2024-04-16T09:15:35.043Z

Kommentar
Oliver Moje.
Oliver Moje.

Mit neuen Regeln gegen den Niedergang?

Ein Kommentar von Oliver Moje zur Einführung von Futsal bei der HKM

Die älteren Fußballer können sich vermutlich noch gut an die Zeiten erinnern, in denen der Hallenfußball ein Zuschauermagnet war. Fast jeder Verein hatte sein eigenes Turnier. Höherklassige Vereine kamen gerne und brachten ihre erste Garnitur mit, um die Mannschaftskasse mit den Siegprämien aufzubessern. Zudem war der Hallenfußball für Straßenkicker alten Schlages quasi das Hochamt - kamen da doch alle Qualitäten zum Tragen, die auf dem heimischen Bolzplatz jahrelang beim Spiel eins gegen eins oder zwei gegen zwei auf ein Tor erlernt worden waren.

Doch im nicht mehr ganz so neuen Jahrtausend ist der Hallenfußball immer mehr zu einer Art ungeliebtem Stiefkind verkommen. Das Zuschauerinteresse nimmt seit Jahren ab, das spielerische Niveau sinkt und höher spielende Vereine winken aufgrund der Verletzungsgefahr meist gleich dankend ab.

Dass der Kreisspielausschuss jetzt versucht, diesen Entwicklungen mit der Einführung von Futsal bei der Hallenkreismeisterschaft etwas entgegen zu setzen, ist lobenswert. Ob der Versuch von Erfolg gekrönt sein wird, erscheint allerdings fraglich. Denn es sind ja nicht die Regeln, die für den schleichenden Niedergang des Hallenfußballs verantwortlich sind.

Die Ursachen sind vor allem gesellschaftlich bedingt. Das fängt damit an, dass Kinder früher einen wesentlich größeren Teil ihrer Freizeit draußen verbrachten. Angesichts fehlender Verlockungen durch Smartphones, Spielekonsolen oder Rund-um-die-Uhr-Kinderfernsehen war der Bolzplatz eine echte Alternative. Dort waren dann oft auch größere Kinder, mit denen man sich messen und bei denen man sich etwas abgucken konnte. Wer daran Spaß hatte, der fing anschließend mit sechs, sieben, acht Jahren an, im Verein zu spielen.

Heute werden schon Vierjährige von ihren Eltern einmal die Woche für eine Stunde zum Fußball-,,Training" gefahren, spielen Turniere, in denen sie dreimal den Ball berühren und anschließend dafür jeder einen Pokal bekommen. Selbst erarbeitetes Fußball-Basiswissen, das heute schon einer stetig wachsenden Zahl von Spielern auf Kreisebene fehlt, schwindet auf diese Weise leider immer mehr dahin.

Diese Entwicklung wird auch Futsal nicht aufhalten. Die angeordnete Einführung im Herrenbereich beinhaltet dabei gleichermaßen eine Hoffnung wie ein Risiko. Einerseits könnte sie dazu beitragen, Bolzplatzfähigkeiten wie Dribblings oder Doppelpässe wieder stärker zu fördern. Andererseits könnte es auch dazu führen, dass die Hallenkreismeisterschaft von einem zwar nicht immer schönen, aber zumindest flüssig anzusehenden Gebolze zu einem unguckbaren, unter dauernden Unterbrechungen leidenden Ballgeschiebe mutiert. Die Aussichten auf Letzteres sind nicht gerade klein, zumal kaum eine Herrenmannschaft über Hallenzeiten verfügt, in denen sie Futsal trainieren könnte. Aber hoffen wir erstmal das Beste.

Aufrufe: 025.11.2015, 17:50 Uhr
Zevener Zeitung / Von Oliver MojeAutor