2024-05-10T08:19:16.237Z

Kommentar
Die luxemburgische U16 - Foto: www.paulmedia.lu
Die luxemburgische U16 - Foto: www.paulmedia.lu

Mit Luxemburg zur EM?

Das Potenzial für eine zukünftige Endrundenteilnahme ist theoretisch vorhanden, aber...

Aufgrund der konsequenten Nachwuchsarbeit könnte Luxemburg bald in die Fußstapfen Islands oder Nordirlands treten, doch kann das eigene Potenzial je voll ausgeschöpft werden?

Dass die FLF mit ihrer Fußballschule in Monnerich viele gute Talente ausbildet, die später oft den Weg in ausländische Nachwuchszentren finden hat sich in den Nachbarländern und -regionen mittlerweile herumgesprochen.

Bei der luxemburgischen U19-Auswahl stehen laut flf.lu z.B. ganze 16 Spieler in Diensten von ausländischen Vereinen, gleich sieben davon sind bzw. waren bis vor Kurzem beim 1.FC Saarbrücken. Auffallend ist, dass viele bei Vereinen spielen, die eine geografische Nähe zu Luxemburg haben. Neben Saarbrücken sticht in der Hinsicht natürlich der FC Metz hervor, mit Jan Ostrowski spielt ein Luxemburger beim FSV Mainz 05.

Da aber viele dieser Spieler sich sehr gut entwickeln und etliche von ihnen eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, ist der Verband mit einer neuen Art Problem konfrontiert: wenn sich diese Talente noch weiter entwickeln, werden Sie auch für die Heimatländer ihrer Eltern interessant.

Bekanntestes Talent, das in Luxemburg aufwuchs, die Sprache spricht, sämtliche Jugendnationalmannschaft der FLF durchlief, beim FC Metz Profi wurde und nun nicht für Luxemburg aufläuft sondern für Bosnien-Herzegowina ist die kürzliche Neuverpflichtung von Juventus Turin, Miralem Pjanic.

Werden weitere folgen? Laut einem „L'Essentiel“-Artikel aus dem März diesen Jahres sollen sich Vahid Selimovic (Serbien) und Emir Bijelic (ebenfalls Bosnien) gegen die FLF entschieden haben. Ähnliches könnte Ryan Johansson vorhaben: in Luxemburg aufgewachsen und seine Grundausbildung im Fußball hier genossen, kann Johansson theoretisch für drei Länder spielen: Irland, Schweden und Luxemburg. Diese drei Nachwuchshoffnungen sind Teil des bekannten Leistungszentrums des FC Metz in Lothringen.

Dass es selbstredend auch anders geht, zeigt der Fall Christopher Martins. Das Talent von Olympique Lyon zögerte seine Entscheidung, für die Wahlheimat seiner Eltern, Luxemburg, oder deren richtige Heimat, die kapverdischen Inseln, zu spielen bis nach seinem 18.Geburtstag hinaus und entschied sich dann entgegen der Möglichkeit, mit den Kapverden u.U. beim Afrika-Cup mitzuspielen, dafür, für Luxemburg aufzulaufen.

Man könnte in diese Liste natürlich z.B. Spieler wie Daniel Da Mota oder Ante Bukvic aufnehmen, doch trotz ihrer Qualitäten stand wohl nie zur Debatte, dass sie für ihre jeweiligen Heimatländer auflaufen würden.

Als Fan der luxemburgischen „Roten Löwen“, aber auch als Trainer der Nationalmannschaft, würde man sich natürlich sehr freuen, wenn alle diese Talente sich für Luxemburg entscheiden würden, denn man hätte eine rosige Zukunft vor sich. Erst kürzlich meinte Nationaltrainer Luc Holtz in einem Interview, dass man mit 20 Profis eine Chance hätte, von einer Endrunde träumen zu können.

Dass die angesprochenen und weitere Spieler im Großherzogtum nicht völlig integriert seien, scheint fraglich, wird doch im Nachwuchs wie z.B. vor Kurzem beim Freundschaftsländerspiel der U16 Luxemburgs gegen Indien durchweg luxemburgisch auf dem Platz gesprochen und die Hymne inbrünstig mitgesungen.

Sollte man diesen Jungs nicht also zu vermitteln versuchen, dass man mit ihnen in Zukunft Großes erreichen könnte, dass man Geschichte schreiben könnte? Oder muss die FLF alternative Wege einschlagen? Da man dem geschilderten Problem, was es aus Sicht der FLF ja ohne Zweifel ist, nie 100%ig aus dem Weg gehen kann, muss der Verband quasi immer einen Plan B parat haben, was mit den Einbürgerungen von Spielern wie Chanot und Moris, die luxemburgische Ahnen hatten, ja bereits geschehen ist. Dass man auch auf einem solchen Weg weit kommen kann, belegt im Moment Wales bei der Euro: deren Verband hat eigens einen Ahnenforscher engagiert um Spieler mit walisischen Wurzeln zu finden.

So muss die FLF bei vielen der selbst ausgebildeten Talente am Ende fürchten, ob ihre Bemühungen, die in diese Ausbildung gesteckt wurden, später nicht einem anderen Verband mehr von Nutzen sind als einem selbst.
Aufrufe: 017.6.2016, 11:30 Uhr
Paul KrierAutor