2024-03-28T15:56:44.387Z

FuPa Portrait
Ulrich Wiesheier in voller Montur im heimischen Garten (Foto: Franz Galster).
Ulrich Wiesheier in voller Montur im heimischen Garten (Foto: Franz Galster).

Nach 43 Jahren: Ulrich Wiesheier pfeift nicht mehr

Das 2.000 Spiel war für den Geschwander Referee der letzte Auftritt

Ein Punktspiel an Pfingsten in der A-Klasse 2. Gegen die Röttenba­cher Kreisliga-Reserve geht es für den TSV Neuhaus/Aisch um den Klassen­verbleib. Wichtiger an diesem Nach­mittag ist aber: Es wurde die letzte von 2000 Partien, die Ulrich Wiesheier aus Geschwand in seiner Schiedsrich­ter- Laufbahn geleitet hat. Das Urge­stein aus der Fränkischen Schweiz im Porträt.

Mit 14 Jahren schloss sich Ulrich Wiesheier der Fuß­balljugend beim benachbarten SV Bie­berbach an. In seinem Heimatort Geschwand gab es noch keinen Ver­ein. Kurz darauf wechselte der heute 69-Jährige zur SpVgg Obertrubach, spielte dort im Herrenbereich nach sei­ner Station beim TSV Gräfenberg, der im damaligen Kreisoberhaus, der A-Klasse, zu Hause war.

1970 zählte Wiesheier zu den Gründungsmitglie­dern des TSV Geschwand, damals noch in Gemeinschaft mit dem TSC Bärnfels. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, wenn er an das erste Punkt­spiel gegen Kühlenfels denkt: „Mit 1:18 gingen wir sang- und klanglos unter. Ich schoss unser erstes Tor in der Vereinsgeschichte, aber es war in diesem Spiel eine Randnotiz.“ Zehn Jahre später übernahm Wiesheier für zwei Jahre den TSV-Vorsitz, in dessen Amtszeit der Sportheimbau fiel. Ab 1971 legte Wiesheier die Schieds­richterprüfung in der zur Erlanger Gruppe gehörenden Untergruppe Fränkische Schweiz ab. „Ich habe mich manchmal über Schiedsrich­terentscheidungen geärgert, da wollte ich es besser machen“, erklärt Wies­heier seinen Antrieb. Schon nach drei Monaten pfiff er sein erstes Spiel in der B-Klasse (heute Kreisklasse). „Da kam es dann vor, dass ich um 13.30 Uhr ein Spiel der Reserve leitete und hinterher noch mit meiner eigenen Mannschaft als Spieler antrat“, so Wiesheier. Mit 37 Jahren hängte er sei­ne Fußballschuhe schließlich an den Nagel, assistierte dafür als Linienrich­ter über 20 Jahre in der Bezirks- und Landesliga.

Im DFB-Pokal an der Linie

Absoluter Karrierehöhepunkt war für den Geschwander 1979 ein Ein­satz an der Seitenlinie im DFB-Pokal. Der Chef des Gespanns, Manfred Dör­fel, gehörte zu dieser Zeit zur Elite der deutschen Bundesliga-Schiedsrich­ter. In den 90er Jahren fungierte Wies­heier als Schiedsrichterbeobachter im Bezirk und pfiff noch in der Kreis­klasse. Vor 15 Jahren übernahm er das Amt des Kassier der Schieds­richtergruppe Fränkische-Schweiz. „In 43 Jahren fehlte ich ganze zwölf Mal bei den monatlichen Pflichtsitzun­gen“, sagt Wiesheier, der die Aufga­ben seiner Ehrenämter stets mit Stolz und Enthusiasmus anging und für sei­ne Verdienste im Verein und der Schiedsrichtergruppe zum Ehrenmit­glied ernannt wurde. Mit dem 2:1 des TSV Neuhaus gegen Röttenbach II hing Wiesheier an Pfingsten 2014 auch die Pfeife endgültig an den Nagel. Sportlich beschränkt sich das Urgestein aus der Fränkischen Schweiz im Seniorenalter auf regelmä­ßiges Laufen und Radfahren.

Nachdenklich wird Wiesheier hin­sichtlich des fehlenden Nachwuchses bei den Schiedsrichtern: „Ich denke, es würden sich noch genug für diese Tätigkeit begeistern. Aber der Ton von Seiten mancher Zuschauer ist erheblich rauer geworden und man­cher Funktionär bewertet die Leis­tung des Unparteiischen eben immer aus seiner Vereinsbrille. Ein junger Neuling steckt diese stete Kritik nicht so leicht weg.“ Bei älteren Kollegen hat Wiesheier Verständnis, dass sie sich den gestiegenen formalen Auf­wand mit der Einführung des Elektro­nischen Spielberichtsbogens nicht mehr antun wollen. Der Geschwan­der, der auf eine Schiedsrichterlauf­bahn mit Bekanntheit über den hiesi­gen Kreis hinaus zurückblicken kann, kam in seinen Spielen immer gut aus und auch an. Der Fußball wird Ulrich Wiesheier nicht mehr loslassen. Bei den Heim­spielen seiner Geschwander ist er Dau­ergast.

Aufrufe: 012.8.2014, 17:05 Uhr
F. Galster (NN Forchheim)Autor