2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Bogens Klubchef Franz Hilmer F: Meier
Bogens Klubchef Franz Hilmer F: Meier

»Mit einem möglichen Abstieg beschäftige ich mich nicht«

Jahresinterview TSV Bogen - Teil 1: Mit Wagner, Lahner, Rainer, Hilmer und Mrozek

Im ersten Teil unseres Rückblicks auf das ereignisreiche Jahr 2015 des TSV Bogen zieht Trainer Andreas Wagner Zwischenbilanz und Vorstand Franz Hilmer verrät, wie groß seine Angst vor einem möglichen Abstieg ist. FuPa lässt das Spieljahr 2015 im ausführlichen Jahresinterview mit Trainer Andreas "Stonie" Wagner, "Co" Andreas Lahner, Spielführer Markus Rainer, Vorstand Franz Hilmer und dem sportlichen Leiter Gregor Mrozek Revue passieren.
FuPa: Die Saison 2014/2015 wurde auf einem hervorragenden vierten Tabellenplatz abgeschlossen. In der aktuelle Saison steht ihr zwar knapp über dem Strich, steckt aber mitten im Abstiegskampf. Wie sieht dein Fazit für das Kalenderjahr 2015 aus?
Andreas Wagner (38): In erster Linie haben wir in der vergangenen Saison den vierten Platz belegt, weil wir eine sehr gute Herbstrunde spielten, die von großem Erfolg geprägt war. Wir sind mit 40 Punkten in die Winterpause gegangen. Wenn man die Frühjahrsrunde betrachtet, war diese nicht mehr so erfolgreich, obwohl wir am Ende auf Tabellenplatz vier abschließen konnten. In der aktuellen Saison sind wir zur Winterpause sechs bis acht Punkte hinter unserem eigenen Erwartungshorizont zurück. Es kommt mir allerdings manchmal so vor, als würde Bogen mit dem Borussia Dortmund der letzten Saison verglichen. Nach dem Motto, die müssen in die Champions League und jeder ist bei uns überrascht, dass wir heuer gegen den Abstieg spielen. Der Verein hat im Sommer kommuniziert, dass das erste Ziel der Klassenerhalt ist. Wenn es am Ende der Saison ein einstelliger Tabellenplatz wird, wären wir alle hochzufrieden. Es hat seine Gründe, dass wir momentan nicht auf einem einstelligen Tabellenplatz liegen und sechs bis acht Punkte zu wenig auf dem Konto haben. Wir werden aber deswegen nicht durchdrehen und das Ganze auch nicht zu negativ betrachten.

Die Hinrunde war von großem Verletzungspech geprägt. Wie schwierig war die Situation für euch im Trainerteam, ihr musstet ja über Wochen mit einem Rumpfkader arbeiten?
Andreas Lahner (49): Das war mit Sicherheit keine einfache Situation. Wir hatten über Wochen zum Teil nicht einmal eine zweistellige Trainingsbeteiligung. Das war für alle Beteiligten sehr schwierig. Ein geregelter Trainingsbetrieb war im September und Oktober nicht möglich. Wir haben aber immer versucht, das Beste herauszuholen. Ob uns das gelungen ist, darüber kann man sicherlich diskutieren.

Rainer: »Ich habe eine ganz schlechte Hinrunde gespielt.«


Markus, auch du hattest mit Verletzungsproblemen zu kämpfen und warst selten hundertprozentig fit. Wie beurteilst du die Lage? Muss man aufgrund der vielen Ausfälle mit der Zwischenbilanz zufrieden sein?
Markus Rainer (28): Nein, man kann mit der Zwischenbilanz nicht zufrieden sein. Ich bin auch selber mit mir sehr unzufrieden. Ich habe mich in der Vorbereitung verletzt und im September erneut. Ich habe eine ganz schlechte Hinrunde gespielt. Trotz der vielen Ausfällen waren wir immer noch vernünftig aufgestellt, haben aber zu wenige Punkte geholt. Ich hoffe, dass sich das im Frühjahr ändert und wir unser wahres Gesicht zeigen.

Gregor, du arbeitest mittlerweile seit einem knappen Jahr als sportlicher Leiter beim TSV Bogen. Wie beurteilst du die Entwicklung des Vereins? Was muss noch besser werden? Was läuft gut?
Gregor Mrozek (35): Man kann sich definitiv immer verbessern. Wir wollen uns auf dem bisher Erreichten nicht ausruhen. Ich denke, dass wir die richtigen Spieler geholt haben, was auch die Entwicklung des einen oder anderen zeigt. Talentierte Spieler wie Robert Schinnerl und Patrick Fuchs haben sehr viele Spiele gemacht. Wir haben uns auch im organisatorischen Bereich verbessert und versuchen, die Dinge strukturell anzugreifen. Wir sind auf einem guten Weg, dürfen uns aber nicht ausruhen und haben noch jede Menge Arbeit vor uns.





Beim TSV Bogen ging es in den letzten Jahren stetig bergauf. In der aktuellen Runde kämpft ihr auch aufgrund der angesprochenen Probleme gegen den Abstieg Wie groß ist die Angst beim Präsidenten, dass es eine Liga runter gehen könnte?
Franz Hilmer: Wir werden die Liga sicher nicht im Vorbeigehen halten. Ich bin aber überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Die Qualität der Mannschaft ist hoch und die Kameradschaft innerhalb der Truppe ist top. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass unsere Trainer das Team optimal vorbereiten werden und wir einen perfekten Start hinlegen werden. Wir haben zum Auftakt gleich drei Heimspiele und die werden wir erfolgreich gestalten. Gelingt uns das, wird der Druck schon deutlich weniger. Mit einem möglichen Abstieg beschäftige ich mich nicht, da wir vollstes Vertrauen in unser Trainer- und Spielerteam haben.

Schon der Saisonstart war sehr holprig. Die Vorbereitung verlief sehr durchwachsen. Woran lag das und hatte das unter Umständen auch Einflüsse auf die eine oder andere Verletzung?
Andreas Wagner: Unsere Vorbereitung war ncht gut, trotzdem haben wir aus den ersten zehn Partien 16 Punkte geholt und waren nicht schlecht im Rennen. Beginnend mit dem Todesfall von Tim Edsperger ging es aber bergab und wir hatten irgendwie die Seuche. Woche für Woche kam ein verletzter Spieler mehr dazu. Als im September absehbar war, dass viele Akteure erst kurz vor der Winterpause oder zum Teil gar nicht mehr zurückkommen, mussten wir unsere Ziele neu definieren. Wir wollten gerne mit 30 Punkten in die Winterpause gehen, haben dies aber dann aufgrund der vielen Ausfälle auf 25 Zähler korrigiert. Diese Marke konnten wir gerade noch erreichen und durften deshalb über dem Strich Weihnachten feiern. Die Verletzungen kann man nicht auf die Vorbereitung zurückführen, das war zum Teil höhere Gewalt. Matthias Dürmeyer hat sich beispielweise am Meniskus verletzt, Daniel Nutz wurde gegen Vilzing brutal gefoult.

Lahner: »Die Qualität unseres Kader ist bayernligatauglich, darüber braucht man überhaupt nicht zu diskutieren.«


Der personelle Tiefpunkt war beim Spiel in Sonthofen erreicht. Mit Dietmar Petzenhauser stand der 44-jährige Tormanntrainer zwischen den Pfosten, die Auswechselbank war nur spärlich besetzt. Trotzdem hat die Mannschaft auch in dieser Phase immer ordentliche Resultate erzielt. Das spricht auch für die Qualität die eigentlich im Kader steckt, oder?
Andreas Lahner: Die Qualität unseres Kader ist bayernligatauglich, darüber braucht man überhaupt nicht zu diskutieren. Trotz allem bin ich der Meinung, dass der eine oder andere Spieler noch eine Zeit braucht, um die notwendige Bayernligahärte zu erlangen. Das gilt gerade für unsere jungen Spieler, die ihre Sache aber sehr gut machten. Über einen längeren Zeitraum ist der Ausfall von erfahrenen Leistungsträgern aber nicht zu kompensieren. Gerade in schwierigen Phase hat sich das bemerkbar gemacht.

Mit einem Sieg beim abschließenden Match in Hankofen hättet ihr einen „Big Point“ setzen und euch etwas von der Abstiegszone distanzieren können. Wie groß war die Enttäuschung nach dieser Niederlage, zumal ihr euren Erzrivalen davonziehen hättet können?
Franz Hilmer: Ich war bei diesem Spiel leider oder vielleicht auch gottseidank nicht vor Ort. Ich war brutal enttäuscht, weil die Einstellung und Motiviation, wie ich mir berichten lassen habe, sehr schlecht war. Das ist nicht akzeptabel, wenn man zuvor zwei Siege erringt und man wieder auf einen Kader mit fünf oder sechs Auswechselspielern zurückgreifen kann. Es gab also keine Ausrede und die Niederlage hat richtig weh getan. Zumal man ein Derby ohnehin nur sehr ungern verliert.


Der Trainer kritisierte nach der Pleite in Hankofen die Einstellung der Mannschaft. Ihr habt doch auch sehr viele junge Spieler im Team, die im Herrenbereich noch nie gegen den Abstieg spielen mussten. Habt ihr die notwendigen Basics, um diese zweifelsohne nicht einfache Situation meistern zu können?
Markus Rainer: Ich glaube, dass die Basics vorhanden sind, um im Abstiegskampf zu bestehen. Viele Spieler müssen aber wach werden und wir dürfen nicht glauben, dass es von alleine geht. Wir machen oft zwei gute Spiele und dann kommt wieder so ein Auftritt wie in Hankofen. Was wir in diesem Spiel abgeliefert haben, war eine absolute Frechheit. Es liegt aber nicht an unseren jungen Spielern, sondern auch an uns erfahrenen Kräften. Wir müssen die Youngsters besser unterstützen und auch mal vorangehen. Das geht schon im Training los.

Auffallend ist die mäßige Heimbilanz. Erst zweimal konnten Jordan, Müller & Co. das Spielfeld im eigenen Stadion als Sieger verlassen. Gibt es dafür eine Erklärung?
Gregor Mrozek: Wenn wir eine Erklärung hätten, würden wir das abstellen. Wir reden und analysieren mit den Trainern sehr viel. Die Jungs versuchen immer, daheim saubere Spiele abzuliefern. Vielleicht macht sich die Mannschaft zu viel Druck und meint, es vor eigenem Publikum besonders gut machen zu müssen. Auswärts hat es bisher besser geklappt. Wir haben einige Punkte sehr unglücklich liegen lassen. Im Frühjahr müssen wir versuchen, daheim besser zu punkten. Aber so ist der Fußball.

Das Interview führte Thomas Seidl.


Im zweiten Teil des großen Bogen-Jahresrückblick verrät Kapitän Markus Rainer, auf was sich Mannschaft und Verantwortliche unter dem zukünftigen Coach Sepp Beller einstellen müssen.
Aufrufe: 012.1.2016, 12:00 Uhr
Thomas SeidlAutor