2024-05-08T14:46:11.570Z

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Von der Mannschaft gefeiert: Lars Flommersfeld geht mit gutem Beispiel voran.
Von der Mannschaft gefeiert: Lars Flommersfeld geht mit gutem Beispiel voran.

Mit Hand und Verstand

Der Guldentaler ,,Anti-Maradona" Lars Flommersfeld wird für seine Fairplay-Aktionen ausgezeichnet

Guldental. Die Überraschung war gelungen: Die ,,Spielersitzung", die Guldentals Vorsitzender Bernd von der Weiden kurzfristig angesetzt hatte, war eine in geheimer Mission vorbereitete Würdigung, von der weder der Geehrte noch die Kameraden etwas ahnten.

Spätestens aber bei den einleitenden Worten des Kreisehrenamtsbeauftragten Rainer Peitz war jedem klar, worum es ging: ,,Großer Sport beginnt mit kleinen Gesten" - das konnte nur auf Lars Flommersfeld gemünzt sein, der im Herbst mit gleich zwei beispielhaften Fairplay-Aktionen auf dem Rasen beeindruckte, als er als eine Art ,,Anti-Maradona" zu Ungunsten seines Vereins ein bereits zugesprochenes ,,Handtor" und vier Wochen später einen Elfmeter annullieren ließ. Nachdem die AZ das vorbildliche Verhalten ,,gemeldet" hatte, wurde Flommersfeld jetzt im Rahmen der DFB-Aktion ,,Fair ist mehr" zum ,,SWFV-Sieger des Monats" ausgezeichnet. ,,Ich hoffe, dass diese Aktionen Nachahmer finden", unterstrich Peitz, dass es im Sport um mehr als nur Tore und Punkte gehe.


Durch Miro Klose inspiriert

Wie Flommersfeld im Gespräch mit der AZ betonte, war es für ihn gar keine große Frage, diese Handspiele zuzugeben - wenn es auch tragisch für sein Team mit jeweils einer Niederlage endete. ,,Im Amateursport geht es nicht ums Geld Verdienen", unterstrich der 24-jährige, dass hier für ihn andere Werte zählten, die ihm auch schon im Elternhaus vermittelt worden seien. Das zähle auch im Berufsleben, wo er sich als Bankkaufmann in seine Kunden hineinversetzen und ihnen ein bedarfsgerechtes Angebot machen müsse - eben fernab vom Klischee, dass man etwas angedreht bekomme.

Für die prägende Szene sorgte aber Miroslav Klose, der wegen eines Handspiels sein Führungstor für Lazio Rom gegen Neapel zurücknehmen ließ. Damals hatte sich Flommersfeld vorgenommen, dass er genauso handeln würde, falls er einmal in die Situation komme - und sich dann auch daran gehalten. Dass er noch ein zweites Mal seiner Elf durch eine solche Geste einen möglichen Nachteil bescherte, war für ihn zwar eine zwiespältige Situation, aber eine ebenso ganz klare Entscheidung: ,,Sonst wäre ich mir unglaubwürdig vorgekommen."

Ausdrücklich unterstreicht er, dass es ihm keinesfalls darum ging, sein Image aufzupolieren, das bei ihm als Vollblutstürmer mitunter ein wenig ramponiert erscheine, weil er eben mit vollem Einsatz dorthin geht, wo es weh tut und mitunter nach harten Fouls auch ein wenig ,,nachkartet". Als ehemaligem Jugendtrainer liege es ihm am Herzen, dass er auch ein Vorbild sei für die jungen Zuschauer am Spielfeldrand. Von den jeweiligen Gegnern hatte er jedenfalls sehr viel Zuspruch und Dank erfahren, deren Trainer gaben sogar zu, dass sie wohl selbst nicht so gehandelt hätten. Nicht ganz so euphorisch wie die ,,Begünstigten" waren die eigenen Kameraden, von denen es nie eine Kritik gegeben habe - im Gegenteil: Etliche drückten sogar ihre tiefe Anerkennung aus. Aber natürlich werde bis heute kräftig gefrotzelt.

Den sechs verlorenen Punkten trauere man schon hinterher, gab indes von der Weiden zu, dass er sich richtig geärgert habe: Allerdings nur wegen der Niederlagen, an denen Flommersfeld allerdings nicht schuld sei. Man habe noch genügend Chancen gehabt, die Punkte einzufahren. ,,Wir stehen hinter ihm", unterstreicht der Vereinschef und betont, dass er sich sogar wünschen würde, dass alle im Team so vorbildlich agieren - selbst wenn man dadurch absteigen würde. Nicht ganz so rosa sehen es die beiden Trainer: ,,Beim Tischtennis früher habe ich jeden Kantenball zugegeben, beim Fußball hätte ich nicht so gehandelt", sagt Wolfram Kruger, der auch noch der Patenonkel Flommersfelds ist: Die Ehrlichkeit werde da einfach nicht belohnt, erinnert er daran, dass sogar nach einer dieser Fairplay-Aktionen die ,,beschenkten" Gegner bei einem harmlosen Einwurf auf ihrem - falschen - Vorteil beharrten. Und gegen Monzingen habe der Gegner zwei Minuten weiter gespielt, obwohl ein Guldentaler verletzt war und noch am Boden liegend vor dem TuS-Treffer das Abseits aufhob. Auch Trainer André Böttner hätte anders gehandelt - alleine weil er aus dem bezahlten Fußball beim Oberligisten Wörsdorf kommt: Da wäre es vielleicht beim ersten Mal witzig gewesen, ein zweites Mal hätte man die Kameraden aber nicht um die Erfolgsprämie bringen können. Er denkt auch, dass für die Entscheidungen der Schiedsrichter auf dem Platz stehe. Da könne man als Spieler vielleicht ehrlich sein, wenn man gefragt werde, müsse aber nicht unbedingt von sich aus hingehen. Dabei spreche er allerdings als Trainer, der ja für den Erfolg bezahlt werde.



Was war passiert?

- Im A-Klassen-Spiel gegen Medard hatte Lars Flommersfeld kurz vor der Pause beim Hochspringen nach einer Ecke den Ball mit der Hand erwischt und so verändert, dass er zum 1:0 im Netz landete. Im direkten Gegenzug zum zurückgenommenen Tor fiel das 0:1. Das Spiel endete 0:2.

- Gegen Braunweiler/Sommerloch berührte der Angreifer im Luftkampf den Ball mit der Hand. Der Referee hatte das Handspiel gesehen, aber dem Gegenspieler zugeschrieben und auf Elfmeter entschieden. Flommersfeld gab beim Schiri das eigene Handspiel zu. Die Partie endete 2:3.

Aufrufe: 018.12.2015, 17:30 Uhr
Heidi SturmAutor