2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
Im Bayernliga-Derby zwischen Weiden (l. Thomas Schneider) und dem FC Amberg (r. Benny Werner) war Kampf Trumpf.  F: Franken
Im Bayernliga-Derby zwischen Weiden (l. Thomas Schneider) und dem FC Amberg (r. Benny Werner) war Kampf Trumpf. F: Franken

Mit OTV-Videos: Die Duplizität der Ereignisse

Bayernliga-Schlager zwischen der SpVgg SV Weiden und dem FC Amberg endet vor 2100 Zuschauern wieder mit einem Remis und erneut hagelt es Kritik an den Platzverhältnissen

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Ist es nun ein Vorteil oder ein Nachteil? Weidens Bürgermeister Lothar Höher, 35 Jahre lang Stadionsprecher beim Fußball-Bayernligisten SpVgg SV Weiden brachte es in seiner gewohnt humorvollen Art und Weise auf den Punkt: „Wir hatten schon immer so einen Platz, der uns auch früher pro Saison zehn Zähler oder mehr einbrachte“, sagte er nach dem 1:1 (1:0) vor 2100 Zuschauern im Schlager zwischen den Schwarz-Blauen und dem FC Amberg am Samstag – und stand mit dieser nicht ganz ernsthaft gemeinten Einschätzung – alleine da.

Denn sämtliche Protagonisten des Spitzenspiels des 25. Spieltages, in dem Johannes Kohl (45.) und Marco Wiedmann (73.) die Treffer markiert hatten, kritisierten den geschundenen Rasen im Sparda-Bank-Stadion, der der zweifelsohne vorhandenen spielerischen und technischen Qualität beider Mannschaften wiederum nicht entgegenkam. Es war eine Duplizität der Ereignisse aus dem Vorjahr, als sich die Teams 0:0 getrennt hatten. Auch damals hagelte es von beiden Seiten Kritik am Zustand des Platzes am Wasserwerk, die auch dieses Mal sicherlich gerechtfertigt war.

Vor allem die perfektionistisch veranlagten Trainer Christian Stadler und Timo Rost, die mit schnellem, direktem und schönem Kurzpass-Spiel zum Erfolg kommen und die Rekordkulisse begeistern wollten, mussten sehr schnell einsehen, dass dies an diesem Tag nicht möglich ist. So wurde schon nach 15 Minuten auf beiden Seiten die Taktik umgestellt und mit langen Bällen agiert. Was sicherlich für das Publikum wenig erbauend war. Allerdings bekam dieses ein durchaus rassiges und von vielen Zweikämpfen geprägtes Derby mit jeweils zwei Großchancen auf beiden Seiten und zwei wunderschönen Treffern geboten.

„Die Kulisse war traumhaft. Das hatten sich beide Vereine verdient“, sagte nach dem Schlusspfiff SpVgg SV-Coach Stadler. Beiden Teams sei zu Beginn die Nervosität anzumerken gewesen, was dem gegenseitigen Respekt geschuldet gewesen sei. „Schade, dass der Rasen keine Feinheiten zuließ“, so der Weidener Trainer weiter. In die gleiche Kerbe schlug auch Rost: „Es war ein toller Rahmen für das Spitzenspiel. Aber auf diesem Platz war es nicht möglich, unseren Fußball zu spielen.“

Nicht nur in diesem Punkt waren sich die Trainer einig, auch in der Analyse des Spielverlaufes stimmten sie völlig überein. Die gastgebende SpVgg SV hatte in der ersten Halbzeit mehr Anteile, in der der FC Amberg zu passiv auftrat – in der zweiten war es umgekehrt. „Wir hatten die Vilsstädter zunächst gut im Griff, während uns Amberg ab der 50. Minute beherrscht hat“, sagte Stadler. „Ich bin mit dem Auftritt meiner Jungs in der zweiten Hälfte absolut zufrieden“, ergänzte Rost.

Den ersten Vorstoß wagten die FCA-Akteure in der vierten Minute, als Michael Dietl von der rechten Seite nach innen flankte. SpVgg SV-Torhüter Dominik Forster leistete sich eine kleine Unsicherheit, brachte aber den Ball vor dem lauernden Benjamin Werner unter Kontrolle. Ansonsten waren die Teams darum bemüht, erst einmal Kontrolle in ihr Spiel zu bringen und keine Fehler zu machen. Wirkliche Chancen und Torraumszenen blieben somit in der Anfangsphase Mangelware – was aber auch nicht anders zu erwarten war.

Bis zur zehnten Minute, als Thomas Schneider geschickt auf Michael Riester durchsteckte, der alleine auf Matthias Götz zulief. Doch der Weidener Routinier zögerte zu lange, so dass Oliver Gorgiev ihm das Leder vom Fuß spitzelte. Auf der Gegenseite sorgte Tobias Wiesner für den nächsten Aufreger: Nur 60 Sekunden nach Riesters Möglichkeit wurde er von Sven Seitz angespielt und tauchte alleine vor Forster auf, der dessen Lupfer parierte. Bei der nachfolgenden Ecke köpfte der aufgerückte Julian Ceeasy über die Latte (12.).

Die dickste Möglichkeit für eine stärker werdende SpVgg SV hatte schließlich Thomas Schneider in der 23. Minute: Er hielt aus 18 Metern drauf, seinen Linksschuss konnte Götz gerade noch übers Tor lenken. Kurz vor dem Seitenwechsel dann eine diskussionswürdige Szene, als Dietl vom Weidener Fünf-Meter-Raum aus flach zum schon umjubelten 1:0 für den FC Amberg einschob. Allerdings beging er dabei an Thomas Wildenauer, so sah es Referee Tobias Baumann zumindest, ein Stürmerfoul. Es war eine Szene, die die Amberger Bank in Rage brachte.

„Ich bin mir sicher, wenn wir mit dem nicht gegebenen regulären Tor für uns in der ersten Halbzeit in Führung gehen, hätten wir die drei Punkte mit nach Hause genommen“, sagte dazu FCA-Vorstandsvorsitzender Helmut Schweiger. Der an dieser Situation beteiligte SpVgg SV-Kapitän Wildenauer war sich auch eine Stunde nach dem Schlusspfiff in der Beurteilung nicht sicher: „Michi ging etwas mit der Schulter voraus in mich rein. Ob man da aber ein Foul geben muss, weiß ich nicht“, sagte er.

Für das 1:0 in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs sorgte schließlich Johannes Kohl, oder vielmehr Alexander Jobst. Nach einem Freistoß von Friedrich Lieder von der linken Seite stieg der Weidener Innenverteidiger am höchsten. Aus sieben Metern zappelte der Ball im linken oberen Eck. „Ich habe meinen Gegenspieler mit in den Ball reingedrückt. Und er hat die Hereingabe mit dem Hinterkopf verlängert“, gab Kohl fair zu – das Tor wurde aber aufgrund der Unübersichtlichkeit ihm gut geschrieben.

Im zweiten Durchgang drückte Amberg auf den Ausgleich und wurde schließlich für die Bemühungen belohnt. Allerdings bedurfte es einer weiteren Standardsituation, die zum 1:1 führte. Marco Wiedmann zirkelte in der 73. Minute einen Freistoß aus 22 Metern über die Weidener Mauer. Es war „ein Sonntagsschuss am Samstag“, wie FCA-Kapitän Michael Plänitz treffend sagte. Wiedmann freute sich, in „so einem Spiel so einen Treffer zu erzielen“. „Das passiert nicht alle Tage. Umso schöner ist es, wenn man mit so einem Tor dann auch noch einen Punkt aus Weiden mit nach Hause nimmt“, erklärte der Kunstschütze.

Auch wenn sich in der Schlussphase keines der beiden Teams mit dem Unentschieden zufrieden gab, mehr als das Remis sprang nicht mehr heraus. „Für die vielen Zuschauer war es sehr spannend, dieses Spiel auf hohem kämpferischen Niveau zu sehen. Einige werden aber trotzdem gekonnten Spielaufbau und filigrane Technik etwas vermisst haben. Beide Mannschaften können mit dem Ergebnis, was die Tabellensituation anbelangt, gut leben. Denn man ist weiterhin als Zweiter und Dritter in der Spitzengruppe und spielt um die Meisterschaft weiter mit“, bilanzierte Weidens Vorsitzender Kurt Haas.

Ambergs Vorstandsvorsitzender Schweiger zollte seiner Elf großen Respekt, wie diese nach dem Rückstand in der zweiten Halbzeit zurückgekommen sei. „Das zeichnet eine Spitzenmannschaft aus. Man hat gesehen, dass sie das Spiel unbedingt drehen und gewinnen wollte. Am Ende war es ein gerechtes Unentschieden mit leichten Vorteilen für meine Mannschaft. Es wird eng bleiben bis zum Ende der Saison“, so Schweiger. Dessen sportlicher Wunsch war es, dass beide Vereine den Regionalliga-Aufstieg schaffen, denn die Spieler, Trainer und auch die Vorstandsebene beider Klubs würden eine sehr gute gegenseitige Beziehung unterhalten, die sicher um einiges besser ist als die Platzverhältnisse.

Hier geht es zum Interview von Oberpfalz TV mit den beiden Trainern!

Hier geht es zum Video von Oberpfalz TV zum Spiel!

Aufrufe: 023.3.2015, 06:00 Uhr
Stephan LandgrafAutor