2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
F: Beate Höber
F: Beate Höber

Monika Wittiber war die erste Bielefelder Schiedsrichterin

Zu ihren Erinnerungen gehören mutig verteilte Rote Karten und eine Fehlentscheidung

Monika Wittiber wirkt bescheiden, wie sie so in ihrem Wohnzimmer sitzt. Dabei hat die heute 73-Jährige vor 35 Jahren Sportgeschichte in Bielefeld geschrieben. 1981 legte sie zusammen mit Margret Schlingheider die Schiedsrichterprüfung im Fußball ab und damit waren die beiden die ersten Schiedsrichterinnen in Bielefeld.
Während Margret Schlingheider das Amt aus privaten Gründen schnell wieder aufgab, hat Monika Wittiber diesen Posten zwei Jahre lang bekleidet. In dieser Zeit hat sie Kurioses aber auch Nachdenkenswertes erlebt. Zum Fußball gekommen ist sie 1971 mit damals 28 Jahren. „TuRa 06 hatte eine Anzeige in der Zeitung, darauf hin habe ich mich gemeldet.“ Zehn Jahre hat sie dort gespielt, anschließend die E-und F-Jugend trainiert, wie sie mit Begeisterung berichtet.
Ihre Berufung zur Schiedsrichterin wurde aus der Not heraus geboren. „1981 hat der Verein händeringend Schiedsrichter gesucht und mich angesprochen. Eher aus Verantwortung als aus Berufung habe ich da zugesagt“. Gut kann sie sich noch an ihr erstes Spiel erinnern. „Es war eine B-Jugend Partie, ich war aufgeregt und habe mich gefragt, wie ich als Schiedsrichterin von den jungen Männern aufgenommen werde.“ Es habe aber gut geklappt. „Ich bin ein wenig belächelt worden, die Jungs haben sich schon gefragt, was denn da ankommt“, sagt Wittiber.
Besonders zwei Begebenheiten sind ihr aus ihrer Zeit im Gedächtnis hängen geblieben, „1982 habe ich ein Altherrenturnier in Schleswig Holstein gepfiffen.“ Hier tat sich ein Spieler durch permanente Rüpeleien besonders hervor, was Monika Wittiber irgendwann mit einem Platzverweis quittierte. Das sorgte für Riesenwirbel, weil es noch niemand gewagt hatte, diesen bekannt auffälligen Spieler vom Platz zu stellen. „Am Abend war jedoch alles wieder vergessen. Beim gemeinsamen Tanz haben wir die Entscheidung mit viel Lachen und letztlich Anerkennung diskutiert“, erinnert sie sich. Eine andere Anekdote die die 73-jährige schmunzelnd berichtet, ist das A-Jugend Spiel Arminia Bielefeld gegen den TuS Eintracht. „Ich habe vor Spielbeginn scheinbar die Netze nicht ordentlich geprüft und dabei ein Loch in den Maschen übersehen.“ Es folgte, was kommen muss. „Der Ball der Arminen ging ins Tor, sprang durch das Loch wieder heraus und ich habe auf Abstoß entschieden.“ Es gab große Diskussionen, da das Spiel aber schon entschieden war, sorgte der Pfiff letztlich für viel Erheiterung. Noch heute bezeichnet sie es lachend als ihre größte Fehlentscheidung.
Überhaupt fällt auf, mit wie viel Humor Monika Wittiber aus ihrer Schiedsrichterzeit berichtet, auch wenn diese nicht immer einfach war. Im Rückblick sieht sie die Erfahrung auch kritisch. „Ich hatte oft ein mulmiges Gefühl auf dem Platz und war jedes Mal froh, wenn es gut gegangen war.“ Besonders in entscheidenden A-Jugend-Spielen gab es von Eltern bei strittigen Entscheidungen oft Kommentare und Anfeindungen wie „das Frauen doch besser an den Kochtopf gehören.“ Doch auch diese Randerscheinungen nimmt Wittiber mit Gelassenheit und fügt lachend hinzu, „dass gerade zu Beginn die Abseitsregel auch nicht immer mein Freund war“.
Unterstützung hat sie von ihrem Ehemann Wolfgang bekommen, der sie zu fast allen Spielen begleitet hat und ihr oft den Rat gab, „sich von außen nicht verunsichern zu lassen“. So hat sie das Schiedsrichteramt zwei Jahre mit viel Engagement und auch aus Verbundenheit zum Verein erfüllt, ihre wahre Berufung war aber immer das Traineramt. Hier erzählt sie noch heute stolz, was aus „ihren“ Jugendlichen geworden ist und dokumentiert dies mit Fotos aus alten Zeiten.
Bis heute ist die Monika Wittiber mit dem Sport und dem Ehrenamt verbunden. Seit 2006 ist sie Kassenwartin im Förderverein Freibad Hillegossen und kümmert sich dort um die Finanzen und bestreitet regelmäßig Kassendienste. Daneben ist sie seit 20 Jahren Schriftführerin im Skiclub Bielefeld. Ein Leben ohne Sport und Vereinsleben scheint einfach schwer vorstellbar.
Aufrufe: 018.8.2016, 12:00 Uhr
Beate HöberAutor