2024-04-25T14:35:39.956Z

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Immer am Ball bleiben: Conor Gnerlich trägt seit Sommer das St.-Pauli-Trikot und wird in der Junioren-Bundesliga auf hohem Niveau gefordert. Oliver Bloch
Immer am Ball bleiben: Conor Gnerlich trägt seit Sommer das St.-Pauli-Trikot und wird in der Junioren-Bundesliga auf hohem Niveau gefordert. Oliver Bloch

Mittelfeldtalent fasst Fuß am Millerntor

Als Fan wird Conor Gnerlich derzeit auf eine harte Probe gestellt. Der 16-jährige drückt dem kriselnden Bundesligisten Borussia Dortmund die ...
Daumen. "Echte Liebe BVB" steht schwarz auf gelb an seiner Zimmertapete im Elternhaus. Er selbst trägt jedoch das Trikot des FC St. Pauli und hat als Fußballer gerade einen Lauf. Denn seit diesem Sommer spielt der ehemalige Oldenburger für die U 17 des Zweitligisten.

"Als das Angebot kam, habe ich nicht lange überlegt", erzählt er. Von Hundsmühlen zog er in ein Appartement nach Hamburg. Ein Sprung ins kalte Wasser, wie er zugibt. Seinen Alltag muss er zum großen Teil selbstständig organisieren, inklusive Wäsche waschen. "Der Verein kümmert sich aber vorbildlich um die neuen Spieler", lobt Conor. "Doch die ersten Wochen weg von zu Hause waren schon hart", lässt er in seinem Weihnachtsurlaub in Hundsmühlen das aufregende Halbjahr Revue passieren.

Die Späher des FC St. Pauli hatten ihn Ostern bei einem Turnier in den USA entdeckt. Der "Sechser" überzeugte im defensiven Mittelfeld. Von 2009 bis 2013 schnürte Conor die Schuhe für den VfB Oldenburg, ehe er zum Brinkumer SV wechselte. Dort spielte er als jüngerer B-Jugendlicher bei den A-Junioren mit. Eine harte Schule, die ihn aber weiterbrachte.

Ein Probetraining absolvierte er auch bei Eintracht Braunschweig, entschied sich dann aber doch für den Kultclub vom Millerntor. Mit der U17 wird er in der B-Junioren-Bundesliga Woche für Woche auf hohem Niveau gefordert. "Da gehöre ich nicht jedes Mal zur ersten Elf", beschreibt er eine für ihn neue Erfahrung. Doch aufgeben kommt nicht in Frage. Um in der Bundesliga zu bestehen, wird im Training vor allem an den Defiziten gearbeitet. "Zweimal in der Woche haben wir ein Schwächetraining", berichtet Conor. Der Rechtsfuß muss dann den Linksschuss und das Kopfballspiel üben.

Darauf legt sein Trainer Hans-Jürgen Bargfrede großen Wert. Der 55-Jährige war selbst Profi bei St. Pauli und ist der Vater von Philipp Bargfrede, Mittelfeldakteur bei Werder Bremen. Ein komplettes Trainerteam betreut die U17 intensiv. Mit der Schule gibt es eine Kooperation, so dass der Nachwuchs sogar vormittags trainieren kann. Im so genannten Talenthaus treffen sich die Spieler mittags zum Essen. Zudem bietet der Club eine Hausaufgabenhilfe an.

Conor besucht die zehnte Klasse. Sein Ziel lautet Abitur. Wie so viele Talente, die es in seinem Alter bis in die Auswahl eines Proficlubs geschafft haben, würde auch Conor gern einmal sein Geld mit Fußball verdienen. Doch die Konkurrenz ist groß. "Aber auch die Kameradschaft im Team, ich habe in Hamburg schnell Freunde gefunden", berichtet er. Seinen Wechsel habe er noch nicht bereut, beteuert der Schüler. "Der Schritt hat seine Selbstständigkeit gefördert", bestärkt ihn sein Vater Axel Gnerlich. Regelmäßig besuchen die Eltern den Sohn in Hamburg, vor allem zu den Heimspielen.

Mit den B-Junioren belegt Conor Rang acht in der Bundesliga. Die Zweitliga-Profis des Clubs stecken dagegen mitten im Abstiegskampf. Dem neuen Trainer Ewald Lienen traut Conor jedoch einiges zu: "Ich glaube, dass er mit dem Team die Klasse hält", hofft er. Daumen drücken heißt es auch weiterhin für den BVB. Denn dass die Borussia nächste Saison als Zweitligist bei St. Pauli am Millerntor gastiert, will Conor sich nicht vorstellen echte Liebe hin oder her.

Aufrufe: 024.12.2014, 05:13 Uhr
Oliver BlochAutor