkopf habe es sich um einen „Kopfstoß aus dem Affekt heraus“ gehandelt. Dem sei nur noch hinzuzufügen, dass so unschöne Szenen im Fußball bedauernswerterweise viel zu oft vorkommen. „Als Fußballer musst du es leider können, mit verbalen Provokationen umzugehen. Aber alles, was das überschreitet, wie Gewalt in diesem Fall, ist einfach nur beschämend für den gesamten Fußball“, schreibt die TSG. Ansonsten müsse man sagen, dass das Match vor dieser Szene und auch nachher bis zum Schluss von beiden Seiten fair geführt worden sei: „Ein ganz normales Fußballspiel mit ein paar Gelben Karten.“

Normalerweise stehe es der TSG Pappenheim aufgrund der polizeilichen Ermittlungen nicht zu, zu den angeblichen „heftigen Eskalationen“ vonseiten des TSG-Torwarts etwas zu sagen. Da sich aber die SF Bieswang zu dem Thema bereits äußerten, möch­te die TSG Pappenheim aus ihrer Sicht Folgendes richtigstellen: „Während der gesamten ,Tumulte‘ ab der 93. Minute gab es keine groben Gewalthandlungen, weder von TSG-Spielern und -Zuschauern noch von SFB-Spielern und -Zuschauern. Bei einem Tumult wird leider mal irgendjemand von irgendwem gepackt oder geschubst, aber von handfesten Ausei­nandersetzungen kann hier nicht die Rede sein“, heißt es in der Erklärung wörtlich.

Aus TSG-Sicht wurde der Tumult „völlig dramatisiert“: „Es waren nur ca. 20 Zuschauer, die wenige Minuten lang am Platz miteinander diskutierten. Ebenso lange, bis der Schiri wieder anpfeifen wollte, dann verließen sie sofort den Platz, als besonnene Bieswanger und Pappenheimer alle Zuschauer wieder vom Platz schick­ten.“ „Wie anfangs erwähnt, gehören immer zwei dazu“, schreibt der TSG-Vorstand weiter: „Die Pappenheimer sowie die Bieswanger sind beide keine Unschuldslämmer in diesem Fall. Die TSG wird auch ihre Konsequenzen daraus ziehen und handeln. An diesem Tag war es einfach nur die traurige Tatsache, dass sich die TSG-Zuschau­er von ausländerfeindlichen Provokationen und Beschimpfungen auf fa­miliärer Ebene von einigen SFB-Zuschauern provozieren haben lassen. Es ist eine traurige Wahrheit, dass solche Überschreitungen von Grenzen viel zu oft am Platz passieren und unter jede Gürtellinie gehen. Vor allem, wie jetzt wieder in diesem Spiel, wenn Frauen und Kinder dabei sind.“ Deshalb sei es jetzt an der Zeit, diese Dinge anzusprechen, weil es so nicht weitergehen könne. „Solche Beleidigungen, die ja meist gar nicht so gemeint sind, sondern nur als Provokation dienen, dürfen weder auf einem Platz noch sonst wo vorkommen“, heißt es in der Stellungnahme. Und weiter: „Die TSG will nur das, was jeder Verein will: Spaß haben, einfach nur anständig Fußball spielen, ihre Jugend aufbauen, als Vorbild für Jung und Alt fungieren.“

Die TSG Pappenheim stehe für Integration und „Multi-Kulti“. Seit 2014 spielten im Herrenbetrieb des Vereins aus der Altmühlstadt 46 Deutsche, sieben Rumänen, sechs Türken, fünf Kosovaren, vier Polen, vier Bosnier und jeweils ein Serbe, Kroate und Italiener. Darauf sei die TSG „sehr stolz“ und habe damit in den letzten Jahren „enormen Erfolg“ gehabt: Die Jugendabteilung werde immer größer, jede Altersklasse sei besetzt, und die Mitgliederzahlen verdoppelten sich in den vergangenen zehn Jahren. Sogar eine dritte Mannschaft im Herrenbereich wurde gemeldet. Die TSG wolle genauso wenig wie jeder andere Verein, dass der Fußball in Form von Beleidigungen, Streit, Gewalt oder einem Hubschraubereinsatz überschattet und geschädigt wird. „Sowas sind die schlimmsten Schlagzeilen, die es für den Fußball geben kann, und die darf es nicht geben. Und genau dafür möchte die TSG mit ihrer Stellungnahme ein Zeichen setzen und handeln“, heißt es abschließend.

Aufrufe: 028.10.2016, 10:36 Uhr
um (Weißenburger Tagblatt)Autor