Mit Waisen-Hilfsaktion Lawine ausgelöst

Aber jenseits des grünen Rasens hat er im vergangenen Jahr eine Lawine ausgelöst. Anfang Januar erfuhr er vom Schicksal der Geschwister Krüger aus Esenshamm, die in kurzer Zeit Vater und Mutter verloren hatten. Er bot seine Unterstützung an, und so entstand eine Hilfsaktion, wie es sie in Nordenham lange nicht gegeben hat. Wenn Siegfried Adamietz mit einigem Abstand darüber nachdenkt, dann ist er noch heute überwältigt von der Resonanz.

Siegfried Adamietz ist selbst Esenshammer. Als er erfuhr, dass die vier Krüger-Kinder ohne Eltern dastehen, entschloss er sich spontan, etwas zu unternehmen. Nicht nur aus Nordenham meldeten sich Menschen, die helfen wollten. Fernseh- und Radio-Sender klopften an, bei Fußball-Turnieren wurde Geld gesammelt, in Nordenhamer Betrieben ebenfalls. Musikgruppen taten sich zusammen, um Benefizkonzerte zu veranstalten. Handwerker halfen mit Reparaturarbeiten und, und und. Inzwischen leben die drei minderjährigen Kinder gemeinsam in einer für sie passenden Einrichtung. Das Spendengeld befindet sich auf einem Treuhandkonto. Es wird verwendet, um den Kindern einen guten Start ins Erwachsenenleben zu ermöglichen.

Bei Siegfried Adamietz lief vor allem in der ersten Monaten nach Beginn der Spendenaktion das Telefon heiß. Neben seinem Job als Versicherungskaufmann ist er von einem Termin zum nächsten gehetzt, um Spenden anzunehmen und Medienanfragen zu beantworten. Erst in den vergangenen Wochen ist es ruhiger geworden. Zudem hat sich der 65-Jährige im Oktober aus dem Berufsleben verabschiedet.

Aber wer Siegfried Adamietz kennt, der weiß: So richtig ruhig wird es bei ihm nie. Seine große Leidenschaft: die Fußball-Mannschaft des TV Esenshamm, die ab nächster Saison als Schwarz-Rot-Esenshamm ins Rennen geht. Als Elfjähriger hatte Siegfried Adamietz damals noch beim SC Nordenham mit dem Kicken angefangen. Er engagierte sich später auch in der Vorstandsarbeit, kehrte dem Verein, der zwischenzeitlich zum SV Nordenham geworden war, aber 1982 wegen Unstimmigkeiten den Rücken. Von 1982 bis 1987 war Siegfried Adamietz Trainer beim SV Kleinensiel. Anschließend wechselte er zum TV Esenshamm, wo er seit 1991 die Fußball-Abteilung leitet.

In seine Amtszeit fällt nicht nur der sportliche Aufstieg des Dorfvereins, der in der 1. Kreisklasse begann und zwischenzeitlich bis in die Landesliga führte, sondern auch der Bau einer Tribüne und eines Vereinsheims. Dass Esenshamm außerhalb der Wesermarsch zu einem Begriff geworden ist, hängt nach den Worten von Siegfried Adamietz in erster Linie mit der Fußballmannschaft zusammen. Die Heimspiele seien für viele Esenshammer zudem ein willkommener Anlass, sich am Wochenende zu treffen und somit auch ein Beitrag zur Dorfgemeinschaft. Für seine Verdienste im Fußball hat der Borussia-Dortmund-Fan vom Deutschen Fußball-Bund die Auszeichnung Ehrenamt Top 100 bekommen.

Siegfried Adamietz geht regelmäßig zur Blutspende. Auch das ist ihm wichtig. 141-mal hat er sich bisher anzapfen lassen. Viele kennen den 65-Jährigen als einen Mann, der seine Meinung vertritt und kein Problem hat, sie auch gegen Widerstände durchzusetzen. Hin und wieder eckt er damit auch an. "Aber eigentlich bin ich ganz umgänglicher Typ", sagt er.