2024-05-17T14:19:24.476Z

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Mit Einsatz, Ehrgeiz und Talent nach oben

Lars Aarts pfeift mit 21 Jahren in der Oberliga

Lars Aarts gelang in nur acht Jahren das, wovon andere träumen: Er pfeift Spiele in der Oberliga. Angefangen hatte alles vor sieben Jahren. Da nahm er an einem Projekt in der Gocher Gesamtschule teil, die die Ausbildung zum Schiedsrichter zum Ziel hatte.
Lars Aarts ist in Goch zu Hause, als Schiedsrichter pfeift er für Union Wetten. In diesem Jahr hat er es in die Oberliga geschafft. Der 21-Jährige ist damit der jüngste Unparteiische in der höchsten Verbandsklasse am Niederrhein.

Als er Anfang 2008 an einer Arbeitsgemeinschaft (AG) an der Gocher Gesamtschule teilnahm, um Referee zu werden, hat er noch nicht mit dem Gedanken gespielt, Spiele in den höheren Klassen zu pfeifen. "Damals war es schön, dass man sich mit 14 Jahren ein wenig Taschengeld verdienen konnte. Außerdem hat man als Schiedsrichter zu allen nationalen Fußballspielen bis zur Bundesliga und dem DFB-Pokal freien Eintritt. Das war für mich ein schöner Anreiz, Schiedsrichter zu werden", erzählt Aarts knapp acht Jahre später.

Deshalb nahm er an der AG teil, die die Gesamtschule in Kooperation mit dem Fußballkreis Kleve-Geldern anbot, um neue Unparteiische zu finden. Im Februar 2008 legte er seine Prüfung ab und pfiff im April mit gerade einmal 13 Jahren und elf Monaten seine erste Partie. "Das war ein C-Jugendspiel bei Siegfried Materborn", erinnert sich Aarts, der bei seiner Premiere von den Eltern begleitet wurde. Ein wenig nervös sei er gewesen, gibt er heute zu. Doch je mehr Spiele er pfiff, desto besser gefiel dem früheren Fußballer seine neue Tätigkeit.

Nicht zuletzt auch deshalb, weil er viel Unterstützung seitens der Lehrwarte und Schiedsrichter-Kollegen im Kreis erhielt. "In meinem ersten Spiel ging es erst mal um grundlegende Dinge: Wie zeige ich einen Abstoß oder Einwurf an, wie bewerte ich ein Foul, und wie fülle ich Spielberichte aus", sagt Aarts, der auch noch eine amüsante Anekdote zu erzählen hat. "Damals war ich nur 1,55 Meter groß. Selbst das kleinste Trikot in Größe S war mir zu groß und reichte mir an den Ärmeln bis zu den Fingerspitzen. Mittlerweile passt mir Größe M." Auch in die Schiedsrichter-Tätigkeit muss man eben erst hineinwachsen.

Das tat Aarts in den folgenden Jahren. Mit Lehrgängen unter anderem in Berlin sowie Schulungsabenden im Kreis und später am Stützpunkt in Duisburg bildete er sich weiter. "Dazu gehören auch heute noch die Analysen nach dem Schlusspfiff und manchmal auch Videostudien", berichtet Aarts. Schnell arbeitete er sich so nach seinem ersten Senioren-Spiel im Juli 2011 weiter nach oben.

Von der Kreisliga ging es in Bezirksliga, dann in die Landesliga, bis er in diesem Jahr sein erstes Spiel in der Oberliga pfiff. Dort erlebte er auch eines seiner bisherigen Highlight-Spiele. Im November pfiff er die Partie zwischen KFC Uerdingen und dem VfB Hilden (5:0). "Die Atmosphäre in der Grotenburg war schon sehr schön. Alles war sehr professionell", berichtet Aarts. Übertroffen wurde das nur von einem Meisterschaftsspiel beim KFC, das er an der Seite von Martin Thomsen, der als Schiedsrichter des SV Donsbrüggen mittlerweile in der zweiten Bundesliga pfeift, als Assistent begleitete. "Da waren 2.500 Zuschauer im Stadion", erinnert sich Aarts. Dementsprechend sei auch die Stimmung eine besondere gewesen. "Als Fußballer hätte ich nie die Möglichkeit gehabt, so hoch zu spielen. In der Bezirksliga wäre maximal Schluss für mich gewesen", meint Aarts.

Dem 21-Jährigen habe seine Aufgabe als Schiedsrichter in den vergangenen Jahren auch sehr viel zurückgegeben. "Meine Persönlichkeit hat sich dadurch enorm weiter entwickelt. Davon habe ich auch beruflich profitiert", sagt Aarts, der in der forensischen Psychiatrie arbeitet. Allerdings sei es nicht immer einfach, seine Tätigkeit auf dem Fußballplatz mit der Arbeit, dem Studium und dem Privatleben zu koordinieren. "Man braucht eine Familie und eine Freundin an der Seite, die Verständnis aufbringt, wenn man jeden Sonntag mit Ausnahme der Winter- und Sommerpause unterwegs ist, und einen unterstützt", erläutert der Gocher.

In den nächsten Jahren peilt Aarts noch weitere Aufstiege an. "Die Jugend-Bundesliga ist zunächst mein primäres Ziel. Langfristig möchte ich auch Spiele in der Regionalliga leiten", sagt der aufstrebende Schiedsrichter. Auch die erste und zweite Bundesliga wären ein Traum, den er gerne verwirklichen würde. "Aber je höher die Klasse, desto weniger erreichen sie. Da muss man neben Talent und Ehrgeiz auch Glück haben, dass man das richtige Spiel, den richtigen Beobachter und die richtige Leistung zur richtigen Zeit hat", ordnet Aarts, der sich dreimal die Woche mit Laufeinheiten fit hält, seine Träume realistisch ein. Mit Bundesliga-Schiedsrichter Guido Winkmann vom SV Nütterden und Thomsen haben es immerhin schon zwei Klever ins Bundesliga-Oberhaus geschafft.

Mit 21 Jahren hat Lars Aarts den Schritt in die Oberliga, der höchsten Klasse des Verbandes, schon sehr früh geschafft. "Er hat sehr überzeugende Leistungen gezeigt, und die wurden entsprechend anerkannt", begründet Holger Hahn, kommissarischer Vorsitzender des Kreisschiedsrichter-Ausschusses (KSA), den schnellen Aufstieg seines jungen Kollegen. Besonders lobt Hahn Aarts' Bemühungen und Ehrgeiz. "Wer viel investiert, wird auch gehört und kann dementsprechend auch hoch kommen", sagt Hahn. Lars Aarts hat gute Chancen, dass sein Weg als Schiedsrichter nicht in der Oberliga endet.

Aufrufe: 02.1.2016, 17:54 Uhr
RP / Sabrina PetersAutor