2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
F: Hempel
F: Hempel

"Momentan läuft es einfach gut"

Bonns Lucas Musculus über seine 15 Saisontore und das Duell mit seinem Ex-Verein Viktoria Köln

Herr Musculus, am Samstag treffen Sie mit dem Bonner SC auf Ihren Ex-Klub. Ein besonderes Spiel für Sie?

Ich kann nicht verhehlen, dass ich mich auf die Partie gegen die Viktoria freue, weil es ja nun einmal mein ehemaliger Verein ist. Es ist aber auch nicht so, dass ich am Samstag mit Schaum vor dem Mund ins Stadion einlaufe.

Warum haben Sie es in Ihrer Zeit bei Viktoria Köln lediglich auf sieben Einsätze gebracht?

Ganz einfach: Weil mich mein Trainer nicht aufgestellt hat. Ob es an mir lag oder an ihm – ich weiß es beim besten Willen nicht.

Ihr Trainer in Höhenberg war Claus-Dieter Wollitz. Wie bewerten Sie ihn als Mensch und als Trainer?

Menschlich möchte ich mich zu ihm nicht äußern. Rein sportlich gesehen muss ich schon sagen, dass er ein gutes Training gemacht hat, wobei Herr Wollitz kein Trainer war, der mich wesentlich geprägt hat.

Würden Sie das eine Jahr beim FC Viktoria gerne aus Ihrem Fußball-Gedächtnis streichen?

Nein, auf gar keinen Fall. Ich möchte überhaupt keine Station in meiner Karriere missen, wenngleich es für mich persönlich bei Viktoria Köln wirklich nicht sehr gut gelaufen ist.

Beim Bonner SC läuft es wesentlich besser. In dieser Saison sind Ihnen schon 15 Tore in 16 Spielen gelungen.

Das ist richtig, wobei ich ja auch als Jugendspieler schon das ein oder andere Törchen erzielt habe. Ich möchte aber mal behaupten, dass ich in Bonn im Moment eine richtig gute Zeit habe.

Welchen Anteil hat Ihr jetziger Trainer Daniel Zillken an Ihrem Erfolg und am Erfolg der Mannschaft?

Den Anteil von Herrn Zillken und seinem Trainerteam an unserer Entwicklung kann man eigentlich gar nicht in Worte fassen. Gemeinsam mit unserem Sportlichen Leiter Thomas Schmitz ist er der Kopf von allem. Alles, was er macht, hat Hand und Fuß. Vor allem steht bei ihm der Charakter des Einzelnen im Vordergrund, nicht nur die fußballerischen Fähigkeiten.

Was trauen Sie dem Bonner SC gegen Ihren einstigen Klub zu?

Zunächst erhoffe ich mir natürlich ein richtig gutes Fußballspiel. Eins kann ich Ihnen aber versichern: Wir werden das Spiel am Samstag nicht machen.

Wie wird der Jubel aussehen, sollte Ihnen am Wochenende ein weiteres Tor gelingen?

Sollte es wirklich soweit kommen, wird mir spontan bestimmt etwas einfallen.

Pflegen Sie noch Kontakte zu ehemaligen Mitspielern?

Eher weniger. Dafür fehlt mir einfach die Zeit. Mit Mike Wunderlich schreibe ich mir aber schon ab und an.

Ist Viktoria Köln für Sie in dieser Saison der Topfavorit auf die Meisterschaft?

Offenbar scheinen sie in diesem Jahr endlich einmal auf dem richtigen Weg zu sein. Ich würde es einmal so ausdrücken: Die Viktoria ist mit Sicherheit ein Titelaspirant und äußerst schwer zu schlagen.

Was ist der größte Unterschied zwischen dem Bonner SC und dem FC Viktoria Köln?

(lacht): Der Hauptunterschied ist der, dass wir nicht unter Profibedingungen arbeiten und die Spieler bei Viktoria hauptberuflich Fußball spielen.

Mit Stephan Engels haben Sie einen prominenten Onkel, der auch Ihr Berater ist. Wird er sich das Derby anschauen?

Er kommt öfter vorbei, wenn es seine Zeit erlaubt. Ich denke, er wird am Wochenende da sein.

Welche Perspektive malen Sie sich im Fußball noch aus? Hat Ihr Onkel womöglich schon Kontakte zu anderen Vereinen geknüpft?

Natürlich hat mein Onkel immer gute Ideen. Aber Spaß beiseite: Zuerst einmal möchte ich weiterhin gute Leistungen bringen. Was danach kommt, muss ich in Ruhe mit meiner Familie besprechen. Falls ich noch einmal wechseln sollte, muss definitiv alles passen. Mein erster Ansprechpartner ist aber der BSC.

Das Gespräch führte Oliver Löer

Zur Person

Lucas Musculus (25), geboren in Bergisch Gladbach, spielte in der Jugend des 1.FC Köln und wechselte danach zur TuS Koblenz in die Zweite Bundesliga, für die er eine Partie bestritt. Weitere Stationen waren: Germania Windeck, 1.FC Köln II, Viktoria Köln (2013-2014) und Bergisch Gladbach. Seit 2015 spielt er beim Bonner SC. Musculus ist der Neffe von Ex-Nationalspieler Stephan Engels.

Letztes Aufeinandertreffen im Pokal

Zwischen dem FC Viktoria Köln und dem Bonner SC gab es das letzte Aufeinandertreffen vor eineinhalb Jahren – und es war ein besonderes: Im Mittelrheinpokalfinale 2015 bezwang die Viktoria als Regionalligist den damaligen Mittelrheinligisten vor 6000 Zuschauern im Bonner Sportpark Nord souverän mit 4:1 und zog in die erste Runde des DFB-Pokals ein. Am Samstag (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) sehen sich beide Teams in der Meisterschaft der Regionalliga West wieder. „Wir wollen zeigen, dass wir gut drauf sind und werden nach fünf Siegen in Folge selbstbewusst auftreten“, sagt Kölns Trainer Marco Antwerpen. Vom Gegner, der als Aufsteiger gut in der Liga angekommen ist und sich im oberen Drittel etabliert hat, spricht der Coach mit Respekt: „Sie haben sich sinnvoll verstärkt und stehen nicht umsonst so weit oben.“

Während Marcel Gottschling nach überstandenen Oberschenkelproblemen wieder ins Training eingestiegen ist, bleibt der Einsatz von Edwin Schwarz (Infekt) fraglich. Mit Connor Krempicki und Lucas Musculus werden wohl zwei Ex-Viktoria-Spieler in der Bonner Startelf auflaufen. Zudem stehen Roberto Guirino, Andreas Akbari und David Bors beim BSC unter Vertrag, ebenfalls ehemalige Viktorianer.

Aufrufe: 010.11.2016, 19:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Oliver LöerAutor