2024-05-10T08:19:16.237Z

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Der bittere Moment: Co-Trainer Jan Neujahr (re.) und Dennis Emken führen den verletzten Matthias Hummel vom Platz. Der Abwehrspieler verletzte sich am 8. Oktober 2014 im Spiel gegen den VfL Wolfsburg II. Foto: jös
Der bittere Moment: Co-Trainer Jan Neujahr (re.) und Dennis Emken führen den verletzten Matthias Hummel vom Platz. Der Abwehrspieler verletzte sich am 8. Oktober 2014 im Spiel gegen den VfL Wolfsburg II. Foto: jös

Nach 46 harten Wochen wieder da

Weiches Abwehrchef Matthias Hummel feierte gegen den TSB sein Comeback und hofft nun auf einen Einsatz gegen Braunschweig II

,,322 Tage". Matthias Hummel hat genau mitgezählt, wie lange seine Zwangspause gedauert hat. 46 Wochen musste der Fußballer vom Regionalligisten ETSV Weiche Flensburg aussetzen, am vergangenen Mittwoch war die Leidenszeit beendet - Hummel wurde im Landespokalspiel beim TSB Flensburg in der 87. Minute eingewechselt. ,,Das hat gepasst. War ein schöner Moment", sagt der 30-Jährige lächelnd. Als seine Einwechslung angesagt wurde, applaudierten die 850 Besucher, nicht nur die Weiche-Fans.

Vier Wochen zuvor hatte der Innenverteidiger, der seit 2011 für die ,,Eisenbahner" spielt, das Mannschaftstraining wieder aufgenommen. ,,Vorher habe ich nur Passübungen gemacht und Zweikämpfe vermieden", sagt Hummel, der sich wieder als ,,vollwertiger Fußballer" fühlt.

Rückblende. 8. Oktober 2014, ein Mittwoch Nachmittag. Der ETSV Weiche spielt gegen den VfL Wolfsburg II. Nach zehn Minuten gehen die Gäste in Führung. Bei der Abwehraktion zuvor stürzt Christian Jürgensen über das gestreckte Bein von Matthias Hummel und landet ungebremst auf dessen Knie. Hummel bleibt liegen, Wolfsburg spielt auf Geheiß des damaligen Trainers Thomas Brdaric weiter - und trifft.


Der bittere Moment: Co-Trainer Jan Neujahr (re.) und Dennis Emken führen den verletzten Matthias Hummel vom Platz. Der Abwehrspieler verletzte sich am 8. Oktober 2014 im Spiel gegen den VfL Wolfsburg II. Foto: jös

,,Ich habe noch weitergemacht", sagt Hummel. Nach 37 Minuten geht's nicht weiter, der Abwehrchef muss raus. Die Untersuchung bestätigt den ersten Verdacht: Kreuzbandriss. 13 Tage später wird er bereits operiert. Und es beginnt die lange Zeit, die ein Fußballer braucht, um im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine zu kommen. ,,Klar, dass man nicht mit einem Dauergrinsen durch die Gegend läuft", sagt er.

Er hat Unterstützung - vom Verein, von der Familie, von Freunden. Dennoch ist es hart. ,,Irgendwann bist du alleine in der Reha. Am Anfang treibt dich der Ehrgeiz an, du bist heiß, aber das lässt nach. Fünf Mal die Woche zweieinhalb Stunden Reha nach der Arbeit - du kämpfst gegen den inneren Schweinehund an", erinnert sich Hummel und fügt hinzu: ,,So im Februar, März hatte ich einen richtigen 'Reha-Koller.'"

Doch er beißt sich durch. Das Wetter wird besser, die Waldläufe länger. Mindestens einmal pro Woche ist er bei der Mannschaft in Flensburg. ,,Als ich das erste Mal wieder Fußballschuhe getragen habe, war ich kaum noch zu halten", so der Abwehrspieler. Aufhören war nie ein Thema für den ehrgeizigen Sportler: ,,Ich möchte schon selbst entscheiden, wann Schluss ist."

Die Sommerpause hat er genutzt, um weiter zu arbeiten. Es hätte vielleicht schneller gehen können, aber: ,,Ich bin ja schließlich kein Profi. Familie, Arbeit - man muss sich Zeit geben", sagt der 30-Jährige. Und die hatte er. Er war wieder dran. Der Zusammenhalt im Team funktionierte. ,,Diesen Sieg haben wir Matthias Hummel gewidmet", sagte Mitspieler Josef Shirdel nach dem 4:0 gegen Hildesheim zum Saisonauftakt. Hummel hatte am Vortag Lebensgefährtin Rachel geheiratet. ,,Perfektes Wochenende für mich", lacht er.

Beim Pokalspiel gegen den TSB tauchte der Innenverteidiger zum ersten Mal wieder im Kader auf. ,,Wenn der Spielstand es hergibt, sollte ich zum Einsatz kommen", so Hummel. Beim 3:0 war das Weiterkommen klar, Weiches Nummer Drei durfte rein. ,,Kalte Schauer", seien ihm da über den Rücken gelaufen.

Jetzt sind die Gedanken ganz bei der sportlichen Zukunft. ,,Natürlich möchte ich wieder in die Startelf. Aber die Jungs haben das richtig gut gemacht", lobt der Mannschaftssportler aus Überzeugung. Er macht sich Gedanken. ,,Wir haben viele Punkte geholt, aber fast alle unsere Tore nach Standards erzielt. Es wäre gut, wenn wir uns auch mal wieder Chancen aus dem Spiel heraus erarbeiten würden."

Hummel möchte seinen Teil dazu beitragen, vielleicht schon am Sonntag im Heimspiel gegen den Tabellendritten Eintracht Braunschweig II. Von Beginn an oder erst mal ein Platz auf der Bank? Hummel zuckt mit den Achseln. Für ihn ist es wichtig, wieder dabei zu sein. 46 Wochen können verdammt lang sein.
Aufrufe: 03.9.2015, 06:00 Uhr
SHZ / Ulrich SchröderAutor