Schmidt kann also bereits erfolgreiche Arbeit beim Club vorweisen und bringt den damit verbunden „Stallgeruch“ mit, der die Verantwortlichen dazu bewogen hat, sich für eine interne Lösung der Trainerfrage zu entscheiden.
Eingewöhnungsprobleme gibt es dank dieser Konstellation so gut wie keine, man kennt sich. Die ersten Eindrücke sind durchweg positiv und bestätigen die Erfahrungen Schmidts, „dass die Mädchen zielstrebiger sind, wenn sie wirklich etwas erreichen wollen.“ Alle Spielerinnen sind mit Feuereifer bei der Sache, längere Ausfälle sind nicht zu beklagen. Im Gegenteil, wurde der Kader doch vergrößert, denn der Trainer hat aus der Zweiten („Da schlummern durchaus noch Talente“) ein Duo mitgebracht. Marissa Schultz, eine US-Amerikanerin, die in Herzogenaurach arbeitet, ist eine Alternative für den Angriff, Katharina Rupp, ein Eigengewächs, eine für die Abwehr.
Dennoch fällt bei der Frage nach seiner Zielsetzung natürlich sofort das Wort Klassenerhalt, vorsichtshalber. Aber Schmidt weiß natürlich, dass von ihm schon etwas mehr verlangt wird – und das verlangt er auch selbst von sich und seiner Mannschaft. „Gut spielen, vor allem erfolgreicher, sich steigern gegenüber der Hinrunde“, heißt das, schließlich wird bei den Fußballerinnen schon wegen seiner guten Nachwuchsarbeit mittelfristig Liga zwei angepeilt.
Um sich von Regionalliga-Platz sechs mit 16 Punkten allerdings weiter nach oben zu bewegen gilt es speziell, einen Schwachpunkt auszumerzen: mehr Tore schießen, denn elf Treffer in den elf Spielen der Hinrunde sind eine karge Ausbeute, mit der keiner der „besseren“ Liga-Konkurrenten zu beeindrucken ist. Generell soll offensiv gespielt, sich nach vorne orientiert werden – taktisch allerdings flexibel, „denn das Konzept hängt jeweils auch von den Eigenheiten des Gegners ab“.
Erste Fortschritte hat der Trainer bereits ausgemacht, er hat neben der körperlichen Fitness in der Vorbereitung vor allem daran gearbeitet, „dass wir einfacher spielen, weniger Schnörkel machen, sondern gradliniger den Weg zum Tor suchen“.
In den Testspielen hat das schon ganz ordentlich geklappt, beim 3:4 gegen Zweitligist SV Weinberg fehlte ein Quäntchen Cleverness, Zweitligist ETSV Würzburg wurde 3:2 besiegt und zuletzt gab es ein klares 4:1 über den FFC Hof – aber das waren eben nur Vorbereitungsspiele, sagt der Trainer, was das für die Punktspiele bedeutet, weiß er natürlich noch nicht.
Ärgerlich für den Trainer und die Mannschaft war es daher, dass der erste Ernstfall, das Nachholspiel beim TSV Jahn Calden, kurzfristig abgesagt wurde. „Wir hatten uns gut vorbereitet und hätten gerne gespielt“, sagt der Trainer und macht deutlich, dass dieses Duell mit einem in der Tabelle besser platzierten, starken Gegner als Ansporn und erste Standortbestimmung gut in sein Konzept gepasst hätte.
So aber können die Clubspielerinnen ihre Lust am Fußball erst am kommenden Sonntag ausleben. Gegner ist dann am Valznerweiher um 14 Uhr Eintracht Frankfurt, die hinter dem 1. FCN platziert sind, im Hinspiel jedoch mit 2:0 als Sieger vom Platz gingen, weil die Nürnbergerinnen – wie in etlichen anderen Spielen auch – aus ihrer spielerischen Überlegenheit kein Kapital geschlagen haben.
Das soll jetzt anders werden. Und falls es klappt, kann Kevin Schmidt wohl auch das Wort „Abstieg“ für diese Saison aus seinem Sprachschatz verbannen.