2024-04-25T14:35:39.956Z

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Auf einem sehr guten Weg: Der SV Meppen. Foto: Werner Scholz
Auf einem sehr guten Weg: Der SV Meppen. Foto: Werner Scholz

Mutige Neuerfindung des SV Meppen

Die junge Frauen-Mannschaft stürmt auf den zweiten Tabellenplatz der 2. Bundesliga.

Das Risiko war nach der radikalen Verjüngungskur groß. Die Verantwortlichen formulierten kein klares Saisonziel. Doch die Zweitliga-Fußballerinnen des SV Meppen belegen in der Winterpause den zweiten Tabellenplatz. Der Lohn für eine mutige Maßnahme und eine genau so mutige Spielweise der Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von etwas mehr als 20 Jahren.

„Wir mussten uns neu erfinden“, beschreibt Trainer Tommy Stroot die Ausgangsbasis mit Perspektive auf die Einführung der eingleisigen Zweiten Bundesliga in den nächsten Jahren. Mehrere erfahrene Spielerinnen verabschiedeten sich. Etwas mehr als die Hälfte der Fußballerinnen im aktuellen Kader stammt aus dem eigenen Nachwuchs.

"Wir sind richtig stolz"
„Die Zahlen sind unglaublich“, stellt die Sportliche Leiterin Maria Reisinger fest. „Sie sprechen für uns.“ Dabei haben die Emsländerinnen davon profitiert, dass die jungen Talente Philosophie, Abläufe und Verein schon gut kannten. Aber dass sie in einer erneut stärker gewordenen Liga so munter mitmischen können, überrascht. „Wir sind richtig stolz“, stellen Reisinger und Stroot fest. Zudem sind die Pläne der Trainer in den drei Leistungsmannschaften exakt aufeinander abgestimmt. Auch das Umfeld ist professioneller geworden. Der Verein kann nicht mit Geld, sondern nur mit Unterstützung bei Schule, Beruf und Ausbildung locken.

Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund
Wissbegierig, lernwillig, flexibel und mutig heißen die Stichworte für Stroot, der mit der athletischsten Vorbereitung die physischen Grundlagen gelegt hat. Da war nötig. „Wir mussten uns manchmal extrem strecken“, sagt der Coach. Der 26-Jährige, für den die Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund steht, wurde nicht enttäuscht. „Wir haben immer mitgehalten“, denkt er auch an das Pokal-Highlight gegen Bundesligaaufsteiger Werder Bremen.

Schwer auszurechnen
Dabei starteten die Meppenerinnen, die sich schon in den ersten vier Partien mit drei Topklubs auseinandersetzen mussten, mit einer Niederlage beim Tabellenführer MSV Duisburg, der alle zehn Saisonspiele gewonnen hat. „Wir waren nicht viel schlechter“, sagt Stroot. „Wir hätten auch gewinnen können“, meint Reisinger. Duisburg profitierte von der größeren Erfahrung. Ansonsten ist der jugendliche Elan der Emsländerinnen vielleicht sogar ein Vorteil. Sie sind schwer auszurechnen.

Mit Mut zum Erfolg
Die Spielweise des SVM ist aber mit Risiko behaftet. Er verteidigt hoch, da bleiben gelegentlich Lücken. Doch mit nur sieben Gegentoren verfügen Meppen und Duisburg über die sicherste Abwehr. Der Mut wurde oft belohnt: Wie etwa in Herford: Bei der Generalprobe im Training gab es noch eine Niederlage, beim Bundesligaabsteiger aber ein 1:0.

Vertrauen an erster Stelle
Das gegenseitige Vertrauen ist für Reisinger eine weitere Grundlage des Erfolgs. Das gilt auch für die jungen Spielerinnen, die früh Verantwortung übernommen haben. Die 17-jährige Pia Liening-Ewert und die 14 Jahre ältere Sarah Meiners, die mit Mannschaftskapitänin Sarah Schulte (20) die Chefrolle übernimmt, bilden in der Innenverteidigung ein beispielhaftes Doppel. „Sie harmonieren vom Spiel und vom Wesen. Jeder bügelt die Fehler des anderen aus“, weiß Stroot. Liening-Ewert hat wie Sarah Schulte und Lisa-Marie Weiss (18), die oft allein den Sechser-Part übernommen hat, alle 990 Punktspielminuten auf dem Platz gestanden. Eilsa Senß schaffte den Durchbruch – auch weil Stroot häufig auf die Doppel-Zehn setzt. Im Angriff sorgte die zuletzt angeschlagene Franziska Gieseke für wichtige Tore (5). Ansonsten traf Sturmpartnerin Betty Anane. Gefährlichste Schützin ist U-20-Weltmeisterin Rieke Dieckmann (6).

Im Lernprozess
Stroot konnte seinen Spielerinnen wenig vorwerfen. Lediglich bei der zweiten Niederlage in der taktisch geprägten Partie in Gütersloh (0:1) und in der ersten Halbzeit des Spiels gegen Cloppenburg (2:2) fehlten ihm die geforderten Großchancen. „Da müssen wir noch mutiger sein.“ Er weiß aber auch, dass der Lernprozess vom Erfolg begünstigt worden ist.

Ziel: Top-Vier-Platzierung
In der Rückrunde, die am zweiten Februar-Wochenende mit dem Heim-Knaller gegen Spitzenreiter Duisburg beginnt, hofft Stroot auf eine Platzierung unter den besten vier Teams. Reisinger ist zufrieden, dass sich der SV Meppen in der Rolle des Jägers befindet. „Man darf die Saison noch nicht abhaken“, weiß sie.

Aufrufe: 04.2.2016, 11:02 Uhr
Von Uli MentrupAutor