2024-04-16T09:15:35.043Z

Star des Spieltages
Trainer Hartmut Mattfeldt.
Trainer Hartmut Mattfeldt.

Mit Mattfeldt kommt die Spielkultur

Trainer fängt beim TSV Elstorf bei Null an

Der TSV Elstorf aus der Fußball-Kreisliga Harburg hat am Sonntag den TSV Holvede-Halvesbostel mit 3:0 vom Platz an der Schützenstraße gefegt. Für den Elstorfer Trainer Hartmut Mattfeldt war der Sieg höchstens ein Puzzleteil auf dem Weg zu schönerem Fußball, mehr Spaß am Sport und professionelleren Strukturen.

Mattfeldt ist eigentlich überqualifiziert für einen Chef-Trainerposten in Deutschlands achter Liga. Der Mann besitzt die B-Lizenz und sammelte Oberliga-Erfahrung mit der SV Ahlerstedt/Ottendorf. In Elstorf fand der 54-Jährige so etwas wie seine Berufung. Er fing bei einem technisch und taktisch limitierten Absteiger, dem nach vielen Niederlagen in der Vorsaison der Spaß am Fußball abhandengekommen war, bei Null an.

Der TSV Holvede-Halvesbostel bekam die taktischen Änderungen zu spüren. Das Spiel entschieden die Gastgeber bereits in der ersten Halbzeit. Kapitän Jonas Lancker traf in der 13. Minute zentral aus 18 Metern und in der 21. Minute nach einem Abwehrpatzer auf der rechten Seite. Ein direkt verwandelter Freistoß von Nils Scheibner besiegelte in der 42. Minute die Niederlage der insgesamt schwachen Gäste.

Freilich waren die Tore Geschenke. Beim ersten klärte die Innenverteidigung halbherzig und legte für Lancker auf. Beim zweiten verlängerte ein Spieler aus Holvede einen langen Ball direkt in den Lauf des schnellen Außen, beim dritten verschätzte sich Torwart Kai Schlenczek.Mattfeldt war dennoch nicht hundertprozentig zufrieden. Die Fehlpassquote gefiel ihm nicht, das Halbherzige, das manchmal unsouveräne Defensivverhalten. Aber die Handschrift des Trainers ist längst sichtbar.

Elstorf bolzt die Bälle nicht mehr hinten aus der Dreierkette heraus. Mattfeldt führte die Viererkette ein. Die Verteidiger eröffnen das Spiel, tragen den Ball ins Mittelfeld. Dort stehen die Techniker, die die Bälle an die schnellen Außen verteilen. Mittlerweile schlägt der TSV Elstorf Kapital aus seinen pfeilschnellen Flügelflitzern. Die beiden Tore von Jonas Lancker sind der beste Beweis.Der erfahrene Trainer setzte neue Reize im Training und hielt neue Ansprachen. Mattfeldt gibt in Elstorf jetzt Theorie-Stunden. Am Flipchart erarbeitet der Trainer mit seinen Spielern Lösungen für den Spielaufbau und lässt sie danach auf dem Rasen umsetzen. "Wir stellen den Fußball in Elstorf auf professionellere Füße", sagt Mattfeldt.

In Ahlerstedt führte Mattfeldt viele fertig ausgebildete Spieler. In Elstorf erklärt er das Einmaleins. "Es macht Spaß. Das Team lechzt danach, Neues zu lernen", sagt Mattfeldt. Der TSV belegt nach dem Sieg vom Wochenende Rang sieben in der Tabelle. Doch aufs Tableau schaut der Trainer derzeit kaum. Vielleicht nächste Saison. Mit einem Kader, der zu 90 Prozent aus eigenem Nachwuchs besteht, peilt der TSV Elstorf frühestens in der kommenden Saison den Wiederaufstieg in die Bezirksliga an. Das, mehr Stabilität und finanzielle Gesundheit sind die internen Ziele des Vereins.

Obmann Ingo Rischer (47) hat Hartmut Mattfeldt nach Elstorf geholt und berichtet ganz stolz von den Bedingungen an der Schützenstraße, vom ehrenamtlichen Engagement aller Abteilungen und davon, dass Vereine sportlichen Erfolg kurzzeitig durch Geld erzielen könnten, das aber nicht der Elstorfer Weg sei. Der Liebhaber-Klub "Club Föftig" zahlt den Spielern Siegprämie. Mehr gibt es nicht.

"Wer in Elstorf spielt, spielt hier aus Leidenschaft und Identifikation", sagt Rischer. Letzteres kommt bei Hartmut Mattfeldt mit der Zeit. Er wohnt zwar seit 15 Jahren in Elstorf, aber nur aus beruflichen Gründen. Mit dem Verein verband er vor seinem Wechsel kaum etwas. Die Leidenschaft allerdings war vom ersten Tag an da. "Ich habe den Wechsel nie bereut", sagt der Trainer, der sich vor seiner ersten Übungseinheit mit seinem neuen Personal schon fragte, ob er nicht unterfordert werden würde.

Wurde er nicht. Mattfeldt sieht sich in Elstorf als "Fußballlehrer" und geht auf in dieser Rolle."Wir sind mega-glücklich, solch einen Trainer zu haben", sagt Kapitän Jonas Lancker. Mit Mattfeldt kam in Elstorf die "klare Spielidee, ein Plan und mehr Struktur". Die Spieler haben Lust zu lernen, wenngleich sie in einigen Spielen in der laufenden Saison Lehrgeld zahlen mussten, weil sie manchmal zu grün hinter den Ohren agierten.

Lancker spielt seit vier Jahren mit der Binde am Oberarm und ist auf dem Platz die rechte Hand des Trainers. "Kommunikation ist das A und O", sagt Lancker. Und Mattfeldt rede viel mit den Spielern. Der TSV Elstorf befinde sich in einem Reifeprozess, der Zeit benötige. Unter den Top fünf am Ende der Kreisligasaison zu landen sei der aktuelle Anspruch. Im nächsten Jahr könne der Verein vielleicht vom Aufstieg sprechen.

Aufrufe: 09.11.2015, 20:36 Uhr
Tageblatt / Daniel BerlinAutor