2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Bei der TuS Koblenz hat der 21-jährige Sven Wurm (r.), der seine Fußballerlaufbahn beim TuS Reichshof begann, sogar schon Regionalligaluft geschnuppert und den Traum von Profifußball noch lange nicht begraben. Foto: Giesen
Bei der TuS Koblenz hat der 21-jährige Sven Wurm (r.), der seine Fußballerlaufbahn beim TuS Reichshof begann, sogar schon Regionalligaluft geschnuppert und den Traum von Profifußball noch lange nicht begraben. Foto: Giesen

Mit Ehrgeiz ist alles möglich

Interview der Woche mit Wiehls Torschützenkönig Sven Wurm – Traum vom Fußballprofi noch nicht aufgegebenrn

Sven Wurm gehört seit seinem Wechsel im Sommer 2015 zu den Leistungsträgern beim FV Wiehl. Aktuell ist der Abwehrspieler sogar bester Torschütze des Teams von der Eichhardt. Thomas Giesen sprach mit ihm über seine Laufbahn und seine Pläne.
Sie sind von ihrem Heimatverein TuS Reichshof schon als Elfjähriger gleich in die Jugend von Bayer Leverkusen gewechselt. Wie kam es dazu?
Sven Wurm: Wir haben beim TuS Reichshof ein Hallenturnier gespielt. Ich bin damals noch von meinem Vater trainiert worden. Der 1995er Jahrgang des Vereins war sehr gut und wir wurden von Leverkusener Scouts beobachtet. Anschließend bin ich zu einem Probetraining eingeladen worden.

War es nicht schwierig, als so junger Mensch einen solchen Schritt zu gehen?
Wurm: Es war eine schwere Entscheidung. Meine Eltern waren auch nicht überzeugt davon, dass es gut ist und fanden es etwas früh. Aber es hatte schon ein Jahr zuvor eine Anfrage aus Leverkusen gegeben und irgendwann ist der Druck von meiner Seite so groß geworden, dass sie nachgegeben haben.

Sie haben dann fast ihre gesamte Juniorenzeit als Fußballer in Leverkusen verbracht, haben dann aber noch ein halbes Jahr bei der Wiehler A-Jugend in der Mittelrheinliga verbracht. Warum der Wechsel und warum sind Sie anschließend nur eine Halbserie beim FV Wiehl geblieben?
Wurm: Ich bin in der Winterpause 2013/2014 gewechselt, weil feststand, dass die U23 von Bayer Leverkusen aufgelöst wird und es für uns junge Spieler keine Perspektive mehr gab. Das war sehr enttäuschend, denn die U23 wäre ein gutes Sprungbrett gewesen. In Wiehl bin ich dann von mehreren Beratern angesprochen worden und hatte Anfragen aus der Regionalliga von den Sportfreunden Siegen und dem 1. FC Saarbrücken, habe mich dann aber für einen Wechsel zur TuS Koblenz entschieden. Dort gab es aber finanzielle Probleme und die Mannschaft ist aus der Regionalliga abgestiegen. Aber die Zeit in Koblenz war für mich ein echtes Highlight.

Warum?
Wurm: Ich hatte dort mit Petrik Sander einen Trainer, der ein echter Vollprofi ist und schon mit Energie Cottbus in der Ersten Bundesliga gearbeitet hat. Bei ihm war jede Trainingseinheit bis auf die Minute durchgeplant. Das hat richtig Spaß gemacht. Ich beobachte Koblenz noch immer. Die Mannschaft hat ja den Wiederaufstieg in die Regionalliga geschafft und hält sich dort auch ganz gut. Das liegt sicher auch an der Arbeit von Petrik Sander.

Sie sind dann zurück nach Wiehl. Ist der Traum vom Profifußball damit begraben?
Wurm: Nein. Noch habe ich nicht damit abgeschlossen. Aber ich möchte jetzt erst meine Ausbildung zum Industriekaufmann abschließen. Ich glaube, dass wenn man ehrgeizig ist, dann ist alles möglich. Wenn man jeden Tag Gas gibt und daran glaubt, dass man mehr kann, dann wird man auch belohnt für seine Arbeit. Wenn es mit dem Profifußball nicht klappt, dann möchte ich jedenfalls so hoch wie möglich spielen.

Welche Liga würden Sie sich denn zutrauen?
Wurm: Das kann ich nicht sagen. Ich habe ja auch schon einige Erfahrungen gesammelt und glaube, man muss von Jahr zu Jahr denken. Es geht im Fußball schnell rauf und runter – das habe ich in Leverkusen und Koblenz gelernt. Irgendwann werde ich wissen, wenn es nicht mehr weiter geht. Und dann muss man das auch so akzeptieren.

Warum versuchen Sie nicht jetzt schon, woanders unterzukommen, als in der Landesliga?
Wurm: Ich wollte für die Zukunft etwas auf dem Papier haben. Darum mache ich die Ausbildung. Der FV Wiehl hat mir dabei sehr geholfen, einen Platz zu finden, und ich bin sehr dankbar dafür. Es gab immer wieder Anfragen, aber ich habe dem Verein die Zusage gegeben, so lange zu bleiben, bis ich die Ausbildung abgeschlossen habe und es ist für mich selbstverständlich, dass ich mich daran halte.

Parallel zur Spielerkarriere trainieren Sie gemeinsam mit Ralf Schneider das B-Jugend Mittelrheinligateam des Vereins. Gehört das zu den Vereinbarungen, die Sie mit dem FV Wiehl getroffen haben?
Wurm: Es hat mich einfach gekitzelt, meine Erfahrungen, die ich im höherklassigen Fußball gesammelt habe, weiterzugeben. Und es macht richtig Spaß. Die Jungs wollen dazulernen und versuchen alles aufzusaugen, was sie über Fußball erfahren können. Ralf Schneider ist als Trainer sehr erfahren und sehr gut organisiert. Wir ergänzen uns sehr gut.

Kann man das Jugendtraining beim FV Wiehl vergleichen mit dem, was bei Bayer Leverkusen passiert?
Wurm: Nein, das ist überhaupt nicht vergleichbar. Das sind zwei verschiedene Welten. In Leverkusen stehen wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund. Dort sollen die Jungs auf den Profibereich vorbereitet werden und man hofft, dass vielleicht zwei oder drei Spieler den Sprung schaffen.

Können Sie sich selbst eine Trainerkarriere vorstellen?
Wurm: Das ist noch weit weg. So lange ich noch selber spiele, habe ich keine Gedanken in diese Richtung.

Wie sieht denn Ihrer Planung aus und wie lange werden Sie dem FV Wiehl erhalten bleiben?
Wurm: Ich habe gelernt, immer offen zu sein und nicht zu viel zu planen. Deshalb gibt es keinen genauen Plan.

Aufrufe: 03.12.2016, 07:00 Uhr
KSTA-OVZ/Thomas GiesenAutor