Überraschend ist das in jeder Hinsicht. Schon vor einigen Wochen war ein solcher Wechsel im Gespräch, aber letztlich entschied sich der 25-Jährige für die Hassia, den aufstrebenden Neuling in der Verbandsliga, der nach fünf Spieltagen nach dem Sieg beim SV Morlautern auf Platz zwei der Tabelle rangiert. Jetzt also doch die Rückbesinnung. Warum? „Die Alemannia hat mir ein gutes Angebot gemacht“, sagt der Offensivspieler. Hinzu kommt, dass er mit dem katastrophalen Binger Rasenplatz im Stadion Hessenhaus zutiefst unzufrieden ist. Nach einem Heimspiel spüre man in den Tagen danach jeden Knochen, jedes Band, schildert er die Situation. Von der Verletzungsgefahr ganz zu schweigen. Die Hassia habe eine starke Mannschaft. Aufgrund der großen Konkurrenz bei den offensiven Positionen kann Mulaj nicht auf einen Stammplatz in der Startelf setzen. Das könnte auch ausschlaggebend gewesen sein.
Gute Erinnerungen
Darüber hinaus verbindet Mulaj gute Erinnerungen mit der Waldalgesheimer Waldstraße, wohin er 2012 von der Hassia gewechselt war, in der Saison 2012/13 seine beste Phase hatte und als Zweiter der Torjägerliste der Verbandsliga maßgeblich dazu beitrug, dass der Alemannia der direkte Wiederaufstieg in die Oberliga gelang. In der folgenden Saison wurde der Wörrstädter durch einen Arbeitsunfall (gebrochener Mittelfuß) im heimischen Betrieb zurückgeworfen und fand nicht mehr richtig den Anschluss. Das führte dazu, dass sich Arlind Mulaj im Sommer 2014 auf den letzten Drücker vor dem Ende der Transferperiode dazu entschloss, zu Hassia Bingen zu wechseln. Da hatte, wie in diesem Jahr auch, die Saison schon begonnen. Das nennt man Duplizität der Ereignisse.
Nelson Rodrigues wurde von Mulajs plötzlichem Sinneswandel auch überrascht: „Er hat mich am Montagmorgen angerufen und mir seine Entscheidung mitgeteilt“, berichtet der Hassia-Trainer, der den Weggang des Stürmers bedauert. „Wir hätten gerne weiter mit ihm zusammengearbeitet.“ Das gute zwischenmenschliche Verhältnis zueinander werde davon aber nicht berührt. Personell nachgelegt hat man am Binger Hessenhaus am Montag nicht mehr.
Personalien in Ingelheim
Bei der Spielvereinigung Ingelheim gibt es keine weiteren Zugänge. Geklärt ist die Personalie Krystian Borowski, der unter lautem Getöse vom Blumengarten zum Landesligisten TSG Hechtsheim gewechselt war, aber wegen des Ablösestreits noch keine Freigabe erhalten hatte. Wie der Sportliche Leiter der Ingelheimer, Gerhard Huber, gegenüber dieser Zeitung erklärte, habe man sich mit der TSG im „Fall“ Borowski über eine Ablösesumme geeinigt. Dennoch zeichnet sich bei der Spielvereinigung neben der Trennung von Trainer Jasmin Sinanovic (siehe: https://www.fupa.net/berichte/trennung-von-jasmin-sinanovic-344903.html) eine weitere Veränderung ab: „Yves Hertlein wird in Ingelheim nicht mehr spielen“, kündigte Präsident Wolfgang Bärnwick am Montagabend gegenüber der AZ an. Der Torwart habe unentschuldigt und ohne jemand Bescheid zu sagen, beim Training gefehlt. Dem Verein habe bis Montagabend allerdings auch keine Abmeldung des Spielers vorgelegen. Letzte Verpflichtungen gab es bei der Spielvereinigung keine mehr.
So wirklich glücklich ist man bei den Topvereinen im Bereich der AZ-Ausgabe Bingen / Ingelheim mit der auch im Amateurbereich aus dem Ruder laufenden Entwicklung der Transferaktivitäten nicht. Peter Schlaad von der Alemannia sagt: „Das ist auf Dauer für den Amateurfußball eine Katastrophe“. Andererseits kann man dem auch nicht entgehen. Das Beispiel Arlind Mulaj steht dafür. Im vergangenen Jahr am letzten Tag der Transferperiode von der Alemannia zur Hassia, in diesem Jahr am letzten Tag wieder zurück.