2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: Eichedes Spielführer Nico Fischer glaubt nach dem 4:0-Sieg gegen den Lüneburger SK an den Klassenerhalt.objectivo/Stark*
Hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: Eichedes Spielführer Nico Fischer glaubt nach dem 4:0-Sieg gegen den Lüneburger SK an den Klassenerhalt.objectivo/Stark*

"Mit positiven Gedanken in die fußballfreie Zeit"

SV Eichedes Kapitän Nico Fischer im Gespräch

Hinter dem SV Eichede liegt ein bewegtes Jahr. Auf die Meisterschaft und den anschließenden Aufstieg inklusive Herzschlagfinale folgte der Abgang von Erfolgstrainer Oliver Zapel und eine Hinserie in der Regionalliga, die von viel Schatten und nur wenigen Lichtblicken geprägt war. Immerhin fand der SVE einen positiven Jahresabschluss, sodass zaghafte Hoffnung auf eine starke Rückrunde aufkeimt. Der Klassenerhalt scheint angesichts von zehn Punkten Rückstand auf die rettenden Plätze allerdings weiterhin kaum machbar. Eichedes Kapitän Nico Fischer stand uns kurz vor dem Jahreswechsel in einem Interview Rede und Antwort.

Hallo Herr Fischer. Drei Trainer, dazu eine zwischenzeitliche Negativserie von 16 Begegnungen ohne dreifachen Punktgewinn. Damit liegt der SVE zur Winterpause auf dem letzten Tabellenplatz. Haben sie so etwas schon einmal erlebt in ihrer sportlichen Laufbahn?
So hat das sicherlich noch niemand bei uns erlebt. Und gewollt, dass das so kommt haben wir sicherlich auch nicht. Doch wenn man fußballerisch als Mannschaft nicht das abruft was man kann, zum Beispiel viel zu wenig Tore schießt und gleichzeitig zu viele kassiert, landet man als Aufsteiger nun einmal ganz unten in der Tabelle.

Fangen wir chronologisch an. Wie würden sie die Gemütslage der Mannschaft, aber auch ihre eigene, nach dem Weggang von Oliver Zapel mitten in der Vorbereitung so im Nachgang beschreiben?
Das tat einigen Spielern definitiv weh. Allen war natürlich klar, dass Oliver Zapel uns irgendwann einmal verlassen würde, damit hat jeder gerechnet. Den Zeitpunkt dieses Schrittes, mitten in der Saisonvorbereitung und im Trainingslager in Adendorf, würde ich aber als unglücklich bezeichnen.

Trotzdem ist der SV Eichede unter Neu-Coach Jörn Großkopf mit 4 Punkten in die Regionalliga-Spielzeit gestartet, konnte in Oldenburg, beim Vizemeister, sogar ein Remis holen, danach sogar beim Hamburger SV II gewinnen. War das vielleicht des Guten schon zu viel für einige Spieler, die womöglich dachten es ginge so weiter?
Es ist schwierig, so etwas eindeutig zu beantworten. Es hat ja keiner absichtlich sein Engagement zurückgeschraubt oder ist auf einer Euphoriewelle geritten. Das Ganze hat im Anschluss einfach eine Entwicklung genommen, auf die wir keinen Zugriff bekommen haben. Deutlicher gesagt: Wir sind in ein extremes Leistungsloch gefallen.

Letztlich zog die Vereinsführung nach der deftigen 0:5-Niederlage in Norderstedt und zu dieser Zeit 14 Partien ohne eigenen Dreier die Reißleine. Man beurlaubte Chefcoach Jörn Großkopf, dazu das Co-Trainer-Gespann Helge Mau/Mirko Petersen. War das eine notwendige Konsequenz oder war es dafür vielleicht schon viel zu spät?
Das lag ja nicht in unseren Händen. Ich weiß auch nicht, ob das zu spät war. In Eichede wurde noch nie mit Hektik auf schwierige Phasen reagiert. Das ist übrigens eine Eigenschaft, die ich an diesem Verein sehr schätze. Letztlich haben dann aber die im Fußball üblichen Mechanismen gegriffen und die Vereinsführung entschied sich, diesen Schritt zu gehen. Das haben wir zu akzeptieren.

Hand aufs Herz: Auch wenn Vereinsboss Olaf Gehrken immer wieder kommuniziert, der Kader habe Regionalligaformat, fehlt es nicht doch ein bisschen an Qualität im Vergleich zur Konkurrenz?
Wir merken schon, dass wir in dieser Liga nicht einfach so durchkommen. Nur wenn alle an ihre Leistungsgrenze gehen, können wir mithalten. Doch der Saisonverlauf ließ das Ausspielen der Qualität manchmal auch nicht zu. Um erfolgreich zu sein benötigt man Selbstvertrauen. Dieses aufzubauen, ist schwierig, wenn die Punkte fehlen. Doch wir besitzen die Mentalität und eben auch die Qualität, es in der Rückrunde besser zu machen.

In den letzten Spielen stand dann Interimstrainer Martin Steinbek an der Seitenlinie, leitete natürlich auch das Training gemeinsam mit seinem Co-Trainer Leif Löding. Was hat sich dadurch geändert im Vergleich zu der Zeit unter Großkopf?
Ich bin nicht dazu da, Trainer zu vergleichen. Bei einem Wechsel ändern sich immer einige Dinge. Martin und Leif haben einfach einen guten Zugang zu uns gefunden und uns schnell erreicht. Beide haben eine positive Art. Sie haben es geschafft, uns unser Selbstvertrauen zurückzubringen.

Zuletzt gab es das erhoffte und schon so lang ersehnte Erfolgserlebnis. Im letzten Pflichtspiel wurde der Lüneburger SK mit 4:0 nach Hause geschickt. Endlich konnte also der erste Heimsieg der Spielzeit im Ernst-Wagener-Stadion gefeiert werden. Wie wichtig war das für die Moral?
Das war natürlich eminent wichtig, besonders für das Selbstbewusstsein. Wir gehen jetzt mit positiven Gedanken in die fußballfreie Zeit. Vor allem die Art und Weise, wie wir gegen Lüneburg aufgetreten sind, macht Mut. Zuvor hat das wirklich keinen Spaß gemacht, immer wieder etwas von unserer Negativserie in der Zeitung zu lesen. Doch das hat sich ja jetzt erledigt.

Wie viel Hoffnung haben sie noch auf den Klassenerhalt in der 4. Liga?
Ich möchte in meiner Vita nicht einen weiteren Abstieg stehen haben und will auch in der nächsten Saison in der 4. Liga spielen. Soviel Ehrgeiz besitze ich, auch wenn sich im Sommer beruflich etwas ändert.

Was genau meinen sie damit?
Ich werde im Sommer ein Referendariat beginnen, das zwei Jahre dauert, in dem auch eine Prüfung zum 2. Staatsexamen (Jura) ansteht. Es könnte sein, dass ich dann die eine oder andere Trainingseinheit nicht mitmachen kann. Da muss man mal abwarten. Doch ich möchte meinen Vertrag, der bis zum 30.6.2018 läuft, gerne einhalten. Ich bin fit und kann sicherlich auch ohne volles Trainingspensum noch meine Stärken einfließen lassen.
Aufrufe: 021.12.2016, 14:15 Uhr
SHZ / Interview: Stephan RussauAutor